Kolumne von Ingrid Heinritzi

Milliardär Soros drückt Gold auf 1550 Dollar

Wenn die Reichsten der Reichen ihre Einschätzung der Märkte ändern, gibt es viele Trittbrettfahrer. Die Self-fullfilling-Promessy, wie es so schön auf Neu-Deutsch heißt, drückt dann den Markt in die erwartete Richtung. Das geschieht anscheinend nun beim Gold.

Jetzt ist es tatsächlich soweit. Der Goldpreis hat seine 200-Tage-Linie endgültig gerissen. Das bedeutet, diese wichtige Unterstützung ist gefallen. Zuvor noch hatten Milliardäre, vor allem George Soros, aber auch Louis Moore Bacon Gold massiv verkauft. In der Zeit zwischen Oktober und Dezember schmissen das Moore Capital Management und der Soros Fund Management mehr als die Hälfte ihrer Bestände, die in dem mit physischen Gold unterlegten weltweit größten Gold ETF, dem SPDR Gold Trust, geparkt waren, auf den Markt.

Zum einen lässt sich durch den Positionsabbau der Milliardäre eine gewisse Goldpreis-Schwäche im vierten Quartal 2012 begründen. Zum anderen kamen nun die Anleger-Gläubiger der Börsengurus und verkauften nach Bekanntwerden ebenfalls. Dies ist nun die jüngste Preisschwäche. Zusammen mit ein wenig besseren Konjunkturdaten und dem eben angesprochenen charttechnischen Bild kam nun der rasante Absturz des Goldpreises zustande.

Ob der kurze Taucher unter 1600 Dollar je Feinunze des Goldpreises am Freitag Abend bereits der Höhepunkt der Schwäche war, ist zu bezweifeln. Denn zum einen kann die 1600er-Marke nur als psychologische Unterstützung gewertet werden. Zum anderen lassen die gängigsten Marktindikatoren keine Hoffnung zu. So sind beim MACD-Indikator die Verkaufssignale im kurzfristigen und im mittelfristigen Bereich aktiv und ein kommendes Kaufsignal nicht in Sicht. Auch der RSI (Relative-Stärke-Index nach Wilders) bestätigt den negativen Trend. Er ist nach unten gerichtet und notiert unterhalb von 50 Prozent. Lediglich kann der RSI auf Tagesbasis auf eine zwischenzeitliche Erholung hindeuten, da der Goldmarkt langsam überverkauft aussieht.

Wie geht es nun also weiter? Der Gold-Verkauf von Soros steckt den Gold-Bullen sicherlich in den Knochen. Auch die Analysten der Großbanken zeigten sich beeindruckt. So nahm zum Beispiel die schweizerische UBS ihre kurzfristige Goldpreisprognose um fast 7 Prozent zurück. Einige Goldhändler brachten es so auf den Punkt: "Die Verkäufe von Soros zogen dem Markt etwas den Nerv."

Doch ein anderen Gold-Milliardär, John Paulson, hält bisher an seinen Goldbeständen fest. Das gibt Hoffnung, dass der 12-jährige Bullenmarkt für Gold noch nicht vorüber ist. Auch im Gold-Superzyklus 1968 bis 1980 gab es zwischenzeitlich Einbrüche, einer war sogar eine Halbierung des Goldpreises. Wer damals auf das Ende der Hausse setzte, lag extrem falsch. Die weiterhin immanente Verschuldungssituation der Staaten lässt auf weiter harte Zeiten und Irritationen hindeuten. Die Notenbanken müssen dagegen mit viel Liquidität weiter dagegen halten. Das bleibt positiv für Gold.

Ein Rücksetzer auf die Auffanglinie bei 1550 US-Dollar je Unze sollte daher als Chance zum Positionsaufbau genutzt werden. Und da sich die Aktienmärkte recht gut halten, sollten auch Goldminen dazu gehören. Diese sollten ihren Hebel gegenüber dem Goldpreise bald in positivem Sinn ausspielen. Verschiedene Übernahmen lassen bereits erkennen, dass die Preise der fundamental guten Projekte zu niedrig geworden sind.