Von der Bodensanierung zur Rohstoffgewinnung

Bei der Rohstoffgewinnung sehen sich die Unternehmen (meiner Meinung nach völlig zu Recht) mit immer stärkeren Umweltschutzbestimmungen konfrontiert, und Bergbaulizenzen für neue Projekte werden heute selbst in den ärmsten Regionen der Welt nur mehr erteilt, wenn im Vorfeld eine Unbedenklichkeitsstudie erstellt und genehmigt wurde. Selbst bei großen Rohstoff-Projekten kommt es aufgrund der Umweltauflagen immer wieder zu Verzögerungen. Diese für Fauna und Flora durchaus positive und begrüßenswerte Entwicklung kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Böden in einzelne Regionen aufgrund ehemaliger Bergbau-Aktivitäten und dem intensiven Einsatz von umweltschädlichen Hilfsstoffen immer noch verseucht sind, und momentan nicht für ein weitere, beispielsweise landwirtschaftliche, Nutzung zur Verfügung stehen.

Doch immer wieder ist zu beobachten, dass sich die Natur selbst hilft. Ein Beispiel dafür ist die in den Medien fast nicht mehr präsente, große Ölkatastrophe der jüngsten Vergangenheit, das "Deep Water Horizont"-Unglück im Golf von Mexiko, bei dem geschätzte 780 Millionen Liter Öl ins Wasser geflossen sind. Bakterien der Gattung Oceanospirilla, die Kohlenwasserstoffverbindungen zersetzen können, haben sich scheinbar nach dem Unglück stark vermehrt und dazu beigetragen, dass das Öl schneller abgebaut wurde, als zunächst erwartet und befürchtet wurde.

Auch in der Bodensanierung, beispielsweise durch alte Bergbau- oder Hüttenbetriebe, sowie durch militärische Nutzung, gibt es "Helfer aus der Natur". Dabei ist man zunächst auf Pflanzen gestoßen, die auf Schwermetall verseuchten Böden wuchsen und sich gegenüber diesen Schwermetallen extrem tolerant zeigten. In einem nächsten Schritt hat man versucht, diese Pflanzen, wie Hallersche Schaumkresse (Arabidopsis halleri), welche Schwermetalle in ihren Blättern und ihrem Sprossen speichern, gezielt auf belasteten Böden anzupflanzen, um Schwermetall belastete Böden zu sanieren.

Im Jahre 2003 haben britische und US-Forscher von den Universitäten in Sheffield (GB) und Maryland (US) ein Verfahren zum Patent angemeldet, bei dem Steinkräuter (Alyssum) gezielt auf entsprechenden Böden angepflanzt werden, und die Eigenschaft, dass diese Pflanzen bestimmte Metalle "sammeln" für die Rohstoff-Gewinnung zu nutzen. Dazu werden die Steinkräuter auf Nickel-haltigen Böden angepflanzt, geerntet und beispielsweise nach dem Verbrennen der Pflanzen mittels Laugung der Asche und nachfolgender Elektrolyse das Nickel gewonnen.

Es sind jedoch auch andere Pflanzentypen bekannt, welche nicht primär Nickel, sondern beispielsweise Kobalt oder Platin bzw. Palladium akkumulieren. Im Umkehrschluss kann auch das Vorhandensein von gewissen Pflanzen als Indikator für das Vorkommen von Rohstoffen gesehen werden, wobei darauf hinzuweisen ist, dass Pflanzen natürlich auch die klimatischen Voraussetzungen benötigen, um entsprechend zu wachsen, so dass diese Verfahren nicht in jeder Umgebung einsetzbar sind.

Bislang wird die Gewinnung von Rohstoffen aus Pflanzen noch nicht in nennenswertem Umfange betrieben und stellt daher noch keine ernsthafte "Konkurrenz" für den klassischen Bergbau dar. Es ist jedoch abzusehen, dass man zukünftig Themen wie die Bodensanierung und die Rohstoffgewinnung stärker miteinander verknüpfen wird. Gerade bei oberflächennahen, niedergradigen Rohstoffvorkommen kann die "pflanzenunterstützte" Rohstoffgewinnung jedoch ein interessantes Verfahren darstellen, da der Akkumulationsprozess zwar zeitintensiv ist, die Pflanzen den Job jedoch nahezu kostenlos verrichten.

Ihr Manuel Giesen