Kolumne von Ingrid Heinritzi

Benzinpreis auf Rekordhoch

Um den immer weiter steigenden Benzin- und Heizölpreisen Paroli zu bieten, setzen Verbraucher auf Rohöl. Die Preisaussicht für Rohöl sieht langfristig gut aus. Doch hat auch diese Spekulation ihre Tücken.

Autofahrern, die aus ihrem Urlaub in Österreich zurückkehren, werden die Augen tränen. Zahlten sie beim südlichen Nachbarn 1,54 Euro je Liter Superbenzin, so sind es nur wenige Kilometer hinter der Grenze bereits 1,75 Euro. Der ADAC gab bekannt, dass im bundesdeutschen Durchschnitt zum allerersten Mal das Superbenzin mehr als 1,70 Euro je Liter kostet.

Für Heizölkunden hat sich preislich in den vergangenen Tagen dagegen nicht viel getan. Höhere Ölpreise wurden wieder durch Währungsgewinne beim Euro neutralisiert. Dennoch scheint die Mehrheit noch abzuwarten, bevor die Tanks aufgefüllt werden. Sollten die Heizölpreise vor Einbruch des Winters deutlich fallen, wird es sicher zu vermehrten Heizölkäufen kommen und dann heißt es schnell zu sein, bevor es aufgrund der Nachfrage wieder mit dem Preis nach oben geht.

Die Aktienrallye der letzten Tage hat den Ölpreis nicht so sonderlich beeindruckt. Ob er weiter nach oben gehen wird, wird sich wohl bald zeigen. Einige Experten gehen von einer zukünftig verminderten Ölnachfrage Chinas aus. Die Meinungen sind geteilt, China wächst immer noch, investiert riesige Summen in Infrastruktur und auch der Wohlstand der Bewohner wächst. Verschiedenste Faktoren spielen für den Ölpreis eine Rolle. Aktuell hat jedoch das Land der Mitte seit 2 Jahren nicht mehr so wenig Öl verbraucht wie jetzt. Im August führte China nur 4,3 Millionen Barrel Öl pro Tag ein. Das kann jedoch auch nur eine Momentaufnahme sein, die durch Lagerabbau hervorgerufene Verschiebungen nicht zeigt.

Auf der Angebotsseite gibt es aber ebenfalls negative Meldungen. In der Nordsee wurde so wenig Öl wie seit 30 Jahren nicht mehr gefördert. Und der Abwärtstrend geht weiter. Laut Norbert Allnoch, Direktor des Internationalen Wirtschaftsforums für Regenerative Energien, hat sich das aus der Nordsee geförderte Öl, wenn man die Zahlen aus 1996 ansieht, halbiert. Dem natürlichen Förderabfall könnte nur die Entdeckung neuer Ölfelder entgegenwirken, wobei diese Hoffnung aufgrund der bereits durchgeführten Bohrungen ziemlich aussichtslos erscheint. Interessant, dass Deutschland sein Öl rund zur Hälfte aus der Nordsee bezieht.

Folge ist, dass Deutschland dann seinen Ölbedarf in anderen politisch nicht so sicheren Ländern suchen muss. Dennoch geht die OPEC in ihrem neuesten Monatsbericht vom letzten Dienstag davon aus, dass der weltweite Ölmarkt gut versorgt ist. Laut der US-Energiebehörde EIA werde im nächsten Jahr der Bedarf an OPEC-Öl noch 30,5 Millionen Barrel pro Tag betragen. Produziert werden aber täglich 31 Millionen Barrel. Dies sieht nach einem eher wieder fallenden Ölpreis aus.

Doch Autofahrer und Heizölkunden sollten sich nicht in Sicherheit wiegen. Kommt es zu weiterem politischen Säbelrasseln im Iran oder einer Eskalation der Kämpfe in Syrien und einer Ausweitung auf andere Staaten der Region, dann würde der Ölpreis schnell wieder einen noch höheren Risikoaufschlag verdienen. Und auf der Nachfrageseite darf China nicht abgeschrieben werden. Schnell kann der Verbrauch dort wieder anziehen und in einem Verbund mit einer weltweiten durch Zentralbank-Liquidität angetriebenen Konjunktur für eine höhere Nachfrage insgesamt sorgen.

Wer sich gegen einen steigenden Ölpreis absichern will, kann sich Zertifikate auf den Ölpreis mit und ohne Hebel, je nach Risikolust, ins Depot heben. Ein Beispiel ist das Währung gesicherte Brent-Öl-Zertifikat (ISIN: NL0000407625) der Royal Bank of Scotland (RBS) mit offener Laufzeit. Sollte sich die lockere Geldpolitik jedoch als nicht Konjunktur anregend erweisen, ist auch ein mittelfristig sinkender Ölpreis denkbar, was Ölengagements sehr spekulativ macht.