Gold Reserve Transparency Act soll Bestände der USA offenlegen
Die Goldbestände der Vereinigten Staaten geraten politisch unter Druck. Der republikanische Senator Mike Lee aus Utah hat in Washington den Gold Reserve Transparency Act eingebracht. Das Gesetz soll erstmals seit Jahrzehnten eine umfassende Inventur und Qualitätsprüfung sämtlicher staatlicher Goldreserven vorschreiben und alle Transaktionen der vergangenen fünfzig Jahre offenlegen.
Im Mittelpunkt steht die Frage, ob der berühmte Goldschatz in Tresoren wie Fort Knox tatsächlich in der behaupteten Menge und Qualität vorhanden ist. Seit mehr als einem halben Jahrhundert gab es laut Lee keine vollständige Prüfung mehr. In einer Mitteilung sagte er, Amerikanerinnen und Amerikaner sollten wissen, ob ihr buchstäblicher nationaler Schatz sicher und korrekt verbucht ist.
US-Goldreserven vor Komplettcheck
Der Entwurf sieht vor, dass die Rechnungshofbehörde Government Accountability Office gemeinsam mit unabhängigen externen Prüfern Zugang zu allen staatlichen und privaten Verwahrstellen erhält, in denen US-Gold lagert. Dazu zählen neben Fort Knox auch Anlagen der US Mint sowie Bestände bei der Federal Reserve Bank in New York. Die Inspektion soll bis zu ein Jahr dauern und danach alle fünf Jahre wiederholt werden.
Neben Bestand und Lagerort rückt die Geschichte des Goldes in den Fokus. Das Finanzministerium soll alle Käufe, Verkäufe, Verleihungen, Verpfändungen, Tauschgeschäfte und sonstigen Belastungen der vergangenen fünf Jahrzehnte offenlegen. Solche Vorgänge wurden bislang nie vollständig veröffentlicht. Für Befürworter ist die Offenlegung ein Baustein, um Misstrauen in den Umgang der Regierung mit dem Metall abzubauen.
Ein weiterer Punkt des Gesetzes betrifft die Qualität. Ein Großteil des US-Goldes liegt nach Angaben der Initiatoren in Form sogenannter "Coin Melt"-Barren vor, die etwa 90 Prozent Gold enthalten und aus eingeschmolzenen Münzen der dreißiger Jahre stammen. Der Entwurf schreibt vor, dass die Bestände so veredelt werden sollen, dass sie den internationalen Good-Delivery-Standards entsprechen, damit sie jederzeit am Weltmarkt handelbar sind.
Druck auf mehr Gold-Transparenz
Unterstützung erhält Lee von einem Netzwerk aus Akteuren der Edelmetallbranche, "Sound Money"-Organisationen, marktliberalen Lobbygruppen und bekannten Geldpolitikern. Der Chef von Money Metals Depository, Stefan Gleason, kritisiert die bisherige Praxis der Regierung. Er sagte, die schlechte Verwaltung der Goldreserven würde im privaten Sektor keine Prüfung bestehen und habe das Vertrauen untergraben. Zugleich erinnerte er daran, dass Prüfungen kein einmaliges Ereignis sein dürften.
Auch der frühere republikanische Kongressabgeordnete Ron Paul, der seit Jahren eine stärkere Bindung des Geldsystems an Gold fordert, begrüßt den Vorstoß. Seiner Ansicht nach sollten Notenbank und Finanzministerium gerade beim wichtigsten monetären Vermögenswert des Planeten nicht im Verborgenen handeln. Zusätzlichen Druck machen interessengeleitete Organisationen wie die Sound Money Defense League und das Gold Anti-Trust Action Committee, die sich seit Jahren für mehr Transparenz beim Umgang der US-Regierung mit ihren Goldreserven einsetzen.
Jp Cortez, Geschäftsführer der Sound Money Defense League, spricht von einer Frage der nationalen Sicherheit. Gold sei weltweit als ultimative Form von Geld anerkannt und im US-Verfassungsrecht ausdrücklich erwähnt. Daher müsse der Schatz des Finanzministeriums vollständig liquide und universell akzeptiert sein. Symbolische Aktionen wie medienwirksame Rundgänge durch Tresore hält er für unzureichend. Er fordert eine technische und rechtlich belastbare Prüfung.
Gold im Schuldenstreit
Der Gesetzentwurf fällt in eine Phase, in der die USA laut den Initiatoren mit Staatsschulden von mehr als 38 Billionen US-Dollar und einer erhöhten Inflationsrate kämpfen. Weltweit bauen viele Zentralbanken ihre Goldbestände aus, um weniger abhängig von Leitwährungen wie dem US-Dollar zu sein. Nach Ansicht der Unterstützer verstärkt diese Entwicklung die Bedeutung einer glaubwürdigen Datenlage zu den US-Reserven zusätzlich.
Zugleich beobachten Befürworter mit Sorge, dass einige Länder ihr in New York gelagertes Gold zurückfordern oder darüber diskutieren. In der Pressemitteilung wird etwa auf Debatten in Deutschland verwiesen, wo Stimmen eine stärkere Lagerung im Inland verlangen. Ein transparentes Audit könne nach Ansicht der Unterstützer helfen, Spannungen zu entschärfen und das Vertrauen ausländischer Partner in die USA zu stabilisieren.
Politisch berührt der Vorstoß sensible Fragen. Eine vollständige Offenlegung könnte Vertrauen stärken, wenn sie die offiziellen Zahlen bestätigt. Sie könnte aber auch zu Konflikten führen, falls Unstimmigkeiten sichtbar würden oder die Kosten einer Veredelung der Bestände hoch ausfallen. Ob der Gold Reserve Transparency Act eine Mehrheit in Senat und Repräsentantenhaus findet, ist offen – doch die Initiative zeigt, wie emotional das Thema Gold in Zeiten hoher Schulden bleibt.

