Kolumne von Ingrid Heinritzi

Blutiges Platin – 35 Bergarbeiter wegen Streik in Südafrika erschossen

Der Streik und die Kämpfe bei der Lonmin-Platinmine in Südafrika führt Probleme bei der Produktion vor Auge. Darauf reagierte der Platinpreis mit einem 6-Wochen-Hoch. Platinum BarrenMehr als 35 Bergarbeiter kostete letzten Donnerstag eine Schießerei vor der Marikana-Platinmine von Lonmin in Südafrika das Leben. Die Streiks um Löhnerhöhungen und Sicherheit der Arbeitsplätze in der größten Platinmine der Erde haben so einen traurigen Höhepunkt erreicht.

Lonmin, der weltweit drittgrößte Platinkonzern sowie andere Platinproduzenten hatten verlauten lassen, dass die Kosten bei der Platinförderung gesenkt werden sollen. Grund: der zuletzt niedrige Platinpreis. So kam es zu den Streiks und Auseinandersetzungen, die dann zu den stärksten Kämpfen seit dem Ende der Apartheit eskalierten. Insgesamt sollen mehrere Tausend Arbeiter rund um die Mine zugegen gewesen sein.

Wenn Lonmin nicht produziert, so wie es jetzt der Fall ist, dann ist die weltweite Platinproduktion auf einen Schlag um rund 12 Prozent geringer. Aus Südafrika kommen immerhin 75 Prozent des weltweit geförderten Platins. Da ist es klar, dass der Preis des Edelmetalls die Minenbetreiber in Südafrika nervös macht. In den letzten 20 Jahren war Platin das teuerste Metall, sogar noch teurer als Gold. Heute notiert Gold bei rund 1600 US-Dollar je Unze und Platin bei gut 1400 US-Dollar je Unze.

28 Prozent Verlust gegenüber dem vergangenen Jahr und fast 40 Prozent Verlust seit Anfang 2012 musste der Platinpreis hinnehmen. Ob auch daran der Sündenbock "Krise in den Euroländern” schuld ist, ist genauer zu hinterfragen. Im Gegensatz zu Gold dient Platin derzeit auf jeden Fall nicht als sicherer Hafen für Erspartes. Denn Verwendung findet das früher einmal teuerste Metall vor allem in der Industrie, z.B. beim Bau von Katalysatoren.

Platin wird vor allem in Dieselfahrzeugen verbaut. Und damit ist Westeuropa auch der größte Verbraucher von Platin. Die Automobilverkäufe in Europa werden voraussichtlich dieses Jahr einen 20-jährigen Tiefpunkt verzeichnen. So gehen denn auch die Experten davon aus, dass mindestens die Hälfte der Platinproduzenten Verluste einfahren wird oder jedenfalls nahe dran ist.

Wird die Wirtschaftslage in Europa wieder besser, dann sind die Chancen für eine Erholung des Platinpreises groß. Um so mehr, da der Autoabsatz in anderen Regieonen der Erde vor allem in den Emerging Markets immer noch zunimmt. Und falls Platinproduktion von Lonmin und bald möglicherweise auch anderen Gesellschaften für längere Zeit ausfallen sollte, dann könnte es zu einem Engpass beim Platin kommen mit direktem Effekt auf den Platinpreis.

Einen Sprung im Preis machte Platin bereits nach den Meldungen aus Südafrika. Das edle Metall erreichte einen Wert von nahezu 1460 US-Dollar je Unze, ein Preis, den es seit mehr als 6 Wochen nicht mehr gegeben hat. Für Anleger stellt sich nun die Frage, ob sie die unrühmlichen Vorkommnisse in Südafrika ausnutzen sollten. Doch Börse und Kapital kennen in der Regel wenig Moral.

Eine Möglichkeit sind ETCs und andere Zertifikate auf Platin. Open-end-Zertifikate von Goldman Sachs bieten derzeit die geringste Ankauf-Verkauf-Spanne. Es gibt dabei zwei Varianten, die Währungsgesicherte (DE000GS72WL4) und die Nicht-Währungsgesicherte (DE000GS0HH16). Wer annimmt, dass der Euro gegenüber dem US-Dollar weiter verliert, ist mit der nicht währungsgesicherten Variante besser dran. Anleger, die sehr stark an einen Höhenflug des Platinpreises glauben, können zudem einen kleinen Einsatz in Hebelprodukte setzen. Kaufoptionsscheine wie der Call auf Platin der Schweizer Bank Vontobel (DE000VT3VRR9) mit einem Hebel von nahezu 9 bieten zwar Chancen, sind aber auch sehr risikoreich. Engagements in Aktien von Platinproduzenten sollten Anleger dagegen derzeit meiden, solange die Lage bei den Minenbetreibern so unübersichtlich ist.