Kolumne von Ingrid Heinritzi

Moskau umwirbt die Goldgräber

Russland will ein neues Minen-Gesetz verabschieden. Danach könnte der Rohstoff-Reichtum besser erschlossen werden. Bergbaukonzerne und vor allem Goldminen dürften bereits in den Startlöchern stehen, um sich einen Teil des Kuchens zu sichern. Geldanlage in echtem Gold als Goldbarren und GoldmünzenRussland ist reich an Bodenschätzen. Das Land ist der größte Ölproduzent der Erde, noch vor Saudi-Arabien. Und das Erdgas aus dem Reich des Bären wärmt in Europa die Wohnungen. Andere Bereiche der Bodenschätze sind dagegen noch lange nicht so gut erschlossen.

So besitzt Russland schätzungsweise rund 10 Prozent der weltweiten Goldvorkommen. Bei dem Katalysator-Metall Palladium dürften es sogar mehr als 20 Prozent sein. In den Weiten Sibiriens gibt es zudem riesige Mengen an Diamanten. Bei den Edelsteinen dürfte Russland das weltweit größte Reservoir besitzen, was bei der riesigen Landfläche des größten Staats der Erde fast schon zu erwarten wäre.

Doch vor allem nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wird im Land die Exploration nicht mehr stark vorangetrieben. Risiken bezüglich der Rechtssicherheit schrecken ausländische Investoren ab. Unrühmliche Vorkommnisse wie die Verhaftung der gegen Präsident Wladimir Putin protestierenden Skandal-Band Pussy Riot und die Einweisung in ein Straflager der drei Band-Mitglieder könnten auch dieser Tage viele Firmenchefs zwei oder dreimal überlegen lassen, ob sie in Russland investieren.

Doch es gibt auch positive Entwicklungen. So dürfte der Beitritt zur Welthandelsorganisation WTO Fortschritte bei der Überprüfung von Streitigkeiten geben. Und auch direkt von der Regierungsseite wird am Image des Ressourcen-Lands gefeilt. So sagte jüngst der neue Minister für Bodenschätze, Sergej Donskoi, dass es nicht angehe, dass Russland in Bezug auf die Exploration und die Entwicklung von neuen Projekten bei Rohstoffen Staaten wie Australien, Kanada und sogar den USA weit hinterher hinke.

Ein neues Gesetz soll mehr Rechtssicherheit für die Bergbaukonzerne bringen. Zudem wird die Einschätzung von strategisch wichtigen Vorkommen, die keine Ausländer anrühren dürfen, deutlich eingeschränkt. Das Minen-Gesetz sieht vor, dass zum Beispiel im Gold-Sektor ausländische Unternehmen nun auch Vorkommen mit bis zu 250 Tonnen Gold-Reserven ohne weitere Genehmigungen besitzen dürfen. Das entspricht rund 8 Millionen Unzen. Bisher lag die Grenze bei 50 Tonnen Gold. Auch sollen Platin-, Palladium- und Diamanten-Vorkommen nicht mehr so strikt als staatliche und strategische Reserven behandelt werden.

Die Pläne für das neue Gesetz werden bereits positiv aufgenommen. So erklärte das Management des kanadischen Goldkonzerns Kinross Gold (ISIN: CA4969024047), dass sich die Investitionen in die Exploration russischer Goldvorkommen durchaus verdreifachen könnten. Das wären dann rund 1,6 Milliarden US-Dollar pro Jahr.

Kinross Gold ist der größte ausländische Investor im russischen Goldsektor. Das Unternehmen besitzt die Kupol-Mine und hat 2010 zudem das Dvoinoye-Projekt gekauft, die beide im Fernen Osten Sibiriens liegen. Dvoinoye soll in Zukunft zirka ab 2014 bis zu 250.000 Unzen Gold im Jahr produzieren. Kupol wird dann rund 450.000 Unzen Gold abwerfen. Da die Kosten des Abbaus in Russland relativ niedrig sind – Kinross rechnet mit ca. 600 Dollar je Unze – dürften die Kanadier nun auch an weiteren Projekten interessiert sein. Als größter und Russland-erfahrener ausländischer Konzern steht Kinross wohl in der ersten Reihe, um neue Projekte im Goldsektor ergattern zu können.

Noch bessere Chancen besitzen zudem die großen russischen Goldproduzenten Polyus Gold (ISIN: US6781291074), Polymetal (ISIN: JE00B6T5S470) und Petropavlovsk (ISIN: GB0031544546), die alle auch börsennotiert sind. Ausländische Goldkonzerne, die bereits in Russland aktiv sind, sind zudem Nordgold, High River Gold Mines (ISIN: CA42979J1075) und Highland Gold Mining (ISIN: GB0032360173). Unter den Silber-Minen könnte die sehr spekulative Silver Bear Resources (ISIN: CA82735N1096) Interesse an Minen anmelden, denn die Kanadier besitzen bereits Projekte in Yakutien.

Im Platin-Sektor dürfte dagegen Russlands Flaggschiff unter den Bergbaukonzernen Norilsk Nickel (ISIN: US46626D1081) die Nase vorn haben. Und im Diamanten-Sektor dürfte Alrosa (ISIN: RU0007252813) die besten Karten haben, wenn es um aussichtsreiche Vorkommen geht, ehe ein Ausländer das Projekt bekommen kann. Über die Schiene der Vergabe an inländische Konzerne kann Russland also auch weiterhin steuernd gut eingreifen, auch wenn sich durch das neue Minengesetz und die Aufnahme in die WTO einiges zum Besseren wenden wird. Dennoch ist immer zu bedenken, dass Anlagen in Russland weiterhin mit hohen Risiken behaftet sind und daher nur kleine Volumen investiert werden sollten.