Kolumne von Ingrid Heinritzi

Übernahmeflut im Ölsektor

Bei den Öl- und Gasproduzenten sind die Kassen prall gefüllt. Damit gehen die Vorstände jetzt auf Einkaufstour. Für Anleger zahlen sich die Offerten aus. Eine der jüngsten Übernahmen unter den Ölproduzenten spielt sich gerade zwischen dem staatlichen Öl-und Gasunternehmen Petronas (MYL6033OO004) aus Malaysia und der in Calgary, Kanada, ansässigen Progress Energy (CA74326Y1079) ab. Damit kommt weiter Bewegung in den nordamerikanischen Gassektor kommen, der sich dafür positionieren will die Gasexporte (LNG) in Richtung Asien zu verstärken. Asiens Gaspreise sind traditionell viel höher als die nordamerikanischen, da Asiens Gaspreis am Ölpreis hängt.

Bereits seit über einem Jahr, seit der Fukushima-Katastrophe, richten die asiatischen Gaskonsumenten ihr Augenmerk auf den kanadischen Gasmarkt. Kanadas politische Stabilität und die minenfreundliche Gesetzgebung lassen um so mehr die Asiaten nach möglichen Übernahmekandidaten suchen.

Interessant bei dem Progress-Deal ist der Preis, den Petronas zahlen will. Der Energiegigant legte nämlich ein Angebot in Höhe von 5,5 Milliarden US-Dollar auf den Verhandlungstisch, damit einen Aufschlag von 77 Prozent gegenüber dem Progress-Aktienkurs vor der Offerte.

Auch die kanadische Peyto Energy (CA7170451081), die durch extrem niedrige Produktionskosten besticht und vor allem im Alberta-Becken tätig ist, springt auf den Übernahmezug auf und offerierte den Aktionären der kanadischen Open Range Energy (CA68372K1021)ein außergewöhnlich hohes Angebot. Gleichzeitig beendete Peyto sein Übernahmeabkommen mit Cequence Energy.

Die Übernahmewelle schwappt nun auch nach Europa und Afrika herüber. In London kamen jüngst Gerüchte auf, dass Afren (GB00B0672758), eine in London ansässige Gas- und Ölproduktionsgesellschaft durch Exxon Mobil (US30231G1022) oder Eni (IT0003132476) aus Italien übernommen werden könnte. Afren ist in West- und Ostafrika tätig. Es könnte ein Angebot über 2 Pfund Sterling je Aktie oder auch mehr in den nächsten Wochen kommen, so Insider. Der Börsenwert von Afren beträgt etwa 1,2 Milliarden Pfund, der aktuelle Preis liegt bei ungefähr 1,10 Pfund. Bei einem Angebotspreis von 2 Pfund könnte das ein schneller Gewinn werden.

Und in Europa gibt es noch mehr potenzielle Ziele: Das Investmenthaus Peel Hunt sieht Valiant Petroleum (GB00B2NJD643), die in der Nordsee aktiv sind, sowie Petroceltic (IE0003186172), die im Mittelmeergebiet arbeiten, als KIandidaten. Dabei dürften größere Gesellschaften mit vollen Kassen, wie beispielsweise Cairn Energy (GB00B74CDH82) ein Auge auf sie werfen.

Auch ohne Übernahmefantasien gibt es derzeit Schnäppchen auf dem Ölmarkt. OGX (BROGXPACNOR3), größtes nicht staatlich kontrolliertes Öl- und Gasunternehmen aus Brasilien, verfügt über Ressourcen von rund 10,8 Milliarden Barrel Öl-Äquivalent und arbeitet in Brasilien und Kolumbien. Dabei sind etwa 80 Prozent der Lagerstätten im flachen Wasser oder an Land. Experten gehen davon aus, dass der Preis der OGX-Aktie um 180 Prozent steigen könnte, nachdem der Kursrückgang um 41 Prozent in den vergangenen Monaten den Preis der Aktie attraktiv für Einsteiger gemacht hat. Im Tubarao Azul-Abbaugebiet will OGX durch aufwendige Produktionstechniken die Ölproduktion stetig steigern. Doch Probleme dort führten zum Kursrückgang. Das Kurspotenzial erkaufen sich daher Anleger mit einer gehörigen Portion Risiko.

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