Guinea startet Industrialisierung mit Megaprojekt Simandou

Guinea startet Industrialisierung mit Megaprojekt Simandou Rio Tinto, Simandou Projekt in Guinea

Mit der Inbetriebnahme der Simandou-Mine beginnt in Guinea eine neue wirtschaftliche Phase. Das 23 Mrd. USD teure Projekt im Südosten des Landes gilt als das größte Bergbauvorhaben der Welt und soll die Basis für Guineas Industrialisierung schaffen. Nach Jahrzehnten reiner Rohstoffexporte will das Land künftig Bauxit, Aluminium und Eisenerz selbst verarbeiten – ein Bruch mit seiner kolonialen Vergangenheit.

Minenminister Bouna Sylla spricht von einer "einmaligen Chance, die Wirtschaft zu vervielfachen". Nach Regierungsplänen soll Simandou bis 2040 Investitionen von rund 200 Mrd. USD in Straßen, Industrieparks, Schulen und Energieprojekte anstoßen. Das Programm "Simandou 2040" verbindet Rohstofferlöse mit Infrastrukturaufbau und Bildungsausbau.

Industrialisierung durch Erzverarbeitung

Wie Reuters berichtet, hat guineische Regierung erste Verträge für eine Aluminiumraffinerie mit dem chinesischen Staatskonzern SPIC unterzeichnet; weitere Projekte mit Chinalco, Alteo (Frankreich), Compagnie des Bauxites de Guinée und Alcoa sind in Vorbereitung. Bis 2030 sollen fünf bis sechs Raffinerien jährlich bis zu sieben Mio. t Aluminiumoxid erzeugen.

Auch im Eisensektor plant die Regierung den Aufbau lokaler Wertschöpfung. Laut Ministerium müssen die Betreiber von Simandou – Rio Tinto GB0007188757 852147 und der chinesisch-singapurische Winning Consortium Simandou (WCS) – innerhalb von zwei Jahren Machbarkeitsstudien für ein Stahlwerk oder eine Pelletieranlage vorlegen. Der Bau einer 500 000-t-Stahlfabrik oder einer 2-Mio.-t-Pelletieranlage gilt als Mindestziel.

China als Partner und Machtfaktor

Der Aufstieg Guineas zur Industrienation wäre ohne chinesisches Kapital kaum möglich. Peking stellt den Großteil der Finanzierung und kontrolliert mit Chinalco und Baowu Steel zentrale Beteiligungen an der Mine. Gleichzeitig versucht Guinea, politische Abhängigkeiten zu begrenzen. Präsident Mamadi Doumbouya bