Kolumne von Ingrid Heinritzi

Gefährlicher Trend zu Verstaatlichungen im Rohstoff-Sektor

Seit einigen Jahren schwappt eine Welle der direkten und indirekten Verstaatlichung über die Bergbaubranche. Vor allem sozialistisch angehauchte Länder Südamerikas greifen sich Öl-, Kupfer und Edelmetallprojekte. Das erhöht das Risiko bei den Bergbau- und Ölkonzernen.

OpencastVerstaatlichungen werden in der Regel nicht gerne gesehen – vor allem nicht bei Investoren. Doch in den vergangenen Jahren kam es zu einer ganzen Reihe von staatlichen Eingriffen. Von Venezuela war man es ohnehin schon gewohnt, dass einfach ein aussichtsreiches Goldprojekt in staatlichen Besitz wandert. Im vergangenen Jahr verstaatlichte Venezuelas Präsident Hugo Chavez gar den gesamten Goldminensektor des Landes.

Doch mittlerweile gibt es auch andere Beispiele. So übernahm vor wenigen Wochen die links gerichtete Regierung von Bolivien das Malku Khota-Silberprojekt des kanadischen Konzerns South American Silver. Der Aktienkurs von Souther American implodierte daraufhin von mehr als einem Dollar auf unter 40 Cent.

Auch in Ecuador gab es Ungereimtheiten in Bezug auf das Fruta del Norte-Goldprojekt von Kinross Gold. Ob die Kanadier das Projekt zumindest teilweise behalten werden, steht noch in den Sternen. Jedoch scheint dort die Regierung nun etwas vorsichtiger zu agieren und will eine neue Minen-Reform voranbringen. Denn kommen keine ausländischen Investoren mehr, dann kann es sich ein Emerging Market selten leisten, die nötigen Investitionssummen aufzubringen.

Der Verstaatlichungsball rollte zwar schon seit einigen Jahren. Das kam zwangsläufig mit steigenden Rohstoffpreisen und den wachsenden Begehrlichkeiten der Politiker. Doch es ist durchaus bemerkenswert, das gerade das eigentlich pro Bergbau eingestellte Australien einen neuen starken Anstoß zum Ressourcen-Nationalismus gab. 2010 stellte die australische Regierung ein neues Minengesetz vor, bei dem extrem hohe Steuern auf "Super-Gewinne" der Bergbaugesellschaften vorgestellt wurden. Bisher wurden diese Steuern zwar noch nicht implementiert und werden in dieser Form wohl auch nie kommen. Doch viele andere Regierungen rund um den Globus nahmen sich Australien als Beispiel und damit auch als Ausrede, falls sich Gegner darüber echauffierten. Und die Hemmschwelle Bergbaukonzerne hoch zu besteuern oder einen Teil der Projekte für das eigene Land zurück zu fordern wurde dadurch auf jeden Fall deutlich niedriger.

Im Verlauf von 2011 bis heute zogen einige Länder die Daumenschrauben für die Gesellschaften an. Zu dem Kreis gehören vor allem Indonesien, Indien, Peru, der Kongo, die Mongolei und sogar Polen, das Kupferland Chile und die USA. Ohne die Offensive Australiens hätten sich sicherlich einige Regierungen etwas ruhiger verhalten.

Bei den Maßnahmen geht es in der Regel nicht um Verstaatlichungen, sondern um höhere Abgaben und Steuern sowie erzwungene Beteiligungen zu niedrigen Preisen. Ein Beispiel ist Indonesien. Dort hat die Regierung die Exporte von Rohstoffen limitiert oder stark besteuert, da die Verarbeitung fortan vermehrt im eigenen Land stattfinden soll. Somit soll ein Teil der Wertschöpfungskette nach Indonesien geholt werden, was eine Vielzahl von höherwertigen Arbeitsplätzen mit sich bringt. Von Grund auf eine sinnvolle Idee. Doch werden dadurch wohl die Investitionen insgesamt im Minensektor weniger werden. Denn wenn ein Konzern nicht mehr nur 600 Millionen Dollar für den Aufbau einer Zinkmine sondern dann auch nochmal 800 Millionen Dollar für eine Veredelungsanlage hin legen soll, wird das Management oft "Nein, danke " sagen.

Insgesamt ist zu sehen, dass sich die Risiken für die Bergbaukonzerne weiter erhöhen. Dadurch dürften in den nächsten Jahren einige gute Projekte verschoben, kleiner gehalten als bisher geplant oder ganz ad acta gelegt werden. Dies wird mittelfristig zu Angebotsknappheiten bei Metallen wie vor allem Kupfer und Zink führen. Die damit verbundenen steigenden Rohstoffpreise bieten wiederum gute Chancen für mutige Anleger und natürlich Bergbaukonzerne in Zukunft satte Gewinne einzufahren. Wer unter der Vielzahl der Gesellschaften die richtige Wahl trifft, wird in den kommenden Jahren mit verdienen. Doch auch ETCs auf einzelne Metalle, allen voran Kupfer, Platin und Palladium, erscheinen langfristig sinnvoll.