Konjunkturflaute für Rohstoffe zu hoch bewertet
"Der Traum vom Superzyklus wird begraben", schrieb das Handelsblatt letzte Woche. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, die Preise für Kupfer, Öl, Gold und Co. dürften dennoch nicht kollabieren.
Es ist zwar richtig, dass Chinas Wirtschaft nicht mehr so schnell wächst wie in den letzten Jahren. Dennoch weisen Chinas Importzahlen daraufhin, dass Rohstoffe immer noch gebraucht werden und ein Nachfragewachstum immer noch gegeben ist.
Beispielsweise beim Kupfer. Von Januar bis Juli importierte China ungefähr 43 Prozent (2,87 Millionen Tonnnen) mehr als im Vorjahreszeitraum. Ebenso stiegen in den ersten sieben Monaten dieses Jahres die Aluminiumimporte durch China um rund 9 Prozent an, obwohl die Produktion im Land der Mitte eine Rekordhöhe erreichte.
Chinas Wirtschaftswachstum hat sich von 8,1 Prozent im ersten Quartal 2012 auf 7,6 Prozent im zweiten Quartal abgeschwächt. Das ist eine Tatsache. Dennoch gehen viele Experten nicht zuletzt wegen der im Juli auf niedrige 1,8 Prozent gesunkenen Inflationsrate davon aus, dass sich die Regierung und Notenbank in Peking aufgrund dieser Zahlen vermehrt darauf konzentrieren können, die Konjunktur wieder fester anzukurbeln und den Focus auf das Wirtschaftswachstum zu legen.
Dies kann durch weitere Zinssenkungen erfolgen. Da der Leitzins in China bei rund 6 Prozent liegt, ist noch viel Platz zu agieren. Auch die Politik der Mindestreservesätze kann die Notenbank weiter betreiben und so die Kreditvergabe ankurbeln. Daher kamen bereits Verlautbarungen aus der chinesischen Politik, dass mit einer Stabilisierung des Wachstums im dritten Quartal und mit einem Ansteigen der Wachstumsrate im vierten Quartal 2012 gerechnet werde. Dann wird es auch mit den Gewinnzahlen der Unternehmen wieder aufwärts gehen, die von Chinas Wirtschaft nun mal abhängig sind.
Im Industriesektor war zum Beispiel von dem Salzburger Kranhersteller Palfinger zu hören, dass sie verstärkt über ein Joint Venture mit einem einheimischen Konzern ins Reich der Mitte streben wollen. Der Plan der Regierung 36 Millionen Eigenheime zu bauen würde eine enorme Nachfrage nach Kränen und Baumaterialien nach sich ziehen, so die Salzburger.
Diese Vorhaben im Bausektor werden die chinesische Konjunktur unterstützen und es wird wohl zu einer sanften Landung kommen. Die Nachfrage nach Kupfer und Stahl für Bau und Infrastruktur wird daher ebenso hoch bleiben wie für Energieträger (Kohle, Öl, Uran) und aufgrund des damit verbundenen Anstiegs des Wohlstands der Mittelschicht auch nach teureren Lebensmitteln (Fleisch, Kaffee, Zucker) und Edelmetallen (Gold, Silber, Platin).
Der Superzyklus der Rohstoffe ist also noch nicht vorbei. Vorausgesetzt die Krise im Euroland wirkt sich nicht doch noch stärker aus als erwartet und die USA setzen ihre leichte Erholung, die zum Beispiel im Hausbau zu sehen ist, fort.
Dennoch mussten Bergbaukonzerne Rio Tinto, Vale und Xstrata in den ersten Monaten dieses Jahres teils herbe Gewinneinbußen hinnehmen. Auch ein Grund sind zum einen die gefallenen Rohstoffpreise und zum anderen steigen die Kosten stetig an. Dies wird dazu führen, dass die Konzerne ihr Augenmerk verstärkt auf Fusionen und Übernahmen sowie interne Restrukturierungen richten.
Langfristig dürften daher weiterhin Chancen im Rohstoffsektor gegeben sein. Direkte Anlagen über ETCs oder Rohstoffaktien sind Möglichkeiten, je nach Einstellung des Anlegers.