Goldpreis: Viel braucht es nicht für eine Kursrallye

Der bisherige Jahresverlauf für den Goldpreis ist alles andere als erfreulich. Im Januar hat sich die Feinunze mehrfach vergeblich an einem Ausbruch über die 1.700er-Widerstandszone versucht. Seit Anfang Februar hat der Goldpreis dann deutlich an Terrain verloren. Von 1.685 Dollar ist die Notierung bis auf Donnerstag erreichte 1.555 Dollar durchgesackt. Auf diesem Weg wurden wichtige charttechnische Unterstützungen oberhalb von 1.625 Dollar unterschritten.

Zu den belastenden Diskussionen um ein Ende der expansiven US-Notenbankpolitik kamen also noch charttechnische Rückschläge hinzu. Längst spiegelt sich dies in den Long-Positionierungen der Trader wider. Die bullische Nettoposition in Optionen und Futures an der Terminbörse sind laut jüngsten Zahlen der U.S. Commodity Futures Trading Commission so niedrig wie lange nicht mehr. Auch die börsengehandelten Goldfonds plagen sich mit Abflüssen, was ebenfalls die zunehmend skeptische Haltung vieler Marktteilnehmer für den Goldpreis verdeutlicht.

In den vergangenen Tagen allerdings hat sich etwas getan. Der Feinunzenkurs des Edelmetalls hat erstes Terrain zurück gewinnen können, in der Spitze war ein Anstieg um rund 4 Prozent zu sehen. Damit hat sich der Goldpreis über der 1.600er-Marke und damit am Widerstand oberhalb von 1.625 Dollar zurück gemeldet. Der Grund für den Anstieg, der am Donnerstag begann, waren zum einen sicherlich technische Faktoren als Folge der deutlichen Verluste im Februar.

Zum anderen aber ist die europäische Krise wieder auf dem Schirm. Um den Euro und die Staatsschuldenprobleme auf dem hiesigen Kontinent war es zuletzt deutlich ruhiger geworden – trotz Zypern. Das Wahlergebnis in Italien mit der politischen Pattsituation in einem der europäischen Problemländer hat die Schuldenkrise wieder in den Blickpunkt gerückt. Seit Montagnachmittag ist klar geworden, dass die drittgrößte Volkswirtschaft Europas vor neuen Problemen steht. Das ist ein völlig anderes Kaliber für den Markt als Zypern.

Die Unsicherheit auf dem europäischen Anleihenmarkt ist zurück – und Unsicherheit war immer eines der besten Argumente für einen steigenden Goldpreis. Dies trifft auf eine technische Marktlage, die von Pessimismus für den weiteren Kursverlauf des Edelmetalls geprägt ist. Das ergibt insgesamt eine explosive Mischung, die eine gute Ausgangsbasis für steigende Goldkurse ergeben könnte. Die Lunte scheint gelegt, der zündende Funke fehlt noch. Spätestens hier kommt der Chartbereich oberhalb von 1.625 Dollar ins Spiel. Zeichnet sich ab, dass der Goldpreis die hierüber liegende Hürde überwindet, werden die Pessimisten ihre Positionen überdenken müssen. Dann ist es gut möglich, dass zahlreiche Shortpositionen geräumt werden und man auf eine neu beginnende Aufwärtsbewegung setzt.