Kolumne von Björn Junker

"Fed-Rallye" verliert Schwung: Der Goldpreis und sorgenvolle Blicke nach Asien

Die Rallye des Goldpreises aufgrund der expansiven US-Notenbankpolitik könnte auslaufen. Daher schauen Experten auf weitere Faktoren der Goldpreisentwicklung, die demnächst wieder massiv an Einfluss gewinnen könnten. Es besteht kein Zweifel: Die US-Notenbank Fed ist einer der wichtigsten Goldpreistreiber der vergangenen Wochen. Dass der Feinunzenpreis für das Edelmetall seit Mitte Mai von 1.527 Dollar auf jüngst erreichte 1.787 Dollar geklettert ist, hat viel mit den geldpolitischen Maßnahmen im Rahmen des "Quantitative Easing III" zu tun. Zunächst war es die Spekulation auf eine Fortsetzung dieser expansiven Sonderpolitik der Fed, die den Goldpreis vor allem ab Mitte August hat schwungvoll steigen lassen. Die letzten Prozente des Kursgewinns gehen dann auf die tatsächlichen Ankündigungen des Fed-Chefs Ben Bernanke zurück.

Doch die vergangenen Tage haben gezeigt, dass die Bäume beim Gold kurzfristig nicht in den Himmel wachsen. Unterhalb von 1.791 Dollar trifft die Feinunze auf massiven Marktwiderstand, an dem das Momentum sich in den vergangenen Tagen aus dem Handel verabschiedet hat. Seitdem pendelt der Goldpreis oberhalb von 1.773 Dollar und unterhalb von 1.787 Dollar, scheinbar bereit für eine größere Konsolidierung.

Das ruft warnende Stimmen auf den Plan. Derzeit gehen viele Analysten von steigenden Kursen für das an der Börse wichtigste der Edelmetalle aus. Dabei werden vor allem die Auswirkungen von "Quantitative Easing III" neben den zahlreichen Risiken, besonders aus der europäischen Schuldenkrise und den Inflationstendenzen, als kurstreibende Faktoren genannt. Die warnenden Stimmen, zum Beispiel vom Reuters-Goldexperten Clyde Russell, aber weisen auf einen anderen Faktor hin: Die Nachfrage aus den beiden wichtigen Gold-Konsumentenländern China und Indien.

Zwar sieht es Russell als durchaus möglich an, dass der Goldpreis seine Aufwärtsbewegung in Richtung Allzeithoch aus dem September 2011 bei rund 1.921 Dollar fortsetzen kann. Aber der Reuters-Experte stellt die Frage, wie nachhaltig diese Rallye ist, oder ob es sich hierbei um ein Strohfeuer handelt. Was Russell Sorgen macht, ist die Entwicklung der Nachfrage in den beiden asiatischen Staaten. Aus Indien, unter anderem durch seine große Schmuckindustrie ein wichtiger Goldimporteur, kommt eine deutlich schwächere Nachfrage.

Hier hat eine Reihe von Faktoren Einfluss genommen, vor allem aber die schwache Rupie und eine neue Gold-Steuer. Die Nachfrage aus China leidet unter den fallenden Wachstumsraten der Wirtschaft. Russell geht daher davon aus, dass eine nachhaltige Rallye des Goldpreises über die 2.000-Dollar-Marke nur bei einer deutlichen Erholung der physischen Goldnachfrage aus diesen beiden Staaten zustande kommen kann.

Während das Momentum der "Fed-Rallye" beim Goldpreis also nachlässt, könnte der Markt demnächst stärker auf die Nachfrage aus Asien achten. Saisonal wird sich diese aufgrund vieler bevorstehender Festivitäten verbessern. Wie stark die Nachfrage tatsächlich ausfällt, könnte dann für die weitere Entwicklung des Feinunzenpreises von entscheidender Bedeutung sein.


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