Was bewegt eigentlich den Goldpreis?
Sorgen um das Goldangebot der Zukunft
Viel wird derzeit geschrieben über den Goldpreis und viele Kommentatoren sind tief verunsichert. Das ist kein Wunder, denn die Feinunze hat zwischen Anfang Oktober 2012 und Mitte April 2013 einen deutlichen Kursrutsch von 1.796 Dollar auf 1.322 Dollar hinter sich gebracht. Das Allzeithoch bei der Feinunze, notiert im September 2011 bei 1.921 Dollar, ist mittlerweile weit entfernt.
Für den Goldpreis sind dies auf den ersten Blick fast zwei verlorene Jahre, doch das würde der tatsächlichen Entwicklung nicht gerecht. Das Edelmetall hat in den Jahren vor dem September 2011 eine Atem beraubende Entwicklung genommen. Der Blick zurück in das Jahr 1999 zeigt dies: Im Juli 1999 hatte eine vorangegangene langjährige Abwärtsbewegung dafür gesorgt, dass die Feinunze Gold für 251,50 Dollar zu haben war. Die Hausse, die danach folgte, hatte die Erwartungen hoch fliegen lassen. Am Markt übertrafen sich die Experten zeitweilig gegenseitig mit ihren Preisprognosen. Heute dagegen ist die Herde der Gold-Bullen überschaubar geworden und die Verunsicherung spürbar.
Aber ist diese Unsicherheit nach der deutlichen Korrektur seit September 2011 berechtigt, oder ist dies eine einmalige Nachkaufchance? Genau dieser Frage wollen wir in den kommenden Tagen auf Miningscout in einem mehrteiligen Bericht nachgehen.
Anfangen müssen wir vorne, denn der Goldmarkt weist einige Besonderheiten auf. Kein anderes chemisches Element übt auf die Akteure am Finanzmarkt und auf die "normalen" Menschen einen ähnlichen Reiz aus – und das seit Jahrtausenden. Das Edelmetall hat das Image der Krisenversicherung und des Inflationsschutzes. Es ist der wichtigste "sichere Hafen", den Börsianer ansteuern, wenn Turbulenzen drohen. In der Zeit von 1999 bis 2011 wurde Gold dem Nimbus gerecht, das allein ist aber keine Garantie für die Ewigkeit. Die Bedeutung des Metalls für Geldanleger bringt in den Goldkurs nämlich einen erheblichen spekulativen Faktor, der anderen Rohstoffen nicht in dieser Form anhaftet. Viel mehr Einflussfaktoren sind zu beachten (mehr dazu im Fortlauf unserer Gold-Serie). Das macht kurz- wie längerfristige Kursprognosen erheblich schwieriger.
Doch Gold ist nicht allein Spekulationsobjekt, sondern auch Industriemetall, dessen Preis vom Angebot der Minenproduktion, dem Recycling und der Nachfrage aus der Wirtschaft ebenfalls maßgeblich beeinflusst wird. Sorgen um marktbeherrschende Stellungen am Goldmarkt, die den Kurs manipulieren könnten, muss man sich nicht machen. Die Goldförderung ist weltweit breit verstreut. Führende Länder sind laut Daten des U.S. Geological Survey für das Jahr 2012 China, Australien, die USA, Russland, Südafrika und Peru. Selbst Marktführer China kommt nur auf einen kleinen zweistelligen prozentualen Anteil an der Förderung.
Der Faktor Angebot macht Experten aber aus einem anderen Grund mehr und mehr Kopfzerbrechen. Es fehlen die großen Neuentdeckungen bei den Goldvorkommen. Seit Jahren haben die Explorationsarbeiten der Branche keine wirklichen Highlights mehr hervor gebracht. Man sorgt sich in Bergbaukreisen nun mehr und mehr darum, wie langfristig die Produktion auf einem notwendigen Niveau erhalten werden kann. Jüngst prophezeite eine kanadische Bank für 2017 eine solche "Produktionsklippe". Hinzu kommt, dass viele neu entdeckte Vorkommen sich nicht zu günstigen Kosten fördern lassen. Löst sich das Dilemma nicht auf, wird dies ein gewichtiger Grund für langfristig steigende Goldpreise sein.
