Kolumne von Ingrid Heinritzi

Olympisches Gold

Schon lange war Gold nicht mehr so stark begehrt wie es in den ersten zwei August-Wochen sein wird. Eine etwas andere Gold-Betrachtung.

Einige Tausend Sportler wetteifern um die 302 Gold-Medaillen bei den 30. Olympischen Spielen in London. Vor vier Jahren konnte sich der Goldpreis während der Olympischen Spiele in Peking zumindest zwischenzeitlich erholen. Zuvor war das edle Metall von 1000 US-Dollar je Unze auf 800 Dollar gefallen. Erst nach den Spielen sackte Gold nochmals auf 750 Dollar ab und erholte sich dann unter Schwankungen immer weiter.

Auch die 30. Olympischen Spiele könnten so langsam die Wende beim Goldpreis einläuten. Dabei wird jedoch nicht die Goldnachfrage aufgrund der Goldmedaillen die positiven Impulse geben. Denn die 400 Gramm schweren Stücke haben nur einen Goldgehalt von 6 Gramm und bestehen ansonsten aus einem Silberkern. Auch sind sie ja schon produziert, nur eben noch nicht verteilt.

Doch gerade diese Verteilung der Medaillen dürfte in den Wochen der Olympischen Spiele das Hauptinteresse der Weltbevölkerung auf sich ziehen. Welches Land wird die meisten Medaillen einheimsen?

Ginge es nach Andrew Kam würde Malaysia ganz vorne stehen. Der Besitzer einer Goldmine im malayischen Bundesstaat Pahang lobt einen 12,5 Kilogramm schweren Gold-Barren für einen Sieg beim Badminton – Kam ist ein großer Fan der Sportart – bei den Olympischen Spielen in London aus. Dieser goldene Anreiz dürfte die Spieler aus Malaysia doppelt antreiben.

Doch eine Siegprämie sichert nicht den Erfolg bei den Olympischen Spielen. Denn sonst müsste Italien, das seinen Siegern eine Prämie von 150.000 Euro vor die Nase hält, 10 mal so viel Gold bekommen als Deutschland, deren Olympioniken sich mit 15.000 Euro Siegprämie begnügen müssen.

Eine Studie der US-Investmentbank Goldman Sachs zeigt ganz andere Einflußfaktoren für die Verteilung der Medaillen auf. Zum großen -teil hängt sie von der Höhe und der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf ab. Zum anderen genießen auch die Gastländer der Spiele einen gewissen Medaillen-Vorteil. Zudem ist der Einfluss dieser Faktoren auch abhängig von der Sportart. Radfahren, Judo und Schwimmen sind davon bevorzugt. Bei Fußball und der Rhythmischen Sportgymnastik finden sich dagegen weniger Einflüsse.

Die US-Großbank versuchte aus diesen Erkenntnissen, in die Analyse flossen noch weitere Variablen neben den oben genannten ein, eine Verteilung der Medaillen für London 2012 zu erstellen. Demnach werden die USA 37 Goldmedaillen erobern, China wird Platz 2 mit 33 Goldenen und Gastgeber Großbritannien Platz 3 mit 30 erreichen. Deutschland findet sich übrigens hinter Russland (25) und Australien (15) gemeinsam mit Frankreich und 14 Goldmedaillen auf Platz 6 wieder.

Insgesamt sollen die USA 108 Medaillen (Gold, Silber und Bronze) erspringen, -werfen und -spielen. Ob hier von Goldman Sachs auch etwas Lokalpatriotismus hinzukommt, bleibt dahingestellt. Auf den zweiten Platz kommt China mit 98 Medaillen vor Russland (74), Großbritannien (65), Australien (46) und Deutschland (41). Italien kommt laut Goldman Sachs-Prognose auch mit der hohen Siegprämie nicht über 10 goldene und insgesamt 30 Medaillen hinaus.

Mit diesen Zahlen im Hinterkopf wird es sicherlich auch für nicht so Sport begeisterte Anleger sicherlich interessanter die täglichen Olympia-Shows zu überstehen. Ob Goldman Sachs Recht behält, wer die meisten rund 500 Euro wertvollen Gold- und 280 Euro-Silber- sowie mit wenig Materialwert geschätzten Bronzemedaillen erhält, wird sich in rund 4 Wochen zeigen. Auf jeden Fall wird Gold für gute zwei Wochen so stark im Rampenlicht stehen wie die vergangenen vier Jahre nicht mehr.