Kolumne von Ingrid Heinritzi

Goldminen-Hedging wird wieder hoffähig

Für die Planung langfristiger Projekte dürfte das Management von Goldproduzenten den Goldpreis wieder vermehrt absichern. Da die Edelmetall-Notierung derzeit am Scheideweg steht, wie die Charttechnik zeigt, sollten Anleger dies nicht von Grund her negativ auffassen.

Hedging – was für ein verpöntes Wort unter den Goldminen-Fans in den vergangenen Jahren. Die Anleger setzten den Konzern-Managern nahezu das Messer auf die Brust, um umgehend zu produzieren. Nun gut, was braucht man auch eine Absicherung gegen fallende Edelmetallpreise, solange der Preis des Rohstoffes steigt. Doch diese Phase seit 2002 scheint seit einiger Zeit vorbei zu sein. Der Goldpreis fiel ja auch von gut 1920 US-Dollar je Feinunze auf zwischenzeitlich sogar unter 1300 US-Dollar.

Jetzt zeigt sich der Goldpreis relativ volatil. Und der Trend zeigt noch nicht wieder eindeutig nach oben (s. unten). Da sollten die Manager und Aufsichtsräte der Goldproduzenten eigentlich darauf drängen, dass das Hedging wieder vermehrt aufgenommen wird. Es geht ja immerhin um den Fortbestand der einzelnen Unternehmung. Nur so können auch langfristige Projekte geplant und angegangen werden. Vor allem beim Aufbau und der Inbetriebnahme neuer Minen dürfte es nicht ohne Absicherung der zukünftigen Produktion gehen.

Anleger sollten also Hedging-Programme – und diese werden in nächster Zeit immer häufiger aufgelegt werden – nicht gleich verteufeln und ihr Investment in die Gesellschaft beenden. Diese können durchaus Sinn ergeben. In Australien haben einige Goldproduzenten zum Beispiel schon ihr Hedging etwas ausgebaut. Bisher handelt es sich erst um zirka eine Million Unzen, die abgesichert wurden. Doch immerhin liegt der gesichert Goldpreis um zirka 10 Prozent über dem aktuellen Goldpreis.

Dennoch sollten Anleger die Programme genau beobachten. Denn fangen die Produzenten an extensiv abzusichern, kann dies nicht langfristig gut gehen. Auch sollte darauf geachtet werden, welche Mittel angewendet werden – sprich Transparenz für die Anleger – und für was das Hedging ausgelegt wird.

Rein von der Goldpreisentwicklung her, kann es nicht übel genommen werden, wenn CEOs und CFOs für Hedging plädieren. Denn nachdem der Goldpreis die Marke von 1400 Dollar nicht halten konnte, kam es beim MACD (Moving Average Convergence Divergence Indikator) auf Tagesbasis zu einem Verkaufsignal. Diese dürfte auch noch diese Woche Bestand haben. Interessant ist daher vor allem auch die Betrachtung der längerfristigen Indikatoren. Da hat der MACD auf Wochenbasis Anfang August ein starkes Kaufsignal generiert, das derzeit noch intakt ist. Eine weitere Woche der Goldpreis-Konsolidierung dürfte diese positive Ausrichtung durchaus noch überstehen. Doch bleibt der Goldpreis auch Ende der Woche noch bei nur knapp über 1300 US-Dollar oder fällt er sogar darunter, dann könnte es in zwei Wochen zu einem Verkaufssignal kommen.

Dass es nicht soweit kommen muss, zeigt der Stimmungsindikator RSI (Relative Stärke Index). Der RSI notiert sowohl auf Tagesbasis wie auf Wochenbasis unter 40 Punkten (bzw. %) bei 38 und 39. Das bedeutet, dass die Marktstimmung zwar negativ ist. Es bedeutet jedoch auch, dass ein weiteres Absacken zu einer überverkauften Situation führt. Eine Erholung in den kommenden Tagen ist daher nicht auszuschließen. Dennoch muss gesagt werden, dass auch überverkaufte Situationen über längere Zeit anhalten können.

Das Fazit lautet daher, dass für die Goldminen-Manager eine Absicherung durchaus in Betracht kommt, um längerfristig planen zu können. Denn ob der Goldpreis die 1300-US-Dollar-Marke je Feinunze im kurz- bis mittelfristigen Bereich verteidigen kann, ist nicht gewiss – auch wenn die Chance dazu gegeben ist.