Woher kommt die Goldnachfrage?
Während Gold von vielen vor allem als Spekulationsobjekt gesehen wird, hat das Metall tatsächlich auch eine große wirtschaftliche Bedeutung. Das gilt vor allem für eine Branche, die erheblich vom Verlauf der Konjunktur abhängig ist: Die Schmuckindustrie. In den Werkstätten der Schmuckhersteller wird der größte Teil des weltweit aus der Bergwerksproduktion geförderten und des recycelten Goldes genutzt.
Im Zusammenhang mit der Schmuckbranche muss ein Detail betont werden: Ein Verbrauch von Gold findet nicht statt. Durch die Weiterverarbeitung zu Goldschmuck verschwindet der Rohstoff nicht für immer vom Markt. Zumindest theoretisch könnte das so weiterverarbeite Edelmetall jederzeit wieder auf den Markt gelangen. Die Mengen sind alles andere als unerheblich, Schätzungen gehen davon aus, dass rund die Hälfte des geförderten Gold zu Schmuck weiterverarbeitet wurde.
Es scheint andererseits unwahrscheinlich, dass aus der "Quelle Schmuck" in kurzer Zeit preisbeeinflussende Mengen den Markt überschwemmen. Das gilt auch für Gold, das in der Industrie oder zu medizinischen Zwecken, hier insbesondere in der Zahnmedizin, genutzt wird. Im industriellen Bereich findet Gold in erster Linie bei elektronischen Anwendungen, zum Beispiel bei der Herstellung von elektronischen Bauteilen und Kontakten, sowie in der Optik Verwendung. Neue wirtschaftliche Einsatzbereiche des Goldes im Bereich der Nanotechnologie werden erforscht. Unklar ist derzeit aber, wie sich dies auf die zukünftige Nachfrage nach dem Edelmetall aus der Industrie auswirken wird.
Ein wesentlicher Faktor bei der Entwicklung der Goldnachfrage wird weiterhin der Investmentsektor sein. Obwohl es 2012 im Vergleich zu 2011 zu einem deutlichen Rückgang der Nachfrage nach Goldmünzen und Goldbarren kam, ist dieser Bedarf weiterhin enorm groß und in den Jahren vor 2012 deutlich gestiegen. Im vergangenen Jahr wurden laut Daten des World Gold Councils knapp 1.247 Tonnen Gold als Barren oder Münzen nachgefragt – das ist mehr als das Vierfache dessen, was 2012 in der Elektronikindustrie an Goldnachfrage entstand. Rechnet man noch die Nachfrage von Exchange Traded Funds und ähnlichen Anlagemöglichkeiten hinzu, kommt man auf knapp 1.526 Tonnen Nachfrage aus der Finanzwelt. Das ist nicht allzu viel weniger, als die Schmuckbranche mit 1.895 Tonnen im Jahr 2012 verbraucht hat.
Die Zahlen untermauern eindrucksvoll, welche Bedeutung Anleger und Sammler bei der Nachfrage nach physischem Gold haben. Doch das Engagement der Finanzwelt geht weit darüber hinaus, was an den zahlreichen Spekulationsmöglichkeiten auf den Goldpreis an den weltweiten Terminbörsen liegt.
Experten erwarten, dass die Nachfrage nach physischem Gold einen langfristigen Aufwärtstrend aufweisen wird. Zum einen haben viele Notenbanken die Seite gewechselt und kaufen verstärkt Gold. Zum anderen ist es vor allem die Nachfrage aus Asien, die stark steigen soll. Während in Indien Gold seit langem traditionelles Geschenk zum Beispiel zu Hochzeiten ist, wächst in China eine neue kaufkräftige Gruppe heran, die ihr Geld mehr und mehr auch in Gold investieren wird – sei es als Schmuck, sei es in Form von Barren oder Münzen.
