Kolumne von Ingrid Heinritzi

Black out für 700 Millionen Menschen

Stromausfälle zeigen die Versäumnisse in Indiens Infrastruktur auf. Um die Misere langfristig zu meistern sind große Investitionen nötig. Kupfer und Stahl beim Aufbau sowie Kohle und Uran beim Ausbau der Stromproduktion sind die Gewinner.

Die Bilder wirken unwirklich: Autoschlangen so weit das Auge reicht, Züge, die sich nicht mehr bewegen, Krankenhäuser, die nur das nötigste für die Patienten tun können und auch Minenarbeiter, die unter Tage im Dunkeln von der Außenwelt abgesperrt sind. Was vergangene Woche in Indien passierte, war der größte Black-out, den die Welt je gesehen hat. Zwischen 620 Millionen und 700 Millionen Menschen waren in halb Indien ohne Strom.

Grund für den Black-out war eine 20-prozentige Mehrnachfrage der Verbraucher über den sonst normalen Stromverbrauch. Insgesamt lag die Nachfrage 8 Prozent über der aktuellen Kapazität. Das konnte das veraltete indische Kraftwerks- und Stromnetz nicht aushalten. Es gibt zwar eigentlich genügend Kraftwerke. Diese haben jedoch nicht genug Brennmaterial aus dem Inland parat. Und Importe sind zu teuer. Denn zum einen arbeiten die älteren Kraftwerke nicht gerade effizient, zum anderen fallen immer wieder welche wegen Wartung aus und nicht zuletzt sind in Indien die Stromtarife staatlich vorgeschrieben. Die Stromerzeuger sind daher nahezu bankrott. Hilfe von den vergleichsweise guten Wasserkraftwerken kam ebenfalls nicht, da durch den unterdurchschnittlichen Monsun zu wenig Wasser parat war.

Hilfe könnten neue effizientere Kraftwerke bringen, die von privaten Unternehmen wie Tata betrieben werden. Doch solange die Tarif-Landschaft nicht weiter gelockert wird, dürften sich die privaten Initiativen doch im Rahmen halten.

An der Staatsspitze hat man die Schwachstelle natürlich auch erkannt. In den kommenden 5 Jahren sollen daher 400 Milliarden US-Dollar in die Stromerzeugung investiert werden, so die Regierung. Damit sollen 76.000 Megawatt an zusätzlicher Kapazität bis 2017 geschaffen werden. Die Umsetzung wäre extrem wichtig, um erneute Black-outs zu verhindern, denn sonst würde der Weg zur weltweiten wirtschaftlichen Supermacht, die es China gleich tun möchte sehr lang und steinig. Auch wenn Indiens Regierung seit 1951 jedes Jahr ihre Ziele für den Aufbau einer effizienteren Stromversorgung verfehlt hat, könnte der große Black-out nun den nötigen Ansporn geben, um noch ernsthafter daran zu arbeiten.

Auf jeden Fall werden beim Aufbau neuer Stromerzeuger-Kapazitäten sowie Stromleitungen enorme Mengen an Rohstoffen verschlungen werden. Kupfer wird davon der große Gewinner sein. Denn ob bei den Stromkabeln oder im Inneren der Kraftwerke, das Metall ist als Material extrem wichtig. Die Pläne des indischen Premierministers Manmohan Singh würden eine Nachfrage von rund 40.000 Tonnen pro Jahr bedeuten.

Auch Stahl, damit auch die dafür nötigen Grundstoffe Kokskohle und Eisenerz, sowie Metalle zum Härten und korrosionsbeständiger machen wie Nickel, Zink und auch Molybdän sowie Kobalt dürften erhöhe Nachfrage aus Indien sehen.

Sind die Kraftwerke dann aufgebaut, wird die Nachfrage nach Kohle anziehen. Und auch Uran dürfte eine große Rolle spielen. Denn auch Indien setzt auf Kernkraft zur Stromerzeugung. Auch Gaskraftwerke dürften gebaut werden. Denn die großen Hersteller von Flüssiggas (LNG) vor der Küste Australiens sind nicht allzu weit weg.

Insgesamt dürfte also der Black-out die Verantwortlichen in Indien wach gerüttelt haben. Und mit einem erhöhten Investitionsaufkommen sollte auch die Nachfrage nach den dafür wichtigsten Rohstoffen zunehmen. Gerade in einer Zeit der weltweiten konjunkturellen Unsicherheit ist dies extrem wichtig für die Märkte. Daher sollten sich auch weiterhin Anlagen in den Rohstoffmärkten lohnen. Sowohl Exchange Traded Commodities (ETCs) wie auch die Aktien von Produzenten und spekulativer von Explorationsunternehmen eignen sich dafür.