Optimistische Schweizer - Kohle: Ist der Tiefpunkt erreicht?
Das aktuelle Marktumfeld sorgt bei den Kohleförderern nicht gerade für große Zuversicht. Doch unter anderem bildet der Schweizer Rohstoffriese Xstrata eine Ausnahme unter vielen Pessimisten. Nachlassendes Wirtschaftswachstum vor allem in China, die Auswirkungen der europäischen Schuldenkrise – nur zwei Faktoren, die derzeit stark auf der Bergwerksindustrie lasten. Das gilt insbesondere für prozyklische Sparten der Rohstoffbranche wie zum Beispiel die Kohlebranche. Weder für die Stahlproduktion noch zur Erzeugung von Energie wird derzeit so viel Kohle benötigt, dass der Preis für das "schwarze Gold" seinen Abwärtstrend beenden kann.
Der Preisrutsch hat die Branche stark in Bewegung gebracht. Ein Synonym hierfür ist die Kohlemine Blair Athol von Rio Tinto (WKN: 855018) in der australischen Region Queensland. Einst die größte Mine des Landes, wird dieses langsam erschöpfte Megaprojekt nun geschlossen. Durch steigende Förderkosten und sinkende Kohlepreise ist die Förderung hier nicht mehr lukrativ. Ohne die Aussichten auf eine Preissteigerung sieht Rio Tinto hier keine anderen Optionen mehr, als die Mine zu schließen.
Rio Tinto steht dabei auch unter dem Druck sinkender Gewinne. Der Bergwerksriese hat im ersten Halbjahr einen Gewinneinbruch um rund ein Drittel auf 5,2 Milliarden Dollar verbucht – vor allem aufgrund rückläufiger Preise. Bei vielen anderen Unternehmen der Branche sieht es nicht anders aus. Die Branche ist uneins, ob die Talsohle schon erreicht oder sogar bereits durchschritten sein könnte. Und so wartet man vor allem auf Seiten der Käufer ab, wie sich die Lage entwickelt.
Es gibt eine Reihe pessimistischer Stimmen, unter anderem aus dem asiatischen Raum. So weist Nomura zum Beispiel auf eine mögliche Erholung der Kohlepreise hin, die aber auf saisonalen Nachfrageeffekten fußen soll. Anschließend solle die Tendenz wieder nach unten weisen. In der Kohlebranche schließen zudem Minen, weil sich die Produktion mehr und mehr als nicht lukrativ erweist – Blair Athol von Rio Tinto ist hier nur eines von einigen Beispielen.
Doch es gibt auch zuversichtliche Stimmen, allen voran aus dem Hause Xstrata (WKN: 552834). Die Schweizer haben auf einer Kapitalmarktkonferenz in London einen optimistischen Ausblick für den Kohlemarkt abgegeben. Dieser habe seinen Tiefpunkt rund vor einem Monat durchschritten und sich in den vergangenen Wochen stetig verbessert. Xstrata nennt steigende Ölpreise sowie sinkende Exporte aus den USA und Kolumbien als Hintergrund für die Markteinschätzung, die konträr zu vielen anderen Expertenstimmen steht. Der Rohstoffkonzern erhält Unterstützung von der australischen Investmentbank Macquarie.
Allerdings könnten die Kohlepreise noch eine Zeit lang auf niedrigem Niveau bleiben, womit Angebot vom Markt genommen werde, heißt es sogar von Seiten der "Kohle-Bullen". So könne sich die Situation normalisieren. Für eine Entwarnung am Kohlemarkt ist es vor diesem Hintergrund wohl noch zu früh – allen optimistischen Prognosen von Xstrata zum Trotz.
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