EU steigt bei australischen Rohstoffprojekten ein

EU steigt bei australischen Rohstoffprojekten ein picture alliance / imageBROKER / Daniel Schoenen

Die Europäische Union bereitet direkte Beteiligungen an australischen Projekten für kritische Mineralien vor. EU-Handelskommissar Maros Sefcovic kündigte in Melbourne an, dass eine erste Liste von Vorhaben mit offiziellem EU-Interesse fertiggestellt sei und in Kürze veröffentlicht werden soll, wie Reuters berichtet. Ziel ist eine verlässlichere Versorgung der europäischen Industrie mit Lithium, Seltenen Erden und anderen Rohstoffen.

Sefcovic sprach nach eigenen Angaben mit der australischen Ressourcenministerin Madeleine King über konkrete Projekte und passende Finanzierungsformen. Er verwies darauf, dass die EU in den vergangenen Jahren bei Energie und anderen Schlüsselgütern oft unter Zeitdruck diversifizieren musste und dabei hohe Preise akzeptierte. Diese Lage solle sich bei kritischen Rohstoffen nicht wiederholen.

EU stellt Liste für Beteiligungen an australischen Minenprojekten fertig

Geplant sind mehrere Instrumente, um europäisches Kapital in australische Rohstoffketten zu lenken. Laut Sefcovic kommen direkte Eigenkapitalbeteiligungen an Minenbetreibern in Betracht, langfristige Abnahmeverträge mit europäischen Abnehmern sowie gemeinsame Investments von öffentlichen und privaten Investoren. Als Geldgeber nennt er unter anderem die Europäische Investitionsbank sowie nationale Entwicklungsbanken und Industrieunternehmen, die mit Vorauszahlungen Lieferungen sichern könnten.

Vorbild ist nach den Aussagen des Kommissars die Rohstoffpolitik Japans. Tokio hat sich über gezielte Beteiligungen an Minen und Verarbeitungsanlagen seit Jahren Zugang zu kritischen Mineralien gesichert. Die EU wolle einen ähnlichen Weg gehen und die gesamte Wertschöpfung vom Abbau über die Veredelung bis zur Nutzung in der Industrie begleiten.

China bleibt Risikofaktor für Europas Versorgung mit Seltenen Erden

Auslöser der neuen EU-Offensive sind wachsende Risiken in den Lieferketten. China dominiert die Verarbeitung vieler kritischer Mineralien und hat in diesem Jahr Exportbeschränkungen für einzelne Hightech-Rohstoffe erlassen, was als Reaktion auf US-Maßnahmen gewertet wird. Sefcovic spricht davon, dass Europa bei Chips und bestimmten Rohstoffen aktuell regelrecht in die Zange genommen werde.

Australien gilt als einer der wichtigsten Rohstoffpartner im westlichen Lager. Dort entstehen etwa neue Projekte für Seltene Erden und andere Hightech-Metalle, teils mit Beteiligung westlicher Konzerne. Ein Beispiel ist eine geplante Galliumraffinerie in Westaustralien, die von Alcoa US0138721065 A2ASZ7 und Sojitz JP3663900003 255124 getragen wird und die das US-Verteidigungsministerium mitfinanzieren soll.

Bereits im Oktober 2025 haben die USA und Australien ein gemeinsames Investitionsprogramm über mindestens 2 Mrd. US-Dollar für Minen und Projekte in strategischen Rohstoffen angekündigt. Die US Export-Import Bank hat dazu Letters of Interest über mehr als 2,2 Mrd. US-Dollar für australische Projekte vorgelegt. Vor diesem Hintergrund droht die EU in einem Umfeld zurückzufallen, in dem Partner wie die USA sich Rohstoffzugänge mit harten Finanzzusagen sichern. Australien ist dabei nur eine von mehreren Säulen der neuen europäischen Rohstoffstrategie.

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EU spannt Rohstoffnetz auch in Afrika

Die EU weitet ihre Rohstoffpartnerschaften auf andere Förderländer aus. Am 20. November wurde mit Südafrika am Rande des G20-Gipfels ein Abkommen über kritische Mineralien geschlossen. Es zielt darauf ab, Lieferketten für Metalle zu sichern, die für die Energiewende, digitale Technologien und Rüstung unverzichtbar sind, und gleichzeitig mehr Verarbeitung vor Ort in Südafrika zu ermöglichen.

Für Brüssel fügt sich die Vereinbarung in eine breitere Rohstoffstrategie ein: Die EU will ihre Abhängigkeit von China reduzieren und setzt dafür auf ein Netzwerk von Partnerländern wie Australien und Südafrika, in denen nicht nur gefördert, sondern zunehmend auch verarbeitet werden soll.

EU und Australien suchen neuen Anlauf für Freihandelsdeal

Nun sollen auch die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen Brüssel und Canberra wieder an Fahrt gewinnen. Ein Anlauf war 2023 gescheitert, weil Australien weitreichendere Marktzugänge für Agrarprodukte forderte und die EU dies ablehnte. Sefcovic spricht nun von neuem Schwung und erwartet eine Fortsetzung der Gespräche Anfang des kommenden Jahres.

Schon frühere Aussagen des Kommissars deuten darauf hin, dass die Verhandlungen beim Marktzugang für Waren und Dienstleistungen weit gediehen sind, wie Bloomberg berichtet. Streitpunkte waren und sind vor allem Fragen der Landwirtschaft sowie Schutzklauseln für heimische Produzenten. Die Aussicht auf eine engere Rohstoffpartnerschaft könnte beiden Seiten zusätzlichen Anreiz geben, beim Handelsvertrag Kompromisse zu suchen.

Für europäische Unternehmen aus Batterie-, Auto- und Rüstungsindustrie sind verlässliche Lieferbeziehungen zu Anbietern kritischer Rohstoffe ein zentraler Standortfaktor. Die Beteiligungspläne in Australien sind ein Versuch, die Versorgung weniger anfällig für politische Spannungen zu machen. Der Erfolg wird davon abhängen, wie schnell die EU ihre Projektliste mit Kapital hinterlegt – und ob sie im Wettbewerb mit US- und asiatischen Investoren attraktiv genug auftritt.