Die Rolle Asiens und der Notenbanken
Wie die Statistiken zum Gold zeigen, spielt der Investmentsektor eine wesentliche Rolle bei der Bildung des Feinunzenpreises. Da sind zum einen die Börsen, die mit meist spekulativen Anlagevehikeln wie Futures und Optionen den Preis des Edelmetalls massiv beeinflussen können. Die Bedeutung des Finanzmarktes hat zudem bei der physischen Goldnachfrage mit dem Aufkommen der ETFs nach und nach an Bedeutung gewonnen. Daten des World Gold Councils zufolge ist die Nachfrage von dieser Seite von 133 Tonnen im Jahr 2004 auf einen Rekord von 623 Tonnen im Jahr 2009 geklettert, hat danach diesen Wert aber nie mehr erreicht.
Deutlich angestiegen ist seit 2008 auch die Nachfrage nach Goldanlagen wie Münzen und ähnlichem. Das lässt sich unmittelbar auf die Folgen der US-Finanzmarktkrise zurückführen, die Folgekrisen wie zurzeit bei den europäischen Staatsfinanzen ausgelöst hat. Nicht umsonst bewegt sich die Nachfrage nach Goldmünzen zum Beispiel bei der US-amerikanischen Münzprägeanstalt U.S. Mint im laufenden Jahr auf Rekordkurs.
Die starke Nachfrage nach physischem Gold zeigt sich aber nicht nur im nordamerikanischen Raum, sondern auch in China. Laut World Gold Council befand sich die Nachfrage in dem asiatischen Land im ersten Quartal 2013 auf Rekordniveau. Während die weltweite Nachfrage nach Gold aufgrund von massiven Abflüssen aus den ETFs gefallen ist, hat China 20 Prozent mehr Gold nachgefragt, insgesamt 294 Tonnen des Edelmetalls.
Experten gehen davon aus, dass mit der steigenden wirtschaftlichen Bedeutung des Landes auch der Goldhunger der Chinesen weiter steigen wird. Insbesondere die breiter werdende chinesische Mittelschicht wird neu gewonnenen Wohlstand diversifiziert anlegen und dabei dem Gold eine bedeutendere Rolle einräumen, so die Prognosen. Damit dürfte angesichts des noch lange anhaltenden starken Wachstums in China gesichert sein, dass das Land noch viele Nachfragerekorde aufstellen wird. Angesichts des begrenzten Goldangebotes wird dieser Nachfrageschub sich langfristig tendenziell preistreibend auf die Feinunze Gold auswirken.
Eine heftige Verschiebung bei der Goldnachfrage und auch dem -angebot kommt noch von einer anderen Seite: Den Notenbanken. Viele Jahre lang kamen aus den Tresoren der Währungshüter die Goldmengen, mit denen die im Vergleich zur Nachfrage zu kleine Minenproduktion ausgeglichen wurde. Der Trend hat sich gründlich gedreht. Lagen die Nettoverkäufe der weltweiten Notenbanken in den Jahren 2003 und 2005 noch bei jeweils mehr als 600 Tonnen, so drehte spätestens 2009 der Trend. Da schmolzen die Netto-Verkäufe der Notenbanken stark zusammen. 2010 erreichten die Währungshüter Nettokäufe von 77 Tonnen, 2012 waren es laut World Gold Council schon Käufe von 533 Tonnen.
Dass das Angebot aus den Tresoren der Notenbanken versiegt ist und diese auf die Käuferseite gewechselt sind, hat die Ausgangslage auf dem Goldmarkt nachhaltig verändert und ist Zweifels ohne ein Preistreiber. Experten rechnen damit, dass es von Seiten der Notenbanken noch lange Zeit Nettokäufe beim Gold geben wird – gerade zu den nun wieder günstigeren Preisen.
Doch die Notenbanken, insbesondere die US-Notenbank Federal Reserve, greifen noch anderweitig in die Goldpreisbildung ein, nicht nur durch ihre Nachfrage nach Goldbarren.
