Chartcheck Gold: Schlachtfest oder goldener Frühling?
Es gibt Zeiten, da wird Gold in Finanzkrisen als sicherer Hafen gehuldigt. In anderen Zeiten wird dann wieder gerne das Gegenteil behauptet – so wie aktuell vom Investmentguru George Soros. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass das Edelmetall im Gegensatz zu den Papierwährungen immer seinen Gegenwert behalten hat. Papiergeld hingegen nicht.
Übrigens: Wer die letzten Monate in Kanada war, der wird gemerkt haben, dass das Papier als Zahlungsmittel ausgedient hat. Die Geldscheine sind nun aus Plastik!
Zurück zum Gold: Sicherer Hafen hin oder her, für mich stellt sich die Frage, ist der Zeitpunkt nun da, dass man seinen physischen Bestand nun günstig ausbauen sollte?
Dazu betrachten wir zuerst den 3-Jahres-Chart.
Wir sehen, dass der Abwärtskanal, der sich seit Oktober 2012 entwickelt hat, intakt ist. Einmal ist Gold sogar kurz aus der unteren Unterstützungslinie des Kanals ausgebrochen, konnte aber von den Bullen noch mal bei 1.545 USD abgefangen werden. Danach folgte ein Anstieg auf 1.616 USD.
Im folgenden 2-Jahres-Chart sehen wir, dass wir innerhalb des Abwärtskanals die untere Unterstützungszone bei ca. 1.550 USD schon getestet haben. Glücklicherweise hat diese bisher gehalten. Der Goldpreis konnte sich wieder erholen.
In den letzten Tagen hat Goldman Sachs verkündet, dass sie in den kommenden drei Monaten einen Rückgang des Goldpreises auf $1.530 (zuvor $1.615) erwarten. Wie wir oben sehen, würde sich das Edelmetall dann innerhalb der Unterstützungszone wiederfinden. Goldman Sachs geht noch weiter und ist der Meinung, dass Gold auf Sicht von 6 Monaten auf $1.490 (zuvor $1.600), und auf Sicht von 12 Monaten sogar auf $1.390 (zuvor $1.550) zurückfallen wird.
Das ist harter Tobak, denn sollte diese Meinung sich bewahrheiten, dann bleibt der aktuelle Abwärtskanal noch weiter intakt. Die Unterstützungszone würde nach unten durchbrochen. Wir hätten dann noch einen 12 Monate langen Bärenmarkt vor uns. Sollte das wirklich so eintreffen, dann werden auch Goldproduzenten mit hohen Produktionskosten in Schwierigkeiten geraten, von Geld suchenden Explorationsunternehmen ganz zu Schweigen. Wobei das Schlachtfest bei den Aktienkursen im Junior Rohstoffbereich ja schon lange eingetreten ist.
Ganz so deutlich kann ich die Vorhersage von Goldman Sachs nicht teilen, noch nicht. Ich bin der Meinung, dass, wenn die Unterstützungszone – und da am besten die untere blaue Unterstützungslinie – hält, der Goldpreis innerhalb des Abwärtskanals nochmals auf ca. 1600 USD ansteigen kann. Sollten die Bullen es dazu noch schaffen, die obere Widerstandslinie im Abwärtskanal zu durchbrechen, dann sieht die Welt der Goldunternehmen aus charttechnischer Sicht wieder besser aus.
Die kommenden Wochen werden uns die Richtung weisen: Die alte Börsenweisheit "Sell in May & go away" könnte ein weiteres Blutbad im Goldmarkt verursachen. Aber anderseits hatte der Mai in vielen Jahren auch schon Positives gebracht. In diesem Sinne hoffen wir auf einen goldenen Börsenfrühling!
Euer TimLuca