Zink könnte einen Blick wert sein

Es fällt gerade nicht leicht, angesichts der Zustände an den Rohstoffbörsen Optimismus zu versprühen. Zu dominant ist die Diskussion um den allgegenwärtigen Goldpreis, der zurzeit vor allem vom Terminmarkt verprügelt wird, während die Nachfrage zum Beispiel nach Gold- und Silbermünzen extrem hoch ist. Da zugleich auch Ängste um die chinesische Konjunktur stärker werden, ist die Lage an den Börsen angespannt, was die Bodenschätze angeht.

Doch, ja wirklich, es gibt inmitten der panikartigen Verkäufe auch Lichtblicke, sogar bei solchen Bodenschätzen, die vor allem der Rohstoffstaubsauger China konsumiert. Einer dieser Lichtblicke ist der Zinkpreis. Der hat zwar in den vergangenen Monaten auch an Wert verloren, das 52-Wochen-Hoch liegt bei 2.236 Dollar für die Tonne des Metalls bei aktuellen Kursen von 1.866 Dollar, doch das Minus ist einigermaßen überschaubar. Viel mehr noch: Schon das gesamte zweite Kalenderquartal hindurch hält sich der Zink-Kurs stabil über einer Marke, die sich als Unterstützungszone um 1.840/1.860 Dollar erstreckt. Eine Wende nach oben ist dem Rohstoffpreis allerdings trotz dieser Bodenbildungstendenzen noch nicht gelungen. Hierbei wird der Widerstandsbereich um und unterhalb von 1.960 Dollar als Kaufsignalmarke eine wichtige Rolle spielen.

Woher kommt diese relative Stärke des Zinks zu vielen anderen Rohstoffen, nicht nur zu Gold, Silber oder Kupfer? Der Grund dürfte vor allem in fundamentalen Basisaspekten des Zinkmarkts liegen, denn das Metall ist kaum spekulativ beeinflusst wie Gold und Silber. Daher spielen die Entwicklung von Angebot und Nachfrage beim physischen Zink für die Preisbildung eine wesentlich entscheidendere Rolle. Und hier zeichnet sich ab, dass das Metall in ein Angebotsdefizit rutschen könnte.

Zu beachten sind hierzu vor allem drei Faktoren: Zum einen die Zink-Lagerbestände. Experten bezeichnen die Bestände der LME-Lagerhäuser zwar als optisch hoch, tatsächlich lagern viele dieser physischen Bestände aber an Orten weit weg von den Verbrauchern und sind damit einem sofortigen Zugriff entzogen. Das verknappt das Angebot kurzfristig. Daten der International Lead and Zinc Study Group für April zeigen zum anderen, dass der Bedarf zuletzt schneller gewachsen ist als das Angebot. Die Folge war ein Angebotsdefizit im April, ein sonst eher ungewohntes Bild am Markt. Die Statistik zeigt sowohl für die ersten drei Monate des Jahres als auch für die Jahre zuvor stets leichte Angebotsüberhänge.

Nun ist es sicher zu früh, aus einem Monat bereits einen Trend zu machen, doch die Entwicklung ist hoch interessant für den Zinkpreis. Sollte sich bestätigen, was manche Experten befürchten, würde Zink in einem langen Angebotsdefizit verharren. So erwarten zum Beispiel die Experten von Barclays, dass es spätestens 2015 zu einem beträchtlichen Defizit beim Zinkangebot kommt, mit einer spätestens 2014 beginnenden Verknappung.

Es könnten die ersten Ausläufer sein, die hier zu sehen sind. Aber die Lage dürfte sich, wie von Barclays prognostiziert, verschärfen. Wichtige Zinkminen schließen, weil ihnen das Material ausgeht, womit das Angebot verknappt wird. Beispiele für solche Schließungen sind die Brunswick-Zinkmine von Xstrata, die gerade dicht gemacht wurde und die rund 2 Prozent des globalen Zinkangebots bereit gestellt haben dürfte. Rund doppelt so groß ist der Weltmarktanteil, den der Century-Tagebau von Minmetals Resources in Australien innehat. Hier steht spätestens 2015 die Schließung auf der Agenda.

Mit weiteren Schließungen dürfte in den kommenden Jahren 10 Prozent des Weltmarktangebots von Zink wegfallen, Ersatz ist so kurzfristig in dieser Höhe nicht in Sicht. Für den Zinkpreis könnte dies reichlich Kursimpulse bieten, allen derzeitigen Turbulenzen vor allem rund um Gold und Silber sowie der chinesischen Wirtschaft zum Trotz.