Der Goldpreis und die expansiv agierenden Notenbanken
Während die internationalen Notenbanken eine immer gewichtigere Rolle bei der Nachfrage nach Gold spielen, stand in den letzten Jahren vor allem die US-Notenbank Federal Reserve, kurz Fed, im Blickpunkt. Der Grund hierfür ist die extrem expansive Währungspolitik, die die Notenbanken um Fed-Chef Ben Bernanke seit längerer Zeit fahren. Bekannt geworden ist diese unter dem Namen "quantitative easing", quantitative Lockerung (QE).
Diese Maßnahme kommt zur Anwendung, wenn die Notenbank ihr wichtigstes Steuerungsinstrument, den Zins, bereits auf Null gesenkt hat, aber weiter expansiv agieren will. Hierzu kauft die Notenbank im großen Stil Anleihen am Markt, pumpt so Geld in den Markt. Mittlerweile läuft in den USA die dritte Runde dieser Lockerungsmaßnahmen und ein Ende ist nicht abzusehen, wie Fed-Chef Bernanke in dieser Woche noch einmal bestätigte. Ein zu frühes Aussetzen von "QE III" würde der US-Wirtschaft schaden.
Das kann massive Auswirkungen auf den Goldpreis haben, der bereits mit Gewinnen auf die Bernanke-Aussagen reagiert hat. Tatsächlich sind die QE-Programme der US-Notenbank ein wesentlicher Faktor für die Aufwärtsbewegung, die der Goldpreis zwischen 2008 und 2011 verzeichnet hat. Spätestens seit März 2009 agiert die Fed nach QE-Mustern, seitdem kletterte der Goldpreis aus der Zone um 900 Dollar bis auf das 2011 erreichte Top bei 1.921 Dollar. Kein Zufall ist ebenfalls, dass der jüngste Absturz des Feinunzenpreises begleitet wurde durch laute Spekulationen, dass QE vor dem Ende stehen könnte, da sich die Wirtschaft erhole. Diese Spekulationen könnte Bernanke nun erst einmal vom Tisch gewischt haben.
Was macht QE für den Goldpreis nun so interessant? Schon seit langem rechnen Experten damit, dass die stark expansive Politik der Fed für Inflation sorgt. Tatsächlich hat sie bisher vor allem für steigende Börsenkurse gesorgt. Viel Geld, was die Zentralbank in den Markt pumpt, landet nicht bei Unternehmen in Form von Krediten, sondern wurde an der Börse investiert. Lange Zeit profitierte hiervon aufgrund der verschiedenen Krisen und Inflationsbefürchtungen vor allem der Goldpreis. Seitdem die Feinunze neue Höhen erklommen hat, kommt es zu einer spannenden Entwicklung: Während am Aktienmarkt Indizes im September/Oktober 2011 zu einer neuen Kursrallye ansetzten, unter anderem der DAX hat mittlerweile neue Rekorde verzeichnet, ist der Goldpreis seit September 2011 unter Druck. Eine interessante negative Korrelation, die vor allem signalisiert, dass am Markt die Favoriten gewechselt haben – weg vom Gold, hin zu Aktien. Eine solche Stimmung kann allerdings auch schnell wieder kippen. Tendenziell bleibt damit eine QE-Politik von Notenbanken wie der Fed ein Argument, das für steigende Goldpreise sprechen kann. Entscheidender Faktor ist an der Börse aber vor allem das Sentiment für das Gold und das ist derzeit schlecht.
Dreht die Stimmung aber für das Edelmetall wieder, könnte QE erneut der entscheidende Faktor für steigende Goldpreise werden. Dass die japanische Notenbank jüngst ebenfalls ein QE-Programm aufgelegt hat, könnte die Auswirkungen des US-Programms verstärken. Es ist bei weitem nicht das erste QE-Programm, das die japanische Notenbank startet, bisherige Aktionen wurden allerdings nicht so stark beachtet wie das nun begonnene Programm.
