Kolumne von Frank Szillat

K+S-Debakel: Der Anfang vom Ende?

Einen DAX-Wert der an einem einzigen Tag ein Viertel seines Wertes einbüßt sieht man selten: K+S (Deutschland: SDF) ist genau das passiert. Die augenscheinlichen Gründe hierfür sind inzwischen hinlänglich bekannt: Der weltgrößte Kali-Produzent Uralkali hat einen aggressiven Preiskampf prophezeit, was seither die gesamte Branche belastet.

Was Uralkali mit seinen verhängnisvollen Aussagen bezweckt, werden wir wohl erst später erfahren. Sicher ist, die Russen sitzen an einem langen Hebel. Sie produzieren Kalidünger zu 62 USD die Tonne und können ihre Kapazitäten ausweiten. Nicht so K+S: Der Konzern produziert zu 240 USD die Tonne und arbeitet an seiner Fördergrenze. Dringende Abhilfe soll das Legacy-Projekt in Kanada (Kostenpunkt: 4 Mrd. Euro) schaffen, doch bis dort die Produktion startet vergehen noch drei Jahre. Treffen also die Uralkali-Prognosen von Kalipreisen unter 300 USD die Tonne ein, würde K+S seinen wichtigsten Gewinnbringer verlieren und könnte schwindende Margen nicht durch höhere Volumina ausgleichen. Immerhin ist K+S noch auf dem Salzmarkt Weltmarktführer, doch dessen Gewinnbeitrag fällt vergleichsweise bescheiden aus.

Was also will Uralkali mit seiner Dumping-Strategie erreichen?

Interpretation Nr. 1: Neue potente Wettstreiter von einem Markteintritt abhalten. Interpretation Nr. 2: Die Konkurrenz übernahmereif schießen. Interpretation Nr. 3: Uralkali möchte seinem bisherigen Vertriebspartner Belaruskali an die kurze Leine nehmen. Die Weißrussen hatten nach Uralkali-Angaben die gemeinsame Preisstrategie eigenmächtig unterhöhlt und bekommen dafür nun die Quittung. Uralkali nimmt seine Ausfuhren künftig selbst in die Hand.

Wie dem auch sei, K+S muss nun bei Vorlage der Quartalzahlen am 13. August klar Stellung beziehen und aufzeigen wie man seinen 10prozentigen Anteil am Weltmarkt verteidigen möchte. Dividendenkürzung & DAX-Rausschmiss könnten in Anbetracht der Probleme noch das kleinere Übel sein.

Es wird für die K+S-Lenker nicht leicht das Ruder herumzureißen: Zwar lagen die Kalipreise im Frühjahr 2010 schon einmal nahe 300 USD pro Tonne (damals notierte K+S noch bei 35 Euro), doch nun droht augenscheinlich eine langwierige Preisschwäche, zumal die weltweiten Getreidelager gefüllt sind und abermals eine gute Ernte bevorsteht. Am Markt herrscht derweil blanke Panik, die zumindest eine starke Gegenbewegung möglich werden lässt. Die kommende Woche dürfte in dieser Hinsicht entscheidend sein.

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Mit den besten Grüßen

Ihr Frank Szillat und die Redaktion von www.capital-manager.at