Kalibranche: Interessant für antizyklische Investoren?
Schaut man sich einmal den Kursverlauf der Aktie von Kali + Salz, kurz K+S an, so kann einem Angst und Bange werden um den Kalimarkt. Seit Anfang 2011 hat der DAX-notierte Rohstofftitel etwas mehr als die Hälfte seines Wertes eingebüßt und notiert am Donnerstag bei 28,31 Euro. Und tatsächlich sind die Nachrichten aus Bereichen wie der Kalisparte oder dem Düngemittelbedarf weltweit nicht besonders gut. Das gilt zumindest für die News, die sich mit der aktuellen Lage beschäftigen.
Niedrige Nachfrage, geringere Preise – die Branche hat es seit einiger Zeit schwer. Es ist die typische Zyklik einer Branchenkonjunktur: Vor einigen Jahren noch verdienten Konzerne wie eben K+S sehr gutes Geld und Rohstoffriese BHP Billiton war im Jahr 2010 bereit, einen Betrag von rund 39 Milliarden Dollar für die Übernahme des kanadischen Kaliförderers Potash auszugeben. Mittlerweile würde BHP eher das Gegenteil machen und die Kalibranche ist irgendwo in der Nähe des Tals angekommen.
Als Folge daraus stehen derzeit Erweiterungsinvestitionen in dem Wirtschaftszweig auf dem Prüfstand, wurden gekippt, gekappt oder verschoben. Damit will man die Probleme zu großer Kapazitäten in den Griff bekommen. Ein Beispiel für den neuen Trend in der Branche ist erneut BHP Billiton mit dem Jansen-Kaliprojekt in Kanada. Es wurde zuletzt zunehmend unwahrscheinlicher, dass der Rohstoffkonzern das Projekt mit milliardenschweren Investitionen weiter ausbaut.
Das Verhalten der BHP-Manager ist symptomatisch für die krisenhaften Veränderungen des Umfelds, mit dem sich Kaliproduzenten auseinander setzen müssen. Der Schritt von der Bereitschaft, einen zweistelligen Milliardenbetrag für eine Übernahme auszugeben, hin zum derzeitigen Zweifel an deutlich kleineren Expansionsausgaben auf dem Jansen-Projekt ist riesig. Dabei sind die langfristigen Aussichten der Branche durchaus hoch attraktiv: Experten gehen angesichts schrumpfender landwirtschaftlich nutzbarer Flächen und der stetig steigenden Zahl an Menschen auf der Erde davon aus, dass Ernährungsprobleme unter anderem durch steigenden Düngemitteleinsatz in den Griff zu bekommen sind. Kali als wichtiger Grundstoff für Düngemittel spielt bei diesen langfristig guten Prognosen eine wichtige Rolle.
Zuletzt war allerdings der Wurm drin in der Branche. Experten warnen davor, dass sich noch einiges tun muss, bis die Branche zurück in den Aufschwung kommt. Die Preise müssen sich verbessern, die Konjunktur Fahrt aufnehmen und vor allem müssen die Bedenken über die Produktionskapazitäten aus dem Markt. Dass viele Unternehmen wie eben BHP Billiton mehr oder weniger laut nachdenken, ob man Expansionsprojekte wirklich realisieren will, ist also durchaus ein erster Schritt zu einer besseren Branchenkonjunktur.
Und in der Tat waren zuletzt erste Zeichen zu sehen, die den Optimismus begründen könnten. Die Liefervolumen haben zugenommen, auch wenn die Preise weiter niedrig sind und Käufer derzeit keine deutlich höheren Preise akzeptieren, wie eine Studie der Scotiabank zeigt. Immerhin seien die Spotpreise im Mai an der Börse Vancouver für Kali leicht gestiegen. Bei der steigenden Nachfrage sind vor allem Brasilien und China zu nennen. Das ist natürlich noch kein Aufwärtstrend für die Branche, aber vielleicht so etwas wie das Licht am Ende des Tunnels. Im Aktienkurs von K+S ist dies freilich noch nicht erkennbar: Das Papier notiert quasi am Tief der 2011 begonnenen Abwärtsbewegung. Für Contrarians an der Börse könnte dies ein Grund sein, sich einmal bei Kaliwerten zumindest umzugucken – man muss ja nicht gleich einsteigen.