Kolumne von Dirk Masuch

Der Goldbergbau in Nevada

Nevada nimmt im Goldbergbau nach wie vor eine führende Stellung ein. Etablierte Produzenten wie Barrick und Newmont haben hier Schwerpunkte ihres Geschäftes. Für spekulativ orienterte Investoren ist allerdings eher die Landschaft der Junior Miners interessant. Die besten Aussichten auf spektakuläre Erfolge und damit einhergehenden Anlagegewinnen bieten dabei die in der Exploration tätigen Firmen. Anleger sollten sich allerdings bewusst sein, dass gerade diese Gruppe auch das höchste Risiko mit sich trägt. Ein sehr selektives Vorgehen beim Kauf von Aktien der Junior Explorer ist also angebracht. Das Risiko sollte dabei in einem tragbaren Verhältnis zu den zu erwartenden Gewinnen stehen.

Im Vergleich zu Explorern, die in sich entwickelnden Ländern tätig sind, stellen Investitionsgelegenheiten in Nevadas Bergbauindustrie eine relativ sichere Anlage dar, da hier länderspezifische Risiken wie unsichere Rechtslagen, fehlende Infrastruktur, weitverbreitete Korruption bei Behörden und Genehmigungsverfahren, und nicht zuletzt die Gefahr plötzlicher höherer Besteuerung oder gar Enteignung wesentlich reduziert sind. Zudem bietet Nevada eine Reihe von Vorteilen, wie eine insgesamt bergbaufreundliche Verwaltung mit klaren Regelwerken, einen effizienten Pool an hochspezialisierten Geowissenschaftlern und Bergbauingenieuren, vorhandene Infrastruktur, Bohrunternehmen, analytische Laboratorien, und nicht zuletzt hochkarätigen Vorkommen. Investoren können sich also bei der Bewertung der Firmen im wesentlichen auf das geologische Risiko und firmenspezifische Fragen konzentrieren.

Die Bedeutung Nevadas für den Goldbergbau geht aus der nachstehenden Grafik, entnommen aus ¨Geology of Nevada¨ von Johnathan G. Price (2004) hervor.

Die steigende Goldproduktion Nevadas sowie der Anteil an der US-Gesamtproduktion seit Ende der 80 Jahre ist deutlich ersichtlich. Der Goldpreis befand sich in dieser Zeit zwischen 500 USD und 350 USD pro Unze. Interessant erscheint die abermalige Zunahme der Produktion seit 1997, die diesmal allerdings mit stark fallenden Goldpreisen einherging. Könnte diese zunächst widersprüchliche Tatsache mit der Zunahme von Vorausverkäufen der grossen Produzenten einhergehen? Wie dem auch sei, offensichtlich beweist die Grafik, dass man sich hier gute Gewinne hat entgehen lassen, da man das Gold quasi zu Schleuderpreisen hergegeben hat.

Die Grafik legt allerdings auch die Vermutung nahe, dass Investitionen in die grossen Produzenten nicht unbedingt die beste Anlagestrategie gewesen sind. An diesem Punkt werden wiederum die spekulativen Explorertitel interessant. Dazu ein paar Zahlen:

Die Goldproduktion in Nevada betrug im Jahr 2005 6.8 Millionen Unzen. Die Ende 2005 profitabel gewinnbaren Reserven standen bei 97.1 Millionen Unzen. Damit kann in Nevada unter diesen Bedingungen eine in etwa gleichbleibende Produktion für 14-15 Jahre aufrechterhalten werden. Es stellt sich also auch hier das Problem der Erneuerung der Reserven. Nun finden bei steigenden Goldpreisen natürlich ständing Umbewertungen von Resourcen in Reserven statt. Längerfristig müssen allerdings auch in Nevada neue Vorkommen zur Aufrechterhaltung der Produktion gefunden werden. Die Chancen dafür sind recht hoch, gerade auch wegen der boomenden Explorationsszene.

