Kupfer und der Super Bowl
Börsenindikatoren gibt es viele. Einige wie der Super Bowl-Indikator sind kaum seriös zu nehmen. Der Januar-Effekt greift dagegen schon besser – bei Aktien und teilweise auch bei Rohstoffen.
Börsianer wissen, was sie in der Nacht von Sonntag auf Montag zu tun haben. Sie drücken den San Francisco 49ers die Daumen. Um 0.10 Uhr (SAT 1 überträgt live) beginnt der XLVI. Super Bowl. Das Finale der nordamerikanischen Football-Saison findet dieses Jahr in New Orleans statt. Die San Francisco 49ers (NFC) treffen dabei auf die Baltimore Ravens (AFC).
Interessant ist dabei neben dem Ergebnis des Spektakels – es ist wohl das Einzelspiel mit dem größten Zuschauerzuspruch weltweit – der von einigen Anlegern beachtete Super-Bowl-Indikator. Die alte Regel besagt, dass wenn der Finalteilnehmer aus der NFC (National Football Conference) gegen den Vertreter der AFC (American Football Conference) gewinnt, die Börsenkurse in New York übers Jahr zu legen. Gewinnt der AFC-Finalist ist die Grundtendenz an der New York Stock Exchange dagegen eher negativer Natur.
Wer sich mit Statistik und Wahrscheinlichkeiten auskennt, wird unschwer sehen, dass zwischen Börse und Super Bowl nur wenig Zusammenhang besteht. Der Super Bowl-Indikator sollte daher nicht als Grundlage für ein Aktienengagement dienen. Dennoch hatte es der Indikator lange Zeit vielen Börsianern angetan. Der Grund war eine verblüffende vermeintliche Vorhersagekraft. Denn in den vergangenen 45 Jahren gewann der AFC-Vertreter 21 Mal. 9 mal sank in solchen Jahren der Dow Jones Industrial Average Index, 12 mal stieg er. Das ist nicht unbedingt signifikant. Doch wenn ein NFC-Vertreter gewonnen hat, dann sieht die Statistik ganz anders aus. Von den 24 Jahren in denen die NFC die Oberhand behielt, konnte der Dow Jones sage und schreibe 20 Mal steigen. Die Durchschnittsrendite aller 24 Jahre erreicht rund 9 Prozent.
In den vergangenen Jahren ließ die Vorhersagekraft deutlich nach, was die Zusammenhanglosigkeit eher bestätigt. Ein besserer Indiz für möglicherweise gute Börsenjahre ist dagegen der Januar-Effekt. Dieser besagt, dass wenn die ersten 5 Handelstage im Januar positiv ausfallen, das ganze Börsenjahr gut ausfällt. Teilweise sieht man auch die Form, dass der gesamte Januar als Grundlage genommen wird. Der Grundgedanke ist: Kaufen die Anleger zu Beginn des Jahres an der Börse ein, haben sie genügend Liquidität für Aktiengeschäfte. Da in der Regel zu Beginn des Jahres nicht gleich alles eingesetzt wird, kann die positive Kaufstimmung längerfristig anhalten. Zudem dürfte auch nur zu Jahresbeginn gleich gekauft werden, wenn die Erwartungen für das Wirtschaftswachstum und damit die Unternehmensgewinne nicht gerade schlecht aussehen. Schauen wir uns einmal die vergangenen Jahre an.
2008 gingen die Aktienkurse im Januar nach unten – und das ganze Börsenjahr fiel miserabel aus. 2009 war es anders. Der Januar war sehr schwach. Doch im Jahresverlauf drehte der Dow Jones wie die meisten Indizes weltweit nach oben und schloss dann doch deutlich im Plus. 2010 zeigt keine klare Tendenz. Die ersten fünf Tage im Januar waren positiv, der gesamte Monat dagegen negativ. Im Gesamtjahr hielt sich der Aktienmarkt dann an die 5-Tage-Vorgabe und ging um rund 1000 Punkte nach oben.
2011 war es umgekehrt. Die ersten 5 Tage waren schwach, doch der gesamte Januar zeigte steigende Kurse. Diesmal hielt es der Dow Jones-Index über das Jahr mit dem Gesamtmonat. Der Anstieg war jedoch relativ gering. 2012 hatten wir wieder sowohl in den ersten 5 Tagen wie im gesamten Januar steigende Kurse. Der Aktienindex folgte dieser Vorgabe wie aus dem Lehrbuch. Jetzt ist der Januar 2013 gerade abgeschlossen. Bereits die ersten 5 Tage haben Börsianern Mut gemacht. Immerhin stieg der Dow – wenn auch nur leicht – an. Der Gesamtmonat lässt Gläubiger des Januar-Effekts sogar jubeln. Denn es ging weiter und zwar kräftiger bergauf. 2013 könnte – oder besser sollte – also ein Aktienjahr werden.
Interessanterweise klappt die Vorhersage auch für den Konjunktur relevanten Rohstoff Kupfer. Sicherlich, erwarten die Börsianer, wenn eh gute Börsenjahre bevorstehen, sollte Kupfer zulegen und umgekehrt, wäre die erste Intuition. Und diese lässt sich bestätigen. Denn in den Jahren 2008, 2009 und 2010 verhielt sich Kupfer wie die Aktienmärkte. 2011 hielt sich dagegen Kupfer an die Vorgabe der ersten 5 Tage und fiel über das Jahr. 2012 stimmte die Entwicklung dann wieder mit dem Aktienmarkt überein. Was könnte dies nun für Kupfer in 2013 bedeuten? Da sich der Kupferpreis noch eher an den ersten 5 Tagen des Januar orientiert, scheint eine stabile bis leicht nach oben gerichtete Seitwärtsbewegung die wahrscheinlichste Variante. Doch wie besagt ja eine Weisheit der Volkswirte: Vorhersagen sind sehr schwierig, besonders wenn sie in die Zukunft gerichtet sind.
Interessant ist auch die Betrachtung des zweiten konjunkturell wichtigen Rohstoffs, dem Öl. Der Januar-Effekt, nun nur auf das Abschneiden des Öls selbst gerichtet, klappte 2008, 2009, 2011 und 2012. 2010 passt die 5-Tage-Regel und der Gesamtjanuar-Effekt liegt daneben. Da der Ölpreis im Januar angezogen hat und auch in den ersten Handelstagen nicht zur Schwäche neigte, dürfte der Ölpreis 2013 eher anziehen.
2013 begann also mit einem positiven Grundton. Rohstoff-Investments sollten also Profit abwerfen, wenn sich die Januar-Regel wieder bewahrheitet. Ein breit streuender Rohstoff-Fonds oder übergreifender ETF sollte daher auch für konservative Anleger als Depotbeimischung lohnen.