Kolumne von Björn Junker

Royaltyfirmen mit voller Kriegskasse könnten Deal-Flut im Bergbausektor auslösen

Royalty-Unternehmen, die auf Grund der hohen Metallpreise der vergangenen drei Jahre ihre liquiden Mittel stark erhöhen konnten, könnten eine neue Deal-Welle im Minensektor auslösen. Insbesondere unter den Juniors der Branche, die auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten sind. Diese Unternehmen, die Projekte finanzieren und sich dafür einen Teil an deren zukünftigen Umsätzen sichern, haben gewaltige Cashflows aus bestehenden Deals generiert, seit der Gold- und Silberpreis Anfang 2009 in den Höhenflug überging. Jetzt, da die Edelmetallpreise einen deutlichen Rücksetzer erlitten haben und die breiten Aktienmärkte in den Sinkflug übergegangen sind, könnten sie zu den Rettern vieler kleiner und mittlerer Bergbaufirmen werden, die unbedingt wachsen wollen, aber nicht über die dafür nötigen Mittel verfügen.

Die europäische Schuldenkrise, ein langsameres Wachstum in Asien und ganz aktuell die schwächeren Konjunkturdaten aus den USA haben dazu geführt, dass sich die Banken bei der Kreditvergabe wenig freigiebig zeigen. Und die Minenfirmen sind nicht scharf darauf, neue Aktien auszugeben, jetzt da sich ihre Papiere auf einem so niedrigen Niveau befinden. Damit bleiben wenige Alternativen zu sogenannten Royalty- und Stream-Deals um die Projektentwicklung zu finanzieren.

Dabei versuchen Bergbauunternehmen in der Regel solche Deals zu vermeiden, da sie im Normalfall verhindern, dass man von steigenden Metallpreisen profitiert. Bei Royalty-Deals liefern die Financiers vorab Cash für einen bestimmten Anteil der zukünftig zu erwartenden Einnahmen. Bei Stream-Deals erhalten die Bergbaufirmen Barzahlungen dafür, dass sie zustimmen, in Zukunft Beiprodukte ihrer Förderung für einen festgelegten Preis – mit einem hohen Abschlag zum Spotpreis – zu verkaufen.

Und viele Juniors versuchen derzeit alles, um an frisches Kapital zu kommen. Doch es hängt von der Qualität der Projekte ab, ob ihnen dies gelingen wird, meinen Experten.

Das ist natürlich eine perfekte Ausgangssituation für Royaltyfirmen wie Franco-Nevada (WKN A0M8PX), Silver Wheaton (WKN A0DPA9) oder Royal Gold (WKN 885652), um neue Deals abzuschließen und ihr eigenes zukünftiges Wachstum zu sichern. Kein Wunder, dass David Harquail, CEO von Franco-Nevada, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärte, dass man derzeit so beschäftigt sei wie nie zuvor. Man versuche dabei sicherzustellen, dass man sich nur mit Unternehmen beschäftige, mit denen man realistisch gesehen in Zukunft Geschäfte machen könnte.

Das sei das Ergebnis der fehlenden Verfügbarkeit alternativer Finanzierungsquellen, erklärte Harquail weiter. Die Anleger wollten schließlich nicht, dass die Bergbaufirmen zum aktuellen Zeitpunkt neue Aktien ausgeben, während die Banken immer weniger gewillt seien, Kredite zu vergeben. Nach Daten einer Firma, die dieses Phänomen untersucht, sind die Finanzierungen über die Ausgabe von Aktien im Metall- und Minensektor dieses Jahr stark zurückgegangen. Im ersten Quartal seien die Finanzierungen in der Branche im Vergleich zum Vorjahr um fast 50% gefallen, hieß es.

Silver Wheaton, eines der größten Royaltyunternehmen, meldete erst im vergangenen Monat einen Anstieg des Gewinns des ersten Quartals um 20%. Das Unternehmen, das hauptsächlich auf Silberstreamdeals ausgerichtet ist, erklärte, man sei aktiv dabei, neue Ziele zur Erweiterung des bestehenden Portfolios zu finden. Laut CEO Randy Smallwood verfügt Silver Wheaton über liquide Mittel von mehr als 1 Mrd. Dollar, eine noch nicht genutzte Kreditfazilität von 400 Mio. Dollar und einen erwarteten operativen Cashflow von mehr als 600 Mio. Dollar – und ist damit in einer ausgezeichneten Ausgangslage, um weitere Deals abzuschließen.

Auch andere Royaltyfirmen verfügen über hohe liquide Mittel. Die auf Gold ausgerichtete Franco-Nevada beispielsweise verfügt über ein Betriebskapital von fast 1 Mrd. Dollar, eine nicht genutzte Kreditlinie von 175 Mio. Dollar und Investments, die mit mehr als 100 Mio. Dollar bewertet werden.

Und es gibt reichlich Unternehmen, die darum werben, an dieses Kapital zu kommen; von Unternehmen in der Entwicklungsphase bis zu Junior-Produzenten. Insbesondere Unternehmen mit einer niedrigen Marktkapitalisierung würden aktiv nach Finanzierungen über Royalty- oder Streamdeals suchen, führen die Experten von CIBC World Markets aus.

So schloss dieses Jahr beispielsweise der Produzent Lake Shore Gold (WKN 165110) einen Deal im Wert von 50 Mio. Dollar mit Franco-Nevada ab, bei dem man sowohl einen Teil am Unternehmen als auch eine Royaltybeteiligung auf den Verkauf der Produktion der Timmins West-Mine in Ontario verkaufte. Erst im Mai schloss Royal Gold dann eine Vereinbarung mit International Minerals (WKN 893760) über den Erwerb einer Royalty an der Ruby Hill-Goldmine ab.

Um aber einen qualitativ hochwertigen Streamingdeal abzuschließen, müssen die Unternehmen mindestens über eine bankfähige Machbarkeitsstudie verfügen, erläutern Experten. Denn die Royaltyfirmen wollen in der Regel das Risiko eines Minenbaus nur auf sich nehmen, wenn sie die entsprechenden Risiken gut verstehen.

Selbst einige größere Bergbaufirmen denken mittlerweile über solche Deals nach, um große Projekte zu finanzieren. Im Mai erklärte beispielsweise Inmet Mining (WKN 873251) man plane, rund 1 Mrd. Dollar über einen Streamdeal aufzunehmen, um so einen Teil der Baukosten für das 6,2 Mrd. Dollar schwere Cobre Panama-Kupferprojekt zu finanzieren.

Das alles bedeutet, dass die Royaltyfirmen derzeit hervorragend dastehen. Wenn aber die Aktienmärkte wieder in Schwung kommen, dürfte es vorbei sein mit der exzellenten Ausgangslage. Das spricht dafür, dass es in der nächsten Zeit eine ganze Flut neuer Royalty- oder Streamdeals geben könnte.
 

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