Goldförderung: Der Markt sollte sich auf eine Trendwende einstellen

Goldförderung: Der Markt sollte sich auf eine Trendwende einstellen TSUNG-LIN WU - Fotolia

"Peak Oil", also die Spitze der Ölförderung, hat in den vergangenen Jahren immer mal wieder die Schlagzeilen in der Presse beherrscht. Die Frage, wann dieser Zeitpunkt tatsächlich erreicht wird, ist zum einen höchst umstritten und von vielen Faktoren abhängig, zum anderen die Antwort hierauf für die Bildung der Marktpreise von großer Bedeutung. Ein schrumpfendes Angebot bei gleichzeitig nicht zurückgehender Nachfrage wird die Preise nach oben treiben, so die einfache, aber nachvollziehbare Arithmetik des Marktes.

Auch bei anderen Rohstoffen gibt es die Frage nach der Produktionsspitze, wenngleich die Diskussion längst nicht so in der Öffentlichkeit abläuft wie beim Öl. Mit Chuck Jeannes hat nun eine der wichtigsten Personen im Rohstoffsektor dieses Thema in einem Interview mit dem Wall Street Journal in die Öffentlichkeit gebracht. Jeannes ist Chef des weltweit größten Goldproduzenten, Goldcorp (WKN: 890493), und rechnet damit, dass das "Peak Gold" 2014 oder 2015 erreicht wird – oder sogar schon erreicht wurde.

Generationen von steigender Goldförderung geprägt

Der Blick auf die Statistiken der Minenförderung des Edelmetalls zeigt, dass diese in den vergangenen Jahrzehnten nahezu stetig gestiegen ist. Unterbrechungen gab es meist nur durch besondere Faktoren, zum Beispiel den 2. Weltkrieg. Die weltweite Goldförderung aus Bergwerken hat sich im Laufe der Zeit vervielfacht und soll in diesem Jahr, so eine aktuelle Schätzung von Morgan Stanley, bis auf 3.017 Tonnen klettern. Einen Peak erwarten die Experten der US-Investmentbank im Jahr 2016 mit einer weltweiten Minenproduktion von 3.051 Tonnen – anschließend soll es abwärts gehen.

Ob ein Höhepunkt der Förderung hier tatsächlich schon 2014, wie Jeannes vermutet, oder 2016, wir in der Analyse von Morgan Stanley erwartet wird, erreicht wird, ist eher sekundär. Bei der "Peak-Diskussion" handelt es sich um eine langfristig ausgerichtete Perspektive für die Goldversorgung des Marktes. Dessen Gleichgewicht bei Angebot und Nachfrage allerdings hängt noch von vielen anderen Faktoren ab, neben der Minenproduktion vor allem von einem: Wie groß sind die Goldbestände, die aus den Tresoren geräumt und auf den Markt geworfen werden? Die Goldpreis-Baisse nach 2011 kam unter anderem deshalb zustande, weil starke Verkäufe von Goldfonds und anderen institutionellen Anlegern zu sehen waren. Das hat die Notierung der Feinunze massiv unter Druck gebracht. Der Goldpreis und vor allem dessen Perspektiven wiederum sind wichtige Faktoren für das zukünftige Goldangebot – und damit auch für die Frage, ob "Peak Gold" schon erreicht wurde oder nicht.

Steigende Kosten werden Bergbautätigkeit unter Druck bringen

Gerade nach der Baisse der vergangenen Jahre in der Rohstoffbranche stellen sich immer mehr Bergwerksunternehmen die Frage, ob sich ein Rohstoffprojekt wirtschaftlich betreiben lässt. Das Streben nach Größe und Fördervolumen macht nach und nach der Frage nach Rentabilität und Wirtschaftlichkeit Platz, erst recht mit dem Druck steigender Kosten für Personal, Maschinen und Energie. Je mehr Unternehmen sich die Antwort "Rendite vor Fördervolumen" geben, desto eher dürfte das Szenario des erreichten "Peak Gold" tatsächlich Wirklichkeit werden. Das gilt insbesondere für eher pessimistische Goldpreis-Szenarien in den kommenden Jahren.

Die Realität bei der Goldförderung zeigt also: Einfach und kostengünstig abzubauende Goldvorkommen werden kam noch entdeckt, dafür werden die vorhandenen Vorräte im Rekordtempo bei steigenden Kosten für die Förderung geplündert. Für die langfristigen Angebotsvolumina von Seiten der Minenbranche ist das ein sehr belastender Faktor. "Peak Gold" wird Realität, die Trendwende wird nach vielen Generationen steigender Goldförderung kommen – ob im Jahr 2014, 2016 oder 2018 ist langfristig sekundär. Für den Markt wird dies einen Paradigmenwechsel bedeuten, auf den sich Anleger vorbereiten sollten.