Kolumne von Ingrid Heinritzi

Interview mit Dan Carriere, dem Vorstandsvorsitzenden von Terrace Energy

Aufgrund der hochkochenden Diskussion über das Fracking in Deutschland bietet es sich an einen Experten zu Worte kommen zu lassen. Öl- und Gas-Branchenkenner Dan Carriere von Terrace Energy erklärt den Status Quo des Fracking in den USA und speziell Texas.

In Deutschland schlägt die Diskussion über vorhandene Schiefergasvorkommen hohe Wellen. Denn diese könnten nur mit unkonventionellen Bohrungen getätigt werden. Angela Merkel lässt immerhin den Öl- und Gasgesellschaften weiter Hoffnung, dass auch in Deutschland Gas aus Schiefergestein produziert werden könnte. Doch die Kanzlerin will es sich natürlich vor den Wahlen im September mit keiner Seite verscherzen. Weitergehende Initiativen oder auch nur Aussagen der Bundesregierung über das sogenannte Fracking dürften daher nicht erwartet werden.

Beim Fracking handelt es sich um eine Methode, bei der ein Wasser-Sand-Gemisch in die Gesteinsformationen gedrückt wird, bis das Gestein Risse bekommt und das Gas (oder auch Öl) daraus entweichen und dann abgepumpt werden kann. Da dem zu aus 95 Prozent Wasser und 4,5 Prozent Sand (oder Keramikkügelchen) bestehendem Gemisch noch ein kleiner Teil Chemie zugesetzt wird, ist die Methode bei Umweltschützern verpönt. Sie befürchten Schäden für die Umwelt, insbesondere für das Grund- und Trinkwasser.

Um die Lage in den USA, wo seit Jahren in großen Mengen mit Fracking Öl und Gas produziert wird, zu beleuchten, steht Dan Carriere von Terrace Energy Rede und Antwort. Terrace Energy (ISIN: CA88103M1023) ist ein noch kleiner Ölproduzent im Süden von Texas. Aus derzeit drei Ölquellen holt Terrace Energy zirka 435 Barrel Öläquivalent pro Tag. Die Ressourcen belaufen sich auf gut 10 Millionen Barrel, die durch Fracking und horizontales Bohren erschlossen werden sollen.

Frage: In Europa wird dem Fracking-Verfahren Misstrauen entgegengebracht. Wie sieht die Akzeptanz dagegen in den Vereinigten Staaten aus?

Dan Carriere: Fracking trifft auch in bevölkerungsreichen Gegenden der USA auf Widerstand, denken Sie nur an das Marcellus Shale Gas-Gebiet in Pennsylvania. Einige Staaten beugten sich dem öffentlichen Druck und verhängten sogar ein zeitlich begrenztes Verbot dieser Technologie. Fallstudien zeigten dann, dass es keine Anzeichen für negative Umwelt-Einflüsse gibt. Einige Staaten, die einen Bann für Fracking ausgesprochen hatten, erlauben nun wieder diese Prozedur, da sie die wirtschaftlichen Aktivitäten und die daraus entstehenden Steuern brauchen.

Frage: Sie arbeiten in Texas…

Carriere: …in Texas, wo wir aktiv sind, ist es weit verbreitet und gehört zum täglichen Leben. Nur wenige Menschen leben in den Regionen, wo produziert wird, daher entsteht dort auch keine Opposition. Als Folge läuft die texanische Wirtschaft wie geschmiert.

Frage: Also könnte Texas als Vorbild dienen?

Carriere: Global ist Fracking das neue Ziel von Aktivisten, da die Ölindustrie schon immer weltweit ein Ziel von ihnen gewesen ist. Meine Partner haben ihr erstes Fracking in einer vertikalen Bohrung bereits vor 30 Jahren gemacht. Dies ist also nicht irgendetwas Neues, wie die Medien Glauben machen wollen. Jetzt ist es einfach auch möglich horizontal zu bohren und so mehrere Fracks vorzunehmen. Was jedoch ein Problem in den kommenden Jahren werden wird, ist der große Wasserbedarf, der für jede Quelle notwendig ist. Das ist vor allem der Grund, warum wir auf Fracking mit Gas umgestiegen sind. Es verbessert die wirtschaftliche Performance und eliminiert die Kosten für den Wassertransport und -reinigung.

Frage: In Nordamerika nimmt die Öl- und Gasproduktion zu. Was kann das für die Preise dieser Energieträger wie auch Kohle bedeuten?

Carriere: Die USA haben die Chance ein Nettoexporteur von qualitativ hochwertigem Rohöl zu werden. Und wenn sie Anlagen zur Gasverflüssigung an der Küste bauen, können sie auch Netto-Gasexporteur nach China und anderen Ländern werden, die einen höheren Gaspreis haben. Das wird mehr einen Einfluss auf den Preis von Brent-Öl haben als für den Preis von WTI, denke ich.

Frage: Welchen Ölpreis braucht Terrace Energy?

Carriere: Für Terrace legen wir für unsere wirtschaftlichen Modelle einen Preis für WTI-Öl von 75 US-Dollar je Barrel zu Grunde. Heute wird WTI für 95 Dollar gehandelt – und wir bekommen noch 5 Dollar Prämie obendrauf, wegen der guten Qualität. Wir könnten also mit einen abgeschwächten Preis leben. Da aber viele Regionen auf der Erde dies nicht können, würde ein niedrigerer Preis wohl die weltweite Produktion negativ beeinflussen. An diesem Punkt ist es einfach das gute alte Angebots-Nachfrage-Argument. Dabei ist Terrace gut positioniert.

Frage: Was sind für Ihr Unternehmen die nächsten Ziele?

Carriere: Die Projekte, die wir derzeit kontrollieren, werden am Ende des Jahres wohl zwischen 1000 und 1500 Barrel-Äquivalent pro Tag abwerfen. Dies könnte durch eine größere Akquisition jedoch nach oben gehen. Für Ende 2016 haben wir uns 3500 bis 4500 Barrel als Ziel gesetzt. Dies hängt jedoch alles davon ab, wie viel Cash-flow wir für die verschiedenen Ölquellen neu verwenden werden und ähnliche Überlegungen. Zudem prüfen wir eine größere Akquisition, die einen sehr positiven Effekt haben könnte – vorausgesetzt unsere Begutachtung fällt positiv aus und wir wählen diesen Weg.

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