Die Flucht der Großinvestoren aus Fonds
Die wichtige Rolle, die der Finanzmarkt beim Goldpreis spielt, war im Rahmen dieser Serie schon einmal kurz ein Thema. Doch es lohnt ein genauerer Blick, denn die Geschichte des jüngsten Goldpreisrutsches ist auch eine Geschichte einer Flucht institutioneller Investoren aus dem Gold – genauer, aus den Exchange Traded Funds, die sich mit Gold beschäftigen.
Diese Funds, kurz ETF, sind börsengehandelte Investmentfonds, die meist passiv verwaltet werden und dabei Vergleichsindizes nachbilden. Eine ganze Reihe solcher ETFs existieren, die sich mit Goldinvestments beschäftigen. Einige halten physisches Gold, also vor allem Barren, viele nutzen den Terminmarkt und Instrumente wie Futures, um den Goldpreisverlauf nachzubilden.
Der ETF-Sektor war lange Zeit für Großanleger eine wichtige Möglichkeit, sich im Gold zu engagieren. Das galt auch für die Zeit, als die Feinunze längst ihr im September 2011 erreichtes Allzeithoch verlassen hatte und die Kurse ins Rutschen gerieten. Noch Ende 2012 waren die Goldbestände der ETFs auf Rekordniveau – im Dezember 2012 pendelten die Preise je Unze Gold noch zwischen 1.635 Dollar und 1.723 Dollar mit abwärts gerichteter Grundtendenz.
Doch in den vergangenen Monaten hat geradezu eine Flucht aus den Gold-ETFs stattgefunden. Von den Rekordständen im Dezember sind die aktuellen Bestände weit, weit entfernt. Das zeigen die Statistiken des World Gold Council. 2012 hatten die ETFs noch für eine Nachfrage von 279 Tonnen Gold gesorgt, verteilt zwar über das gesamte Jahr, aber mit einem deutlichen Schwerpunkt in der zweiten Jahreshälfte. Dann kam die Wende. Allein im ersten Quartal 2013 warfen ETFs fast 177 Tonnen Gold auf den Markt. Um die Dimension der Verkäufe deutlich zu machen, hilft ein Vergleich mit der Produktion aus Goldminen. Die Verkäufe haben ein Volumen der Jahresgoldproduktion von Südafrika, weltweit immerhin die fünftgrößte Fördernation des Edelmetalls.
Weder die Wirtschaft, noch die Münzen- und Barrensparte konnte diese Verkaufswelle ausgleichen. So ist es kein Wunder, dass der Goldpreis im Laufe der ersten Monate des Jahres deutlich unter Druck gekommen ist. Im ersten Quartal fiel die Feinunze von 1.697 Dollar auf bis zu 1.555 Dollar, erreicht am 21. Februar. Anschließend konnte sich der Preis erholen, nur um im April erneut und diesmal sehr dynamisch geradezu in die Tiefe zu stürzen. Aus der Zone um 1.590/1.600 Dollar ging es bis auf knapp 1.322 Dollar nach unten, das wohlgemerkt binnen weniger Handelstage. Eine solch dramatische Entwicklung hatte die Feinunze lange nicht mehr gesehen. Begleitet wurde der Absturz von massiven Abflüssen im Gold-ETF-Sektor – hier nährte der Absturz den Absturz, Panik griff um sich. Mittlerweile stehen sowohl der Goldpreis als auch die Goldbestände der ETFs im Bereich von Zweijahrestiefs.
Die Lehren aus den Ereignissen: Gerade zuletzt haben ETF-Goldbestände und Goldpreisentwicklung eine große Korrelation gezeigt. Nicht umsonst gelten die Bestände der börsengehandelten Goldfonds als Stimmungsbarometer dafür, wie institutionelle Anleger den Goldpreis einschätzen. Nach der Flucht aus dem Gold in den ersten Monaten des Jahres bleibt abzuwarten, ob sich die Lage nun stabilisieren kann. Der Blick auf die Bestandsstatistik der Gold-ETFs sollte jedenfalls zum Pflichtprogramm für Goldanleger gehören.
