Kolumne von Chrisoph Brüning

Seltene Erden – Warum ist der Sektor plötzlich unter Druck und Wie geht es weiter?

Drei Gründe und ein Ausblick

Die heftige Reaktion der letzten Wochen sind eine Spiegelbild des Marktes, aber für den Sektor kommen noch einige spezielle Faktoren hinzu, die ich hier beleuchten möchte. Sind das nachhaltige Faktoren? Stimmt die aktuelle Berichterstattung? Was planen die großen Unternehmen? Was beeinflusst die Preise für Seltenerdoxide? Und Wie geht es jetzt weiter?
 

1. Molycorp. stürzt ab und belastet den Sektor

Das kalifornische Unternehmen wurde von einem starken Konsortium unter Führung von JP Morgan und Morgan Stanley im letzten Sommer an die Börse geführt, bislang eine Erfolgsstory auch weil die Banken hinter dem Projekt stehen. Am 20.9. erkannte der führende JP Morgan Analyst die fallenden Preise für Seltenerdmetalloxide und passte seine Aussichten für Molycorp. an. Die Reaktion an der Börse fiel heftig aus, die Aktie stürzte von 53.01 CDN auf 35 CDN und mittlerweile auf 32.87 CDN ab. Sicher war die Einschätzung und Anpassung des Analysten richtig, aber seine Aussage hat alle Werte des Sektors belastet und im Sog von Molycorp. fielen die meisten Kurse.
 

2. Seltene Erden fallen weil Toyota Alternativen entwickelt – Rare Earths Fall as Toyota Develops Alternatives (Bloomberg Artikel vom 29.9.2011)

Dieser Artikel von Sonja Elmquist, einer bisher nur als Goldreporterin aufgetretenen Journalistin, hat in den letzten beiden Tagen zu weiteren Verkäufen geführt. Wenn man nur die Überschrift liest, dann ist eine solche Reaktion auch verständlich, aber genau das ist hier das Problem.

Alle Unternehmen entwickeln ständig Alternativen zu bestehenden Produkten, das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass sie ihre Produktion sofort umstellen könnten. Im Gegenteil für die nächsten Jahre gibt es keine Alternativen für Toyota, Siemens und Sumitomo. "Einige Toyota-Modelle werden mit Induktionsmotoren ausgestattet, die auf Seltenerdmagnete verzichten." sagte John Hanson ein Sprecher des Unternehmens. Das Toyota sich gerne so zitieren lässt ist sicher auch teilweise politisch motiviert, aber auch hier ist ja die Aussage "Einige", vielleicht sind hier Modelle ab 2014 gemeint? Die aktuelle Produktion ist sicher nicht gemeint.

Im Verlauf des Artikels wird dann auf GM (General Motors) eingegangen und hier wird mein Argument untermauert, denn der Chevy Malibu Eco, soll mit "weniger" Magneten auskommen. Auch bei GE (General Electric) wird die Situation nicht anders eingeschätzt, Steve Duclos, Wissenschaftlicher Leiter GE Global Research, "In all of our businesses we’re looking to reduce our usage.” Natürlich wollen sie das erreichen, aber es wird sicher Zeit kosten.
 

3. Der aktuelle Preisverfall

Der Preisverfall hat zwei weniger beachtete Gründe, Japan hat seine Importe nach dem Tsunami Unglück reduziert und der Schmuggel mit Seltenerdlegierungen floriert weiterhin. Insgesamt hatte sich der gesamte Markt ja an die restriktive Exportpolitik der Chinesen angepasst, aber Japan ist der Topimporteuer von Seltenen Erden weltweit. Den Schmuggel haben die Chinesen erstaunlicherweise immer noch nicht im Griff.
 

4. Der Ausblick – Folgende Faktoren sind entscheidend: Produktion und Exportpolitik Chinas, Entwicklung der Nachfrage und Produktion außerhalb Chinas

Die Exportpolitik Chinas wird sich nicht ändern im Gegenteil, wenn man Dr. Zhanheng Chen, Director of the Academic Department of the Chinese Society of Rare Earths (CSRE), genau zugehört hat, dann wird China mittelfristig zu einem Netto- Importeur von Seltenen Erden werden. Für 2012 und 2013 werden die Chinesische Produktion auf 90.000, bzw. 87.000 Tonnen sinken, damit wird ein weiteres Absinken der Exportquote einhergehen. Die globale Nachfrage soll seiner Meinung nach ab 2012 schon von Unternehmen außerhalb Chinas mit versorgt werden.

Entwicklung der Nachfrage

Der anerkannte australische Experte Dudley Kingsworth (IMCOA) erwartet ein jährliches Wachstum des Marktes von mehr als 15% und bis 2015 schätzt wer die Nachfrage auf 185.000 Tonnen. Dr.Chen sieht den Markt 2015 bei knapp unter 180.000 Tonnen. Klare Aussagen zum Thema Nachfrage, die sicher noch viel grösser ausfallen würde, wenn es zeitnah gesicherte Produktionen gäbe. Diese Nachfrage muss gestillt werden und die Unternehmen, die sich hier Marktanteile sichern werden überproportional profitieren (Siehe Artikel "Die ersten werden die Ersten sein").

Produktion außerhalb Chinas

In den Startlöchern stehen Lynas Corp. , Molycorp. , Arafura , Alkene Resources , Avalon Rare Metals, Quest, Rare Elements und Greenland Resources. Ab 2012 und bis 2015 sollen diese Unternehmen ihre Produktion aufnehmen, denn nur so wird die globale Nachfrage mittelfristig gesichert werden. Diese Unternehmen werden den Markt außerhalb Chinas "unter sich aufteilen".
 

Fazit – Wie geht es weiter ?

Grundsätzlich guten Aussichten für diese Unternehmen und sicher auch gute Aussichten für Aktionäre nach dem aktuellen Abverkauf. Der Sektor bleibt weiter sehr attraktiv für Investoren, die bestimmenden Faktoren stimmen und die mittelfristigen und langfristigen Aussichten sind gut.