Kolumne von Björn Junker

Kleinere Projekte, geringere Kosten - Mittelgroße Goldproduzenten mit Vorteilen gegenüber den Majors

Die Giganten der Goldbranche haben schwer zu kämpfen, um die Investitionskosten für ihre oft Milliarden Dollar teuren Riesenprojekte im Rahmen zu halten. Ihre wesentlich kleineren Konkurrenten hingegen steigern ihre Produktion durch den Bau kleinerer Minen zu einem Bruchteil der Kosten. Was dazu führt, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters, dass die Aktien von zum Beispiel Yamana Gold (WKN 357818) und anderen mittelgroßen Produzenten des edlen Metalls besser laufen als der S&P/TSX Global Gold-Index der Börse Toronto. Dieser ist im laufenden Jahr bislang um 24% gefallen, da der Goldpreis nicht vom Fleck kommt und die Kosten für Minenbau und Goldproduktion steigen.

Nach Ansicht von Experten ist den Anlegern die Lust auf Projekte, die wenig sinnvoll sind, gründlich vergangenen. Die Investoren wollen Wachstum sehen, aber sie wollen, dass dieses auch möglichst schnell eintritt und den Wert des Unternehmens erhöht. Da seien mittelgroße Produzenten mit niedrigen Cashkosten und Entwicklungsprojekten, die kurzfristig in Produktion gehen könnten, im aktuellen Marktumfeld im Vorteil, hieß es.

Zu diesen gehört beispielsweise Yamana, das die Produktion auf der mexikanischen Mercedes-Mine im vergangenen Jahr schneller als gedacht aufnehmen konnte. Die Baukosten beliefen sich auf rund 200 Mio. Dollar und die Mine soll ca. 120.000 bis 150.000 Unzen pro Jahr fördern. Das kanadische Unternehmen will 2012 zwei weitere Minen in Betrieb nehmen und eine dritte soll 2013 folgen. Damit würde Yamana seine Produktion um rund 400.000 Unzen steigern und das zu Investitionskosten von weniger als 1 Mrd. Dollar.

Im Vergleich dazu gibt der Branchenprimus Barrick Gold (WKN 870450) 5 Mrd. Dollar für das Goldprojekt Pascua Lama aus, das 800.000 bis 850.000 Unzen Gold produzieren soll. Konkurrent Goldcorp (WKN 890493) muss ungefähr 4 Mrd. Dollar investieren, um das Kupfer- und Goldprojekt El Morro zur Produktion zu bringen.

Ende der Woche legen die Großen der Goldbranche ihre Zahlen vor und die Anleger werden genau aufpassen, ob die Kosten der Giganten steigen und ob es Anzeichen dafür gibt, dass sich die Entwicklung von Großprojekten verzögert.

Der rasante Anstieg des Goldpreises in den letzten zehn Jahren hat dazu geführt, dass die Goldproduzenten um jeden Preis wachsen wollen. Doch die Zeit der großen, einfach zu erreichenden Vorkommen ist vorbei. Um ihr Wachstumstempo halten zu können, errichten die Branchengrößen deshalb gewaltige, unglaublich teure Minen in immer abgelegeneren Regionen der Welt.

Doch die Kosten für solche Unterfangen, bei denen in der Regel keine oder kaum Infrastruktur vorhanden ist, sind immens und Personal- und Materialkosten sind mit den Metallpreisen gestiegen. So kann selbst die kleinste Verzögerung enorme Auswirkungen auf das Budget einer in der Entwicklung befindlichen Mine haben. Und je größer das Projekt ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass Probleme auftreten – ob diese nun technischer oder politischer Natur sind. Kein Wunder also, dass viele Investoren kleine bis mittelgroße Projekte mit einer guten Rentabilität mittlerweile als attraktiver betrachten.

Diese Vorgehensweise hat sich beispielsweise für Yamana ausgezahlt. Die Aktie legte 2011 um 20% zu und hat im laufenden Jahr noch keine 10% verloren. Im Gegensatz dazu haben die Branchenriesen Barrick, Goldcorp und Newmont Mining (WKN 853823) jeweils mehr als 25% an Wert abgegeben. Um genau zu sein, hat das Yamana-Papier den Goldpreis in den vergangenen 19 Monaten in der Wertsteigerung sogar übertroffen. Die Aktie legte seit Anfang 2011 um 14% zu, während es beim Gold nur 10% waren.

Jetzt, da die größten Goldproduzenten der Welt damit kämpfen, ihre Kosten im Zaum zu halten, verlangen viele Anleger von Unternehmen, ihren Cashflow nicht (nur) für den Bau neuer Minen zu verwenden, sondern ihn auch in Form einer Dividende an die Investoren zurückzugeben.

Experten betrachten Dividenden und Aktienrückkäufe als positiv, weisen aber auch darauf hin, dass die Gesellschaften aufpassen müssen, das ihnen noch ausreichend Kapital zur Verfügung steht, um die ausgebeuteten Vorkommen zu ersetzen. Denn wenn dies nicht gelingt, kann auch das Wachstum natürlich nicht ewig anhalten.

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