Nach der US-Wahl: Wird Gold wieder zum Sicheren Hafen?
Die Entwicklung des Goldpreises seit das Ergebnis der US-Präsidentenwahl feststeht, ist interessant. Viele Analysten hatten vorhergesagt, dass der Goldpreis steigen würde, sollte Obama wiedergewählt werden. Doch jetzt kommen noch andere Faktoren hinzu. Am deutlichsten ausgeprägt ist dabei die Angst um die Entwicklung der US-Wirtschaft und das drohende "fiskalische Kliff". Das bedeutet, sollte die US-Verschuldung über die bisher festgelegte Grenze steigen, bzw. Demokraten und Republikaner sich nicht auf deren Anhebung einigen können, werden automatisch Ausgabenkürzungen und Steueranhebungen ausgelöst – was die zarte Erholung der Wirtschaft im Land der unbegrenzten Möglichkeiten brutal ausbremsen würde.
Aber auch die immer noch ungelöste Eurokrise und die Möglichkeit, dass die Eurozone – Deutschland eingeschlossen – in eine Rezession rutscht, macht den Anlegern Sorge. Was an den einbrechenden Aktienmärkten gut zu sehen ist.
Was aber in den vergangene mindestens zwölf Monaten so überraschend war, war, dass der Goldpreis bei solch schlechten Aussichten für die Wirtschaft ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wurde und die alte Ansicht von Gold als Sicherem Hafen in Zweifel gezogen wurde.
Wobei das zu einem gewissen Teil auf die relative Stärke des US-Dollars zurückzuführen war, die bedeutete, dass der Rückgang des Goldpreises in Dollar in anderen Währungen nicht immer nachvollzogen wurde.
Doch seit der Wahl in den USA war zu beobachten, dass der Goldpreis im allgemeinen gestiegen ist, egal wie sich der US-Dollar entwickelte. Natürlich erstreckt sich dieses Phänomen bislang nur über einen vergleichsweise kurzen Zeitraum, doch könnte es ein erster Hinweis darauf sein, dass Gold wieder zu seinem Status als Sicherer Hafen zurückkehrt.
Insbesondere wie gesagt auf Grund des näher kommenden fiskalischen Kliffs in den USA, dessen Auswirkungen die US-Wirtschaft mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im ersten Halbjahr 2013 in die Rezession drücken würde. Und die Demokraten und Republikaner bewegen sich noch nicht wirklich von ihren starren Positionen weg… Das zusammen mit einer möglichen Rezession in der Eurozone macht den Anlegern Angst, was unserer Ansicht nach zu dieser zumindest leichten Rückkehr ins Gold geführt hat. Zumal Gold und die anderen Edelmetalle fast die einzigen Anlageklassen sind, die in der Woche bisher gestiegen sind – die Aktienmärkte sind genauso gefallen wie andere Rohstoffe.
Und auch fundamental sieht es auf einmal wieder etwas besser für den Goldpreis aus. Die Experten von GFMS beispielsweise haben erst vor kurzem angedeutet, dass der Appetit auf Gold in China weiter steigt, auch wenn das Wirtschaftswachstum sich dort verlangsamt hat. Die Experten gehen weiter davon aus, dass die Volksrepublik dieses Jahr wieder zum größten Goldkonsumenten der Welt vor Indien wird.
Weniger sicher ist, ob die chinesischen Goldimporte von der Allgemeinheit aufgenommen werden, oder ob zumindest ein Teil davon nicht ungemeldet in den Reserven der chinesischen Notenbank landet, die angesichts ihrer gewaltigen Dollarreserven für die lange Sicht langsam nervös wird – ohne zunächst auf den Goldmarkt einwirken zu wollen. GFMS schätzt, dass China dieses Jahr rund 860 Tonnen Gold abgenommen hat, was rund einem Drittel der gesamten weltweiten Neuproduktion entspricht, und auch weiter zugreift.
Auf jeden Fall stieg zuletzt mit dem Goldpreis auch der VIX- oder Angstindex und wenn sowohl Gold als auch der VIX steigen, ist das ein weiterer Hinweis auf das, was Frank Holmes von U.S. Global Investors als "Angst-Trade" bezeichnet. Eine Rezession wird wahrscheinlicher und die Menschen scheinen sich wieder dem Gold als finanzielle Absicherung zuzuwenden.
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