Kolumne von Björn Junker

Fundamental gute Aussichten: HSBC erwartet 2013 Rekorddefizit am Platinmarkt

Der Platinmarkt wird dieses Jahr nach Ansicht der Analysten der HSBC ein Rekorddefizit von 844.000 Unzen ausbilden. Wie die Experten erklären, trifft derzeit sinkendes Angebot auf steigende Nachfrage – vor allem von börsennotierten Platinfonds (ETF).

Trotz dieser positiven Fundamentaldaten hat die HSBC allerdings ihre Preisprognose für dieses Jahr von 1.710 auf 1.580 und für 2014 von 1.800 auf 1.725 USD pro Unze gesenkt. Als Grund führen die Analysten an, dass der Platinpreis stärker als gedacht vom Goldpreis beeinflusst werde, sodass die Durchschnittspreise in diesem und im kommenden Jahr niedriger ausfallen dürften als bislang gedacht.

Aus fundamentaler Sicht aber würde der Ausblick aber nach wie vor positiv stimmen, so die Banker weiter. Sie prognostizieren für 2013 eine Produktion von 5,646 Mio. Unzen Platin, wobei Südafrika immer noch der bei weitem größte Produzent weltweit sein soll. Dennoch stellt diese Produktionsprognose einen Rückgang von 6,3% im Vergleich zur letzten Schätzung der HSBC da und liegt quasi unverändert auf dem Niveau von 2012. Anders gesagt erwarten die Analysten dieses Jahr so gut wie keine Steigerung der Minenproduktion.

Einer der wichtigsten Gründe für diese Annahme ist für die HSBC, dass man die Wahrscheinlichkeit für hoch hält, dass es im südafrikanischen Platinsektor dieses Jahr erneut zu großflächigen Streiks kommt. Die Gewerkschaften der Bergbauarbeiter würden zweistellige Lohnerhöhungen verlangen, die deutlich über den Angeboten der Produzenten liegen würden. Der niedrige Platinpreis bedeute aber, dass die Gesellschaften finanziell nicht in der Lage seien, diesen Forderungen nachzukommen. Einige Platinproduzenten wie Amplats (WKN 856547) hätten sogar schon damit begonnen, Lagerbestände aufzubauen, um für mögliche Abbauunterbrechungen auf Grund von Streiks gewappnet zu sein, so die Bank.

Zwar wurde nach Veröffentlichung des Berichts der HSBC der Entwurf eines Aktionsplans vorgelegt, der von der Regierung Südafrikas, Unternehmen und Arbeitnehmervertretern unterzeichnet wurde und in dem verschiedene Initiativen zur Verbesserung der Performance der Branche beschlossen werden, doch dürfte das die Annahmen der HSBC nicht unwahrscheinlicher machen. Die Lohnverhandlungen dürften außergewöhnlich hart geführt werden und könnten durchaus zu weiteren Angebotsunterbrechungen führen.

Ein weiterer Faktor, der langfristig große Auswirkungen auf die Angebotsentwicklung haben dürfte, ist die Entwicklung der Produktionskosten. Laut Branchenbeobachtern liegt der faire Wert eines Durchschnittswertes von Platin, Palladium, Rhodium, Gold, Ruthenium und Iridium bei rund 461.855 Rand pro Kilogramm – und damit erheblich über dem aktuellen Spotpreis von 380.000 Rand pro Kilogramm.

Wie die HSBC ausführt, deute das darauf hin, dass die aktuellen Preise unter dem Niveau liegen, dass benötigt wird, damit es den Unternehmen die Anstrengung Wert ist, die Produktion auf dem aktuellen Niveau zu halten, geschweige denn, sie zu steigern. Im aktuellen Preisumfeld für Metalle der Platingruppe könne es sich kein südafrikanischer Produzent leisten, die Produktion auszuweiten und einige könnten ihren Ausstoß sogar senken, um Kosten einzusparen. Sollte nun in Zukunft die Nachfrage wieder anziehen, könnte es sein, dass die Produzenten nicht in der Lage seien, diese zu befriedigen. Was entsprechende, positive Auswirkungen auf den Preis haben würde, so die HSBC.

Die Analysten rechnen damit, dass die südafrikanische Platinproduktion dieses Jahr um 8% auf 4,066 Mio. Unzen fallen wird – was ihr stärkstes Argument für eine positive Einschätzung des Sektors darstellt.

Auf der Nachfrageseite geht man bei der Bank davon aus, dass die Nachfrage nach Automobilkatalysatoren in China und den USA hoch bleiben wird, wenn auch vielleicht etwas moderater, was die anhaltend schwache Nachfrage in Westeuropa ungefähr ausgleichen sollte, so die Experten.

Sie erwarten auch eine Erholung der Nachfrage von Glasherstellern und Öl verarbeitenden Unternehmen, während man in China mit einem Anstieg der Nachfrage nach Platinschmuck rechnet – trotz des langsameren Wirtschaftswachstums.

Allerdings sei am auffälligsten, wie erfolgreich ein vor kurzem in Südafrika aufgelegter Platin ETF gelaufen sei. Dieser Anstieg zusammen mit der stetigen Nachfrage nach Münzen und Barren sollte nach Ansicht der HSBC eine entscheidende Rolle dabei spiele, dass der Platinmarkt 2013 ein Defizit ausbildet.

Die Banker heben ihre Nachfrageprognose für ETFs 2013 auf 600.000 Unzen Platin an, was eine Steigerung von 140% gegenüber der Vorhersage von Dezember 2012 darstellt. Sollte man damit richtig liegen, hätte sich die Nachfrage von den Platin-ETFs innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt, so die Experten. Da der Platinmarkt relativ klein sei, könnten bereits kleine Veränderungen in der Einstellung der Anleger zu Mittelflüssen führen, die einen merkbaren Einfluss auf den Preis des Edelmetalls haben können.

Auf längere Sicht rechnet die HSBC damit, dass der Platinmarkt das zweite Jahr in Folge ein Defizit ausweisen wird – was aber nicht sofort zu Preisrallyes führen müsse. 2002 und 2003 hätten große Angebotsdefizite zu steigenden Platinpreisen geführt, die aber nicht signifikant ausgefallen seien. Der Platinpreis habe sich damals weiter deutlich unter 1.000 USD pro Unze bewegt.

Beim aktuellen Platinpreis aber, so die HSBC, sei ein nicht unbeträchtlicher Teil der derzeitigen Produktion nicht rentabel. Das bedeutet, der Preis müsse steigen, wenn das Produktionsniveau langfristig gehalten werden solle. Gleichzeitig nehme der neu eingeführte südafrikanische Platin-ETF eine signifikante Menge Angebot aus dem Markt, während die Minenproduktion stagniere. Die Schmucknachfrage, so die Bank weiter, bleibe hoch und könnte angesichts des niedrigen Preises noch zulegen. Sollte nun die industrielle Nachfrage oder die Nachfrage aus dem Automobilsektor die Erwartungen übertreffen, so die HSBC, dürfte der Markt deutlich positiv für den Platinpreis reagieren – insbesondere, wenn die Investmentnachfrage hoch bleibe.

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