Südamerika: Das Tauziehen zwischen Politik und Rohstoff-Konzernen

Das Wiedererstarken von politisch links-gerichteten Regierungen in Südamerika, allen voran von der Regierung Hugo Chavez in Venezuela, hat sichtbare Spuren in der Rohstoff-Landkarte hinterlassen. Venezuela stellt sicherlich das Extrem auf der einen Seite dar: Der Goldsektor wurde komplett verstaatlich und ausländische Investoren quasi erst entmachtet und dann enteignet. Selbst Investoren aus anderen sozialistischen Staaten wie Russland oder China wurde hier die Türe geschlossen. Was kurzfristig den Staatseinnahmen von Venezuela zu Gute kommen dürfte, wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach mittel- und langfristig als hausgemachtes Problem offenbaren, denn nachdem sich der Staat hier bereichert hat, hat man sich selbst für ausländische Investoren (auch in anderen Segmenten) aufgrund der Rechtsunsicherheit derart unattraktiv gemacht, dass hier zunächst das Know-How und mittelfristig auch das Geld für zukünftige Entwicklungen fehlen dürften.

Unternehmen wie Crystallex (Liegenschaften mit mehr als 7 Mio Unzen Gold und dem Versuch, sich über chinesische Partner in Venezuela die Gunst der Regierung zu sicher) sind inzwischen enteignet, andere Unternehmen wie Rusoro (mit russischem Management und direkten Verbindungen zur Venezuelanischen Regierung wurden in unvorteilhafte Joint-Venture mit Staatsbetrieben gedrängt, auch hier gingen die Aktionäre quasi leer aus.

Auch in anderen südamerikanischen Ländern wie Ecuador haben die Rohstoffe Begehrlichkeiten der linksgerichteten Regierung unter Präsident Rafael Correa geweckt. Ein Beispiel hierfür ist das "Fruta del Norte"-Projekt von Kinross (2008 von Aurelian Resources, einem der erfolgreichsten Goldexplorer der letzten 10 Jahre, für ca. 1 Mrd USD übernommen). Als international aufgestellten Großkonzern ist Kinross jedoch nicht unmittelbar gezwungen, dieses Projekt kurzfristig und um jeden Preis in Produktion zu bringen (ein unschätzbarer Vorteil gegenüber kleinen, und damit leicht "erpressbaren" Explorern). Nach langwierigen Verhandlungen gab es im November 2011 zunächst eine Einigung zwischen Kinross und der ecuadorianischen Regierung, im Februar 2012 gab es seitens der Regierung jedoch einen Wunsch, den Vertrag nachzuverhandeln und sich ein größeres Stück (als bisher vereinbart) von dem Kuchen zu sichern. Schließlich geht es bei Fruta del Norte um voraussichtlich deutlich mehr als 10 Mio Unzen Gold in relativ hoher Konzentration und zu vergleichsweise geringen Produktionskosten. Aufgrund dieser Forderungen wurde die Projektentwicklung seitens Kinross im Frühjahr 2012 vorläufig gestoppt.

Die Regierung benötigt dringend die ausländischen Investitionen und das Know-How, und Kinross will sich natürlich nicht wie eine Zitrone auspressen lassen. Die vorläufige Einstellung eines solchen Projekts ist mutig, und hat die Kinross Aktie kräftig auf Talfahrt geschickt. Kleinere Unternehmen in Ecuador sind hier deutlich härter getroffen, denn niemand möchte im Alleingang gegen die Regierung vorgehen, so dass die dringend notwendige Einigung zwischen Kinross und der Regierung Pilotcharakter für den kompletten Bergbau-Sektor in diesem Land haben wird!

Relativ ungeschoren sind die Rohstoff-Unternehmen in Peru nach der Wahl des linksgerichteten Präsidenten Ollanta Humala davongekommen. Junior-Produzenten wie Rio Alto Mining, die aktuell nur ein Projekt in Produktion haben und auf die Rückflüsse aus diesem Projekt dringend angewiesen sind, konnten aufatmen, nachdem sich die neue Regierung mit einer moderaten Steuererhöhung auf Gewinne im Bergbau begnügt hat.

Auch in Bolivien scheint der linksgerichtete Präsident Evo Morales eher einen moderaten Kurs zu verfolgen und hat die Wichtigkeit von ausländischen Investoren für das eigene Land erkannt. Aber auch hier wurde ganz klar formuliert, dass es keine Ausbeutung der Rohstoffe geben wird, ohne das ein "gerechter Anteil" bei den Bolivianern bleibt, sei es in Form von Steuer und Abgaben, oder auch durch Zusagen für dauerhafte Beschäftigung und gerechte Löhne für einheimische Bergarbeiter.

In Kolumbien hat sich das Investment-Klima in den letzten Jahren hingegen sehr positiv verändert. Nachdem das Land nach jahrelangen, zermürbenden Konflikten zwischen links-gerichteten Guerillas, Drogenbanden und dem Militär weitestgehend zur Ruhe gekommen ist, besteht im Bergbau (beispielsweise im Vergleich zu anderen Anden-Staaten wie Peru oder Chile) noch ein massiver Nachholbedarf. Die Explorationstätigkeit hat hier in den letzten Monaten stark zugenommen und Unternehmen wie CuOro Resources oder Bellhaven Copper & Gold konnten hier schon erste Erfolge und aussichtsreiche Funde verkünden.

Ihr Manuel Giesen

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