Kolumne von Björn Junker

Nach Kursverfall - Ist Kinross Gold jetzt ein Übernahmekandidat?

Stetig steigende Kosten und eine enorme Abschreibung haben die Aktie des kanadischen Goldproduzenten Kinross Gold (WKN A0DM94) so tief fallen lassen, dass einige Analysten das Unternehmen mittlerweile als potenziellen Übernahmekandidaten betrachten. Obwohl die Hindernisse für eine Offerte für den Konzern zu groß sein könnten.

Kinross, der siebtgrößte Goldproduzent der Welt, besitzt einige riesige, zum großen Teil noch nicht ausgebeutete Assets auf vier Kontinenten. Das macht das Unternehmen zu einem attraktiven Akquisitionsziel für größere Konkurrenten, die immer auch der Suche nach Lagerstätten sind, um ihre Reserven aufzufüllen.

Doch trotz der gewaltigen Reserven schloss die Aktie, die Anfang 2011 noch bei fast 19 CAD notierte, am vergangenen Freitag bei nur noch 9,90 CAD. Anhaltende Sorgen um die immer weiter steigenden Kosten auf dem Flaggschiffprojekt des Unternehmens haben das Vertrauen der Anleger schwinden lassen.

Wie die Analysten von Stifel Nicolaus erklären, habe noch keiner der Majors seine Finger nach Kinross ausgestreckt, doch ihrer Ansicht nach würde eine Übernahme von Kinross für einen der Großen der Branche, der ein Unternehmen mit zahlreichen Wachstumsassets erwerben will, durchaus sinnvoll sein. Kinross sei der mit Abstand billigste große Goldproduzent, erklärten die Experten weiter.

Banker weisen auf Barrick Gold (WKN 870450) und Goldcorp (WKN 890493), die größten Goldproduzenten Kanadas, als Unternehmen hin, die die finanziellen Möglichkeiten hätten, eine solche Übernahme zu stemmen. Auch der US-amerikanische Goldproduzent Newmont Mining (WKN 853823) wurde als möglicher Kandidat genannt.

Der Markt bewertet die nachgewiesenen und wahrscheinlichen Goldreserven von Kinross derzeit mit weniger als 200 USD pro Unze, während die Reserven von Barrick mit 325 USD und die von Newmont und Goldcorp mit 275 bzw. 580 USD pro Unze bewertet werden. Darin sind die Investitions- und Produktionskosten zwar noch nicht enthalten, doch zeigt sich so die Attraktivität einer Übernahme für mögliche Interessenten.

Zumal Kinross’ CEO Tye Burt vor Kurzem erklärte, das Unternehmen denke darüber nach, seine 50%-ige Beteiligung an der Untertagemine Crixas in Brasilien und eine 25%-ige Beteiligung an dem Gold-, Silber- und Kupferprojekt Cerro Casale in Chile abzustoßen.

Doch trotz dieser Kaufanreize glauben einige Analysten auch, dass gerade die Faktoren, die die Aktie so günstig machen, mögliche Käufer auf Abstand halten könnten. Die größten Probleme sind die Goldmine Tasiast in Mauretanien und die Chirano-Mine, die Kinross 2010 mit der 7,1 Mrd. Dollar schweren Übernahme von Red Back Mining erwarb.

Diese Projekte haben sich mittlerweile als Fluch für das Unternehmen erwiesen, dessen Marktkapitalisierung seit September 2011 um fast die Hälfte gesunken ist, da die Sorgen um die explodierenden Kosten für die Entwicklung von Tasiast und anderer Projekte stiegen. So hatte Kinross Anfang dieses Jahres erklärt, dass man eine Abschreibung in Höhe von 2,94 Mrd. Dollar in Bezug auf die Übernahme von Tasiast und Chirano vornehmen werde. Die Ansicht, dass Kinross zu viel für die Red Back-Assets gezahlt hat, gewinnt so weitere Anhänger.

Zudem könnte eine Übernahme wohl nicht auf feindlicher Basis erfolgen, da die möglichen Bieter die verfügbaren Daten zu Tasiast sehen wollen würden, bevor sie ein Angebot abgeben.

Zudem haben die oben genannten möglichen Käufer auch ihre eigene Situation zu berücksichtigen, bevor sie eine Offerte auf den Tisch legen. Barrick zum Beispiel verdaut erst noch die 7 Mrd. Dollar schwere Übernahme von Equinox, die man vor weniger als einem Jahr tätigte, während bei Goldcorp durch eine Übernahme von Kinross die Produktionskosten steigen dürften.

Damit wäre Newmont, der zweitgrößte Goldproduzent weltweit nach Barrick, ein wahrscheinlicherer Käufer, vor allem, wenn man bedenkt, dass der Konzern einige Rückschläge mit Projekten wie Hope Bay in der kanadischen Arktis und Conga in Peru erlitten hat. Kommentare zu diesem Thema hat allerdings noch keiner der genannten potenziellen Käufer abgegeben. Die Möglichkeit, dass sich dies in absehbarer Zukunft ändert, besteht unserer Ansicht nach aber durchaus.
 

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