Die Terminmärkte und die Charttechnik
Im Rahmen dieses "Gold Specials" war bereits von der Divergenz die Rede, die sich zuletzt bei der physischen Goldnachfrage aufgetan hat. Während Goldmünzen und Barren gekauft werden wie verrückt, so meldete zum Beispiel die US-Münzanstalt zuletzt "ausverkauft" und in Asien steigen die Premiums auf den Goldpreis für physisches Material, waren zum Jahresstart 2013 heftige Abflüsse aus Gold-ETFs zu verzeichnen. Diese ETFs, Exchange Traded Funds, sind vor allem die Dömäne institutioneller Anleger.
Diese Großanleger haben allerdings noch eine zweite, weitaus größere Spielwiese: Den Terminmarkt. Das Goldvolumen, das hier tagtäglich über Instrumente wie Futures bewegt wird, übersteigt um ein Vielfaches alles, was die Goldminen weltweit jemals an Tagesproduktion hervor bringen könnten. Entsprechend stark ist der Preiseinfluss des Terminmarktes auf den Goldpreis. Für Goldanleger ist der Blick auf die Geschehnisse in diesem Marktsegment daher Pflicht.
Zuletzt zu sehen war der enorme Einfluss des weltweiten Börsenterminhandels mit Gold insbesondere beim Crash Mitte April, als die Feinunze binnen fünf Handelstagen von 1.588 Dollar auf 1.322 Dollar in die Tiefe sauste. Der Absturz geht auf verschiedene Faktoren zurück, die zusammen kamen. Deutlich aber ist, dass der Kurssturz beim Gold im April auf Aktivitäten am Terminmarkt zurückzuführen war.
Die physische Nachfrage nach Gold und die Spekulation am Terminmarkt laufen derzeit also deutlich auseinander. Interessant in diesem Zusammenhang ist ein Blick auf die Positionierungen einzelner Marktteilnehmer an den Terminbörsen. Die sogenannten Commercials, grob gesagt die Wirtschaftsbranche Gold mit Bergwerksbetreibern und Goldverarbeitern, haben laut Daten der Commodity Futures Trading Commission in den vergangenen Monaten massiv Shortpositionen abgebaut. Man setzt damit mehr und mehr auf steigende Goldpreise.
Ein völlig anderes Bild geben dagegen die Spekulanten wie zum Beispiel Hedge Fonds ab. Die waren zuletzt so pessimistisch für den Goldpreis wie seit Jahren nicht mehr. Doch liegt diese Gruppe von Tradern, die oftmals vor allem kurzfristig trendbasiert handelt, damit richtig?
In diesem Zusammenhang lohnt ein Blick auf die charttechnische Lage beim Gold: Nach dem Absturz auf knapp 1.322 Dollar Mitte April hatte sich die Feinunze zwischenzeitlich auf 1.488 Dollar erholen können, anschließend erfolgte aber ein erneuter Rückschlag. Im Kursverlauf des Goldes lassen sich um 1.322/1.338 Dollar sowie bei 1.355/1.360 Dollar zwei eng beieinander liegende Unterstützungszonen erkennen. Hier könnte der Goldpreis einen Boden ausbilden, eine Trendwende ist allerdings erst mit einer Stabilisierung oberhalb von 1.488 Dollar perfekt.
Derzeit pendelt Gold in einer engen Tradingspanne, die nach unten hin bei 1.382 Dollar durch eine kleine Supportmarke begrenzt wird. Nach oben hin bilden die Bereiche 1.396/1.402 Dollar sowie um 1.414/1.420 Dollar erste charttechnische Hürden für den Goldpreis. Für Hedgefonds könnte das heißen, dass sie stärker auf steigende Goldpreise setzen, wenn es zu ersten charttechnischen Kaufsignalen kommt und Aufwärtstrends entstehen.