Trotz dramatischen Preiseinbruchs: Kanadische Eisenerzfirmen im Labrador Trough machen sich noch keine großen Sorgen
Eine ganze Reihe von Bergbaufirmen treibt derzeit Eisenerzprojekte im so genannten Labrador Trough voran, die zahlreiche Millionen Dollar in die Region auf der Grenze zwischen den kanadischen Provinzen Quebec und Labrador fließen lassen dürften. Da es sich bei den meisten dieser Gesellschaften um Juniors handelt, die große Projekte nicht allein stemmen können, haben sich viele von ihnen mit großen Stahlproduzenten aus Asien zusammengetan.
Aber auch Eisenerzgiganten wie Rio Tinto (WKN 852147), Cliffs Natural Resources (WKN A0RBDY) und ArcelorMittal (WKN A0RNR0) arbeiten derzeit daran, ihre Produktion im Trough auszuweiten.
Dennoch liegt die Eisenerzproduktion im Labrador Trough aktuell lediglich bei rund 40 Mio. Tonnen pro Jahr. In einem Markt, der ein Volumen von mehr als 1 Mrd. Tonnen aufweist, ist das kaum erwähnenswert. Sowohl die asiatischen Stahlhersteller als auch Anleger allerdings setzen darauf, dass diese Zahl in den kommenden Jahren spürbar steigen wird.
Was vielleicht erklärt, warum sie von den jüngsten Ereignissen so überrascht wurden. Quasi ohne Vorwarnung stürzte der Eisenerzpreis im August ab, brach um rund 30% ein. Im September wurden nur noch 85 USD pro Tonne gezahlt, während es 2010 noch fast 200 USD waren.
Ausgelöst wurde der Preiseinbruch in China. Dort löste sich die Eisenerznachfrage quasi über Nacht in Luft aus, als die Stahlproduzenten in einen "Käuferstreik" traten und ihre Lagerbestände leerten. Dieser schwere Schlag für den Eisenerzsektor deutet an, was eine längere Abschwächung der chinesischen Wirtschaftskraft für die Branche bedeuten könnte.
Der Preiseinbruch erschütterte auch die im Labrador Trough engagierten Anleger. Würde diese Volatilität der Preise eine Bedrohung für die Milliarden Dollar an geplanten Investitionen in der Region werden? Eine Antwort erhielten die Investoren relativ schnell: Labrador Iron Mines (WKN A0M89R), ein bereits produzierender Junior, legte Anfang September alle Investitionen auf Eis und setzte zudem den Betrieb einer seiner Verarbeitungsanlagen aus. Nach dem extrem schwachen August, sei das ein Muss gewesen, erklärte Labrador Irons CEP John Kearney.
Nicht nur Kearney dürfte erleichtert gesehen haben, dass der Eisenerzpreis in den vergangenen Wochen zumindest wieder in die Nähe der Marke von 100 USD pro Tonne gestiegen ist. Das ist der Preis, ab dem die meisten Projekte des Labrador Trough rentabel arbeiten. Kearney erklärte, man werde wieder investieren, sollte sich die Erholung fortsetzen.
Aber Labrador Iron ist nur ein kleiner Produzent. Für Gesellschaften, die wesentlich größere Minen planen, liegt der Preis noch immer deutlich unter den bisherigen Schätzungen. Es gibt bereits Spekulationen über Verschiebungen bei der Entwicklung von Projekten, sollte sich der Markt nicht erholen.
Allen Palmiere, CEO der ebenfalls in der Region tätigen Adriana Resources (WKN A0F7EL), hat keinen Zweifel, dass es dazu kommen wird, sollten die Preise noch lange auf niedrigem Niveau verharren. Dennoch machen sich er und viele andere Unternehmenslenker von Firmen, die im Labrador Trough tätig sind, zumindest offiziell keine großen Sorgen um die Preisvolatilität. Zum einen, weil die meisten von ihnen ohnehin noch viel Zeit haben, bis eine Entscheidung über den Bau einer Mine ansteht. Und zum anderen, da viele dieser Firmen Geldgeber aus Asien vorweisen können.
Da sie über so finanzstarke Partner verfügen, müssen diese Juniors nicht so schnell wieder an den Markt gehen, um neues Kapital aufzunehmen. Die meisten von ihnen müssen sich keine Sorgen um Kapitalerhöhungen machen, bis der Minenbau läuft. Angesichts der zurzeit niedrigen Aktienkurse der meisten dieser Eisenerzfirmen, wären Finanzierungen derzeit auch wenig ratsam.
Auch Mark Morabito, CEO der Alderon Iron Ore (WKN A1JL1G) gefällt der Kursverlauf der Aktien seines Unternehmens natürlich nicht. Kurzfristig aber bereitet ihm das keine Sorgen, da es keine Auswirkungen auf sein Unternehmen hat. Alderon Iron entwickelt das Kami-Projekt in der Nähe von Labrador City. Schließlich müsse er keine Aktien verkaufen, um an Geld zu kommen. Unternehmen, die das nötig hätten, hätten aber ein Problem, so Morabito.
Alderons Vorgehensweise ist typisch für den Labrador Trough. Das Unternehmen verkaufte 60% der zukünftigen Produktion sowie 25% des Kami-Projekts an die Hebei Iron & Steel, Chinas größten Stahlhersteller. Im Gegenzug investierten die Chinesen 194 Mio. Dollar in Alderon und das Projekt.
Darüber hinaus erhalten die kanadischen Firmen durch ihre Partnerschaften mit den asiatischen Stahlformen einen guten Einblick in das Marktgeschehen. Sie alle erklären, dass die Chinesen glauben, dass die Probleme am Markt vorübergehender Natur sind. Der Preis, glauben die chinesischen Konzerne, dürfte in den kommenden Monaten wieder auf 120 bis 130 USD pro Tonne steigen, da China demnächst beginnen wird, ein aggressives Programm zur Stimulierung der Wirtschaft anzustoßen. Als die Volksrepublik 2009 ein ähnliches Programm durchführte, stieg der Eisenerzpreis innerhalb einiger Monate von 60 auf 180 USD pro Tonne.
Sollte sich der Abschwung der chinesischen Wirtschaft allerdings als stärker erweisen als gedacht, dann könnte sich diese Dynamik schnell verändern. Derzeit aber stehen die Bergbaufirmen hinter dem Rohstoff, der sie bislang so weit gebracht hat. Viel mehr als ein Auge auf China zu haben und abzuwarten, können sie wohl ohnehin nicht tun.
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