Wie geht man denn nun bei der Auswahl der erfolgversprechendsten Juniors am besten vor? Dazu ist es notwendig, einige Besonderheiten der Goldvorkommen von Nevada zu kennen und in ihrem geologischen Kontext zu verstehen.

Ein Grossteil der Goldmineralisationen In Nevada kommt in submiskroskopisch fein verteilter Form (¨disseminiert¨) in sedimentären, vornehmlich kalkigen Gesteinen vor. Dieser Vererzungstyp ging als Carlin-Typ-Vererzung in die Fachliteratur ein, benannt nach der Stadt Carlin im Norden Nevadas. Obwohl einige der grössten Vorkommen praktisch direkt an der Erdoberfläche anstanden, wurden sie erst recht spät entdeckt, da die Vererzung im Gesteinsverband nicht erkennbar war. Nach ihrer Entdeckung im Jahre 1961 nahm die Carlin-Mine 1965 die Produktion auf.

Viele der oberflächennahen Goldvorkommen weisen nur geringe Goldgehalte von etwa einem Gramm pro Tonne auf, die erst durch die Anwendung des Zyanidlaugungsverfahrens wirtschaftlich wurden. Dieses Verfahren ist sehr gut geeignet für Tagebaue mit zwar geringen Gehalten, aber hoher Tonnage.

Entscheidend zur Auffindung der Goldvorkommen war das Erkennen der Bedeutung eines weitreichenden tektonischen Elementes in Nevada, der Roberts Mountains Thrust. Hierbei handelt es sich um eine Überschiebungsbahn, entlang derer ältere Gesteine auf jüngere Gesteine überschoben wurden. Die Formationen oberhalb dieser Überschiebung werden als upper plate bezeichnet, die darunter liegenden als lower plate zusammengefasst. Die disseminierten Goldvorkommen befinden sich vornehmlich in den meist kalkigen Gesteinen der lower plate Formationen. Hier wiederum sind die jüngeren Schichten der Popovich-Formation und die jüngeren Bereiche der Roberts-Mountain-Formation am intensivsten vererzt. Beispiele für bekannte Goldminen innerhalb der Popovich-Formation sind die Betze Mine, die Meikle Mine und die Gold Quarry Mine. Innerhalb der Roberts-Mountain Formation befinden sich u.a. die Carlin Mine und die Lower Post und Deep Post Minen. Bei der Bewertung von Junior Explorern wäre also u.a. darauf zu achten, ob auf lower plate-Gesteine exploriert wird.

Es zeigte sich bald, dass die grössten Goldvorkommen innerhalb eines Nordwest-Südost verlaufenden Korridors auftraten, der als Carlin-Trend bekannt wurde. Ein weiterer Durchbruch erfolgte in den 80er Jahren, als man erkannte, dass in der Tiefe erbohrte höhere Goldgehalte die eigentliche Vererzung darstellten, die sich an der Oberfläche in disseminierten Vorkommen manifestierte. Der Goldrausch in Nevada trat im April 2003 in eine neue Phase ein, als Placer Dome die Entdeckung des Cortez Hill-Vorkommens bekanntgab, dessen beste Bohrung 410 Fuss mit 1.03 Unzen pro Tonne aufwies. Dieses Vorkommen befindet sich im Battle-Mountain-Trend, der westlich des Carlin-Trends und nahezu parallel zu diesem verläuft. Die jüngsten Explorationsaktivitäten konzentrieren sich im wesentlichen auf die südöstliche Verlängerung des Battle-Mountain-Trends und des Cortez-Trends. Diese Trends im Norden Nevadas sind im nachfolgenden Kartenausschnitt dargestellt.

Diese und fünf weitere grossformatige Karten habe ich in 2007 durch intensive Webrecherchen erstellt. Die Karten und die darunterliegende GIS-Datenbank im Format ArcGIS (mxd) sind im Eigenvertrieb erhältlich. Bei Interesse teile ich Ihnen die Bezugsbedingungen gerne mit.