Kolumne von Ingrid Heinritzi

Gold wird langfristig wieder steigen

Das Allzeithoch beim Gold von 1921 US-Dollar scheint nicht mehr weit. Doch zuvor könnte es noch einmal zu günstigeren Einstiegskursen kommen. Der Goldmarkt ist kurzfristig überkauft.

Unlimitierte Anleihekäufe durch die EZB und der FED, hohe Käufe von Gold-ETFs und Futures und nicht zuletzt die andauernden Streiks in südafrikanischen Goldminen treiben den Goldpreis nach oben.

Gold als sicherer Hafen scheint gefragt wie nie zu sein. Aktuelle Umfragen, wie die aktuelle Allensbach-Umfrage zeigen deutlich, dass der Bürger an das Gold als sichere Anlage glaubt: Nur 16 Prozent halten die Riester-Rente für sicher, während 36 Prozent Gold für eine besonders sichere Investmentform halten. Auch laut einer aktuellen Forsa-Umfrage, vom Edelmetallhändler pro aurum in Auftrag gegeben, halten die Bürger Gold – im Vergleich zu Aktien, Anleihen, Festgeld und Fondsanteilen – als die sicherste Anlageform.

Allein die Hälfte des in den letzten vier Wochen weltweit produzierten Goldes ging in ETFs und ETCs. Und negative Realzinsen, ähnlich wie in den 70er-Jahren, lassen die verschiedensten Experten von einem weiteren Anstieg des Goldpreises sprechen. Denn am Anleihemarkt gibt es nur niedrige Konkurrenzrenditen, so dass dies für Investments in die Inflation absichernde Gold spricht.

Selbst die Notenbanken treten als Nettokäufer von Gold auf. Sie haben 2011 ungefähr soviel gekauft, wie sie in den Jahren davor verkauft haben, nämlich zirka 450 Tonnen des edlen Metalls. Im zweiten Quartal 2012 haben die Notenbanken 157,7 Tonnen Gold gekauft. Das sind 63 Prozent mehr als im ersten Quartal und im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar 137,9 Prozent mehr.

Auch das Altgoldangebot ist gegenüber dem Vorjahr um rund 12 Prozent zurückgegangen, während die Goldproduktion in etwa gleich geblieben ist.

Demgegenüber gibt es natürlich auch Faktoren, die belastend auf den Goldpreis wirken, wie das verlangsamte Wirtschaftswachstum in China oder die hohen Preise, die auf Gold im Schmuckbereich lasten. Die Goldexperten der ehemaligen HVB, jetzt Unicredit, sehen dennoch den Goldpreis bis Ende des Jahres bei 1920 US-Dollar je Unze und längerfristig sogar bei 2400 US-Dollar.

Der derzeitige Anstieg des Goldpreises fand in allen wichtigen Währungen statt. Also bei Euro, US-Dollar und auch beim Chinesischen Renmimbi, beim Japanischen Yen, dem Britischem Pfund und dem Schweitzer Franken. Die Kaufkraft der Papierwährungen gegenüber Gold hat sich also verringert. Drucken die Zentralbanken weiterhin fleißig Geld, so wird sich der Effekt auf den Goldpreis noch verstärken.

Kurzfristig gesehen ist der Goldmarkt jedoch überkauft. Das bedeutet, dass der Goldpreis durchaus in den kommenden Tagen nach unten gehen könnte. Eine ähnliche Situation gab es bereits im vergangenen Februar. Damals korrigierte der Goldpreis von knapp unter 1800 Dollar auf zirka 1550 Dollar je Feinunze. So ein starker Absturz ist jedoch nicht wieder zu erwarten. Durch die Geldschöpfung der Notenbanken und die weitere Zuspitzung der Systemkrisen werden Anleger, die noch nicht genügend im Goldlager präsent sind, jeden Rückschlag zu Käufen nutzen. Ein Preisrückgang Richtung 1700 bis 1650 Dollar kann daher als Einstieg gelten. Ob dies dann mit Gold-Münzen, Gold-Barren, ETFs und ETCs oder sogar den günstigen Goldproduzenten geschieht, hängt von der Risikoneigung des einzelnen ab.