Gold bekommt Zypern-Bonus
Fundamental spricht nun wieder mehr für einen Anstieg des Goldpreises. Und auch die charttechnische Lage verbessert sich zusehends. 2000 Dollar sind wieder in greifbare Nähe gerückt.
Ende vergangener Woche sind die Goldhändler für den Kurs des Edelmetalls wieder deutlich positiver gestimmt als die Wochen zuvor. In einer Umfrage des Nachrichtendienstes Bloomberg sagten 16 von 25 Händlern, dass sie diese Woche einen steigenden Goldpreis erwarten würden, 7 waren für Gold eher pessimistisch gestimmt und zwei sagten einen unveränderten Goldpreis für die kurze Frist von einer Woche voraus.
Dies könnte auch ein Zeichen für die Anleger in physischem Gold sein, wieder auf das edle Metall mit dem Absicherungseffekt zu setzen. Diese – insbesondere professionelle Anleger, aber auch wohl einige private, die Gold mehr als Spekulation und nicht nur als Absicherung sehen – haben seit Dezember fast 180 Tonnen aus den mit physischem Gold hinterlegten Börsen notierten Produkten verkauft.
Das große Thema dieser Tage unter Börsianern und Rohstoff-Fans ist Zypern und mögliche Zwangssteuern auf Sparkonten. Sicherlich sollten Kleinsparer bis 50.000 Euro oder sogar 100.000 Euro von Zwangsabgaben ausgeschlossen sein. Doch gerade bei Plätzen wie Zypern, in denen vergleichsweise hohen Zinsen auf Tages- und mittelfristige Festgelder gezahlt werden und sich dort Gelder aus den verschiedensten Quellen sammeln, ist solch eine Abgabe durchaus überlegenswert. Dazu nur ein kleines Beispiel: Bei einem Zins von zirka 4,5%, wie er in Zypern gezahlt wird, wurden aus 100.000 nach einem Jahr 104.500 Euro nach zwei Jahren 109.202 Euro, nach 3 Jahren 114.117 Euro, nach vier Jahren 119.252 Euro und nach 5 Jahren 124.618 Euro.
Diese Summen erreichten zum Beispiel reiche Russen und Griechen, die ihr Geld nach Zypern brachten. Deutsche Sparbuch-Inhaber machten in der selben Zeit aus 100.000 Euro ganze 106.408 Euro. Müssten die Anleger in Zypern 15% zahlen, blieben nach 5 Jahren Ansparen immerhin 105.925 Euro übrig. Das ist in dem Bereich, den deutsche Sparer in der Zeit ebenfalls bekommen haben. Die Steuern sind dabei noch gar nicht mal betrachtet, die in Zypern niedriger liegen dürften als in Deutschland und anderen Euroländern. Selbst bei Sparbüchern beziehungsweise Festgeldkonten in Italien und Spanien wurden nur 112.041 Euro aus 100.000 Euro. Wäre also eine Beteiligung der größeren Sparer tatsächlich so ungerecht? Immerhin sollten gerade diese wissen, dass höhere Renditen auch durch höheres Risiko erkauft werden.
Doch das nur nebenbei. Wichtig ist die Diskussion über Zwangsabgaben natürlich vor allem für den Goldpreis. Denn sogar in den USA, wo die Verschuldung des Staates und einiger Bundesstaaten sowie Kommunen und Städte teils noch bedrohlicher aussieht als in Europa, werden unter Sparern und den Anhängern des Goldes die Möglichkeiten dortiger Zwangsabgaben diskutiert.
Die Versicherung und der Bedarf einer Absicherung gegen die – wenn auch schleichende – Entwertung der Vermögen weltweit und insbesondere in stark verschuldeten Staaten wird also zunehmen. Gold in Form von Münzen und Barren sowie physisch hinterlegten Produkten bleibt als sicherer Hafen eine gute Wahl. Doch auch hier gibt es Kritiker, die auf historische Enteignungen von Gold-Eigentum hinweisen. Das wird wohl nicht mehr vorkommen. Doch Tatsache ist, dass es schon einmal in einigen Ländern der Erde Realität war. Goldminen gehörten dagegen nicht zu den Vermögen, die beim Goldverbot enteignet wurden. Das Gold im Boden wird also ganz anders von staatlicher Seite gewertet. Der Aufbau eines Portfolios mit verschiedenen Minenwerten, die bereits produzieren und somit keinen Kapitalbedarf von außen für ihre Aktivitäten benötigen, scheint daher aktuell erste Wahl.