Rohstoffhandel: Das Aus für Banken

Überraschend zieht sich die US-Bank JP Morgan Chase als erste der Großbanken aus dem Handel von physischen Rohstoffen wie Industriemetallen, Öl und Nahrungsmitteln zurück. Ganz "freiwillig" tut dies JP Morgan scheinbar nicht, es sind eher die äußeren Umstände, unter anderem eine drohende Verschärfung der Regulierung des Handels durch die Rohstoffhandelsaufsicht CFTC oder die US-Börsenaufsicht SEC.

Die SEC-Chefin Mary Jo White wurde zum Thema physischer Rohstoffhandel vor dem Bankenausschuss des US-Senats angehört. Ihre Behörde wolle sich die Rohstoff-Geschäfte der Finanzinstitute näher ansehen und stelle sich die Frage, ob der gleichzeitige Besitz von Lagerhäusern für Metalle, Pipelines und Öltankern und der parallele Handel mit den entsprechenden Rohstoffen nicht zu Verwerfungen am Markt führe und erlaubt bleiben solle. Durch die entsprechenden Strukturen werde der Wettbewerb am Markt offensichtlich verzerrt, und dies könne ein potenzielles Risiko für das Finanzsystem darstellen.

Das gerade JP Morgan nun die Vorreiter-Rolle übernimmt, ist jedoch überraschend, hatte JP Morgan den Rohstoff-Handel nach der Übernahme des Wettbewerbers Bear Stearns, welcher schon länger in dem Geschäft aktiv war, seit 2008 massiv ausgebaut. Während man aus dem physischen Handel (mit Ausnahme des Edelmetall-Handels) aussteigen will, kündigte man seitens JP Morgan an, am Derivate-Geschäft für Rohstoff-Derivate festzuhalten.

Die Großbanken hatten ihren Handel mit physischen Rohstoffen zuletzt ohnehin zurückgefahren, da aufgrund sinkender und zuletzt wenig volatiler Rohstoffpreise, sowie entsprechend hohen Kosten für die Logistik der Handel für die Banken deutlich an Attraktivität eingebüßt hat. Zudem gab es schon in der jüngeren Vergangenheit zunehmend Auflagen und Kontrollen seitens der US-Aufsichtsbehörden.

Nachdem JP Morgan hier nun ein klares Zeichen gesetzt hat, wir es spannend, wie sich die großen Wettbewerber, insbesondere Goldman Sachs oder Morgan Stanley verhalten. Zudem dürfte es schwierig werden, einen Käufer für den Geschäftsbereich zu finden. Große Rohstoffhändler wie Glencore oder Trafigura, die potenziell interessiert sein dürften, müssten sich wohl intensiv mit Auflagen von den entsprechenden Kartellbehörden auseinandersetzen. Zudem wäre ein Verkauf an einen Rohstoffhändler nicht hilfreich bei der Zielstellung, die Abhängigkeiten zu vermeiden und für einen freien Wettbewerb zu sorgen.

Auch ein Verkauf an ausländische Investoren aus China, Indien oder Russland dürfte schwierig sein, auch wenn hier ein potenzieller Investor auftauchen würde, so ist wohl mit entsprechenden Auflagen und Klauseln zu rechnen, um die Rohstoffversorgung der US-Unternehmen nicht zu gefährden.

Im aktuellen Marktumfeld dürfte sich ein Verkauf der Rohstoff-Sparte also äußerst schwierig gestalten und kurzfristig erst mal zu entsprechenden Wertberichtigungen führen. Die komplexe Situation dürfte meiner Einschätzung nach dazu führen, dass dieser Prozess deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt und ggf. noch für die eine oder andere überraschende Wende sorgen könnte.

Ihr Manuel Giesen

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