Nickel: Kleine Förderung, große Bedeutung
Eine Reihe von Menschen verbindet mit dem Rohstoff Nickel erst einmal eins: Die Nickel-Kontaktallergie. Doch das wird der wirklichen Bedeutung des Metalls in unserem Leben bei Weitem nicht gerecht. Die Nutzung von Nickel ist Jahrtausende alt, auch wenn unsere Vorfahren aus dem Altertum im Nahen Osten und Asien den Bodenschatz wohl eher unbeabsichtigt oder ohne ihr Wissen eingesetzt haben. Heute ist Nickel aus vielen Bereichen der modernen Welt gar nicht mehr wegzudenken, und das, obwohl die weltweite Förderung in Tonnen weit unterhalb anderer Industriebasismetalle wie zum Beispiel dem Kupfer liegt.
Nickel ist einer der Rohstoffe, bei denen China nicht führend in der Produktion ist. Eine herausragende Fördernation gibt es bei dem Metall nicht, wie die Statistik zeigt. Produktion und Vorkommen des Materials sind weltweit verteilt, Schwerpunkte zeigen sich allerdings im asiatisch-pazifischen Raum. In der Spitzengruppe der Nickelförderländer des Jahres 2012 finden sich mit den Philippinen und Indonesien zwei Inselstaaten aus der Region, hinzu kommt auf Rang vier Australien. Östlich von Australien gehört darüber hinaus ein Gebiet der Region zu den Top 6, das kaum jemand auf dem Schirm haben dürfte: Neu-Kaledonien, eines der Überseeterritorien Frankreichs, wo größere Teile der weltweit bekannten Reserven des Metalls lagern und wo unter anderem die Schweizer Xstrata aktiv ist.
Vor allem beim Nickel-Spitzenreiter, den Philippinen, hat sich das Fördervolumen seit 2010 deutlich erhöht und nahezu verdoppelt, wie die Zahlen des U.S. Geological Survey zeigen: Von 0,173 Millionen Tonnen ging es auf 0,33 Millionen Tonnen nach oben – das entspricht knapp 16 Prozent des weltweiten Fördervolumens. Weitere große Projekte, wie zum Beispiel die Nickelmine Acoje von European Nickel, befinden sich auf dem Weg und können die Produktionszahlen weiter anheben.
Allerdings besteht das weltweite Nickelangebot nicht nur aus neu gefördertem Material. Der Rohstoff wird in einem nicht unerheblichen Maße auch durch Recyclingprozesse gewonnen. Zahlen der International Nickel Study Group zufolge soll rund 40 Prozent des weltweiten Nickelbedarfs aus dem Recycling befriedigt werden. Quellen für die Rückgewinnung des Rohstoffes sind vor allem Schrotte aus Stählen, zum Beispiel in Form von ausgedienten Maschinen.
Der weltweite Nickelbedarf ist über die vergangenen Jahre insgesamt massiv gestiegen, die jährlichen Wachstumsraten liegen im mittleren einstelligen Prozentbereich. Asien ist nicht nur größter Nickelproduzent weltweit, sondern zugleich auch der größte Konsument. Das liegt allerdings in erster Linie an China. Während das Land bei der Nickelförderung eher eine kleinere Rolle spielt, ist es zugleich mit Abstand das wichtigste Abnehmerland der Produktion. Das hat mit dem Einsatz von Nickel in der Wirtschaft zu tun.
Große Mengen der weltweiten Nickelproduktion werden auf dem asiatischen Kontinent verbraucht. Das liegt vor allem an einem Land: China. Bei der Nickelförderung ist das Land bei weitem nicht so bedeutend wie bei anderen Rohstoffen, es spielt eher eine untergeordnete Rolle. Beim Verbrauch sieht das völlig anders aus.
Tatsächlich wird in der heutigen Zeit ein überwiegender Teil der weltweiten Nickelproduktion – sei es aus der Förderung im Bergbau oder aus der Rückgewinnung im Recycling – in der Metallindustrie verbraucht. Statistiken zufolge entsteht rund zwei Drittel des weltweiten Nickelbedarfs in der Produktion von rostfreien Stählen. Dadurch wird deutlich, warum so viel Nickel in China konsumiert wird. Das Land ist weltweit mit großem Abstand der wichtigste Stahlproduzent. Entsprechend hoch ist der Bedarf nach den Rohstoffen für die Produktion und Veredelung der verschiedensten Stahlsorten.
Was macht Nickel für die Stahlindustrie so wichtig? Das Metall veredelt den Stahl in mehrerer Hinsicht, es dient unter anderem dem Korrosionsschutz und verleiht dem Stahl eine zusätzliche Härte. Das macht nickelveredelte Stähle und ebenso andere Nickel-Legierungen besonders geeignet für den Einsatz in Umgebungen, wo sehr starke Korrosionseffekte zu erwarten sind.
Der Einsatz in der Metallindustrie geht über die Stahlsparte hinaus. Es werden verschiedenste Legierungen unter Einsatz von Nickel in unterschiedlichen Konzentrationen produziert. Dazu gehören unter anderem Materialien, die in Turbinen wie denen von Flugzeugen zum Einsatz kommen, zusammen mit Kupfer wird es für die Produktion elektrischer Widerstände genutzt, es dient in der chemischen Industrie als Katalysator oder auch als einer der Ausgangsstoffe für die Produktion von elektrotechnischen Geräten, Münzen oder Besteck. Auch die bekannten Nickelbrillen haben ihren Namen von dem Rohstoff, der bei der Produktion der Brillenfassungen genutzt wird. Zudem dient das Metall als Werkstoff bei der Produktion von Batterien und Akkus.
Zugleich macht der Nickeleinsatz aber auch Probleme: Das Metall ist ein häufiger Auslöser von Kontaktallergien. Ein bekanntes Beispiel hierfür sind vernickelte Uhrenarmbänder, weshalb in Schaufenstern und Warenauslagen oft das Wort "nickelfrei" zu sehen ist. Allein in Deutschland sollen mehrere Millionen Menschen an einer solchen Kontaktallergie leiden.
Die zukünftige Nachfrage nach Nickel wird allerdings weiterhin vor allem von der Stahlbranche bestimmt werden – und hier spielt wieder China eine entscheidende Rolle. Die stark wachsende Volkswirtschaft des Landes hat vor allem bei der Infrastruktur noch erheblichen Nachholbedarf, sodass die Produktion und die Nachfrage einen langfristigen Wachstumstrend aufweisen dürften. Das gilt dann auch für viele Legierungsmetalle, unter anderem für Nickel. Allerdings haben zuletzt Überangebote des Materials den Markt belastet, vor allem durch den Produktionsstart neuer Bergwerke.