Kolumne von Dirk Masuch

Risikoanalyse der Goldaktien-ETF´s

In diesem Artikel wende ich mich einem beliebten Anlageobjekt von Mineninvestoren zu, den Exchange Traded Funds (ETF), und unterziehe sie einer sektorspezifischen Risikoanalyse.

Die Idee hinter einer Anlage in einem ETF ist die Streuung der Investition über ein breites Feld von sektorspezifischen Firmen in der Annahme einer Risikoverminderung im Vergleich zur selektiven Investition in einige wenige Titel. Trotzdem hat man Gewinnerwartungen, die der spekulativen Anlage in einzelne Bergbaufirmen nicht wesentlich nachstehen. Es stellt sich die Frage, ob diese Haltung überhaupt realistisch ist, insbesondere im gegenwärtigen Umfeld dramatisch gefallener Edelmetallpreise, das nahezu alle Goldproduzenten unter die Wirtschaftlichkeitsschwelle drückt.

Auch wenn es sowieso schon alle wissen: Die Mehrheit der Goldminenbetreiber produziert gegenwärtig zu Kosten pro Unze oberhalb des Goldpreises, die Firmen verlieren in diesem Umfeld Geld. Das ist so, als ob man als Geschäftsmodell den Verkauf von 100-Euroscheinen zu 95 Euro betreibt, das geht nicht lange gut. Das harte Metall ist in diesem Fall die bessere Anlageform. Dies ist bei dem Gedanken an einen nahen Einstieg in den Bergbausektor mittels eines ETF heute von nicht geringer Bedeutung. Es braucht deutlich höhere Produktpreise, damit die in den Fonds versammelten Firmen wieder in die Gewinnzone kommen.

Für die nachfolgende Risikobewertung verwende ich drei der beliebtesten amerikanischen Goldminenfonds, GDX, GDXJ und GLDX. Die Zusammensetzung der Fonds entspricht im wesentlichen der klassischen Dreiteilung der Bergbauunternehmen in Produzenten, Entwickler und Explorer, wobei es durchaus zu überschneidungen kommt.

Fangen wir an mit GDX, dem Market Vectors Gold Miners ETF. Der Fond beinhaltet die Aktien global diversifizierter Goldbergbaugiganten wie Barrick Gold Corporation (ABX), Goldcorp (GG), Anglo Gold shanti (AU), Yamana Gold Inc. (AUY) und Newmont Mining (NEM). Silver Wheaton (SLV) ist ebenfalls enthalten, obwohl es sich bei der Firma nicht um ein Bergbauunternehmen handelt. Der Fond gilt allgemein als der Sektorfond mit der geringsten Risikoerwartung, da alle enthaltenen Firmen über einen ständigen Strom an Einkünften aus im Betrieb stehenden Minen verfügen, wobei sich gegenwärtig nahezu alle im Fond vertretenen Firmen an oder in der Verlustzone befinden.

Es kommt aber noch eine Reihe fondspezifischer Risiken hinzu, die in der Natur der Goldproduzenten liegt. Jedes der im Fond enthaltenen Unternehmen kann jederzeit von den für Produzenten typischen Problemen überrascht werden, als da sind: änderungen in den Steuergesetzen wie die beliebten Windfall Profit Taxes (Kinross-Anleger heulen jetzt auf), Streiks und Arbeitsniederlegungen, Aktivitäten von Umwelt- und Nichtregierungsorganisationen, Arbeitsunfälle und Sicherheitsprobleme. Es besteht sogar im Einzelfall die Gefahr einer kompletten Enteignung oder Verstaatlichung. GDX befindet sich im Moment 65 % unter seinem Preis vom Sommer 2011.

Der GDXJ Market Vectors Junior Gold Miners ETF hat ein Portfolio, das sich schon aus einer deutlich risikoreicheren Klasse von Unternehmen zusammensetzt, wobei nicht alle auch tatsächlich Produzenten sind, wie der Name des Fonds nahelegt. Bekanntere Namen im Fond sind Torex Gold, Argonaut Gold und Sandstorm Gold. Im Gegensatz zum GDX werden einige der Unternehmen im GDXJ in Amerika im pink sheet Markt gehandelt. Typischerweise handelt es sich bei den hier vertretenen Firmen um Juniorproduzenten und/oder Entwickler, die sich in einer kritischen Etappe ihres Firmenzyklus befinden, nämlich in der kapitalintensiven Vorbereitung der Inbetriebnahme einer Mine. Dies macht die Firmen anfällig für Dispute über die Besitzrechte, die Erteilung oder Verzögerung von Erlaubnissen zur Landnutzung und von Explosivstoffen, Umweltauflagen und Wassernutzung bis hin zu Nachverhandlungen und gerichtlichen Auseinandersetzungen über eigentlich für verbindlich gehaltene Vereinbarungen. Persönlich halte ich die Entwickler für die mit dem höchsten Risiko behaftete Sektorgruppe. GDXJ befindet sich gegenwärtig 71 % unter seinem Höchststand vom April 2011.

GLDX ist ein Explorerfonds und gilt als der bei weitem spekulativste der Goldsektorfonds. Die in ihm versammelten Firmen verfügen typischerweise über keinerlei Einkünfte. Ihr überleben hängt weitgehend ab von ihrer Fähigkeit, sich durch Aktienemissionen zu finanzieren, was zu einer Wertminderung der Anteile älterer Anteilshaber führt. Das Spiel geht oft solange, bis die Firma entweder aufhört zu existieren oder aber eine wirtschaftlich rentable Entdeckung macht. Im letzteren Fall hätten sich die Hoffnungen der Anleger erfüllt. Naturgemäβ sind diese Fälle sehr selten. Der Fond besteht aus reinen Explorationsunternehmen und solchen, die das Potential eines bereits entdeckten Vorkommens erkunden, wobei es sich durchaus um eine erworbene Liegenschaft handeln kann. Beispiele für im Fond vertretene Firmen sind Torex Gold Resources, Continental Gold Ltd., Seabridge Gold und Nova Gold Resources. Viele der Aktien befinden sich gegenwärtig auf Dreijahrestiefs. Der Fond selber handelt zur Zeit 83 % unter seiner Höchststände von Anfang des Jahres 2011.

Alle drei Fonds waren innerhalb der letzten zwei Jahre hervorragende short sales, was ja nun wirklich nicht die Erwartung einer Goldanlage ist. Tatsache ist, daβ es sich bei den Fondanlagen im Goldminensektor nicht um Investitionen handelt, sonderm um risikoreiche Spekulationen. Persönlich sehe ich die Goldminenfonds als Sentimentindikatoren für Bergbauaktien. GDX, GDXJ und GLDX bewegen sich nahezu deckungsgleich mit dem Gold Miners Bullish Percent Index, der es geschafft hat, in den letzten drei Monaten bereits zum dritten Mal auf Null zu fallen. GLDX ist dabei der Fond, der die Bewegungen des Index am meisten verstärkt.

Fazit: Die Goldminenfonds stellen sektorspezifische Anlageformen mit ihren ganz eigenen Risikofaktoren dar. Eine Investition in die Fonds kommt einer Wette auf den Sentimentindex gleich, wobei firmenspezifische Umstände zumindest im gegenwärtigen Umfeld kaum noch eine Rolle spielen.

Dirk Masuch Oesterreich

geologo.aleman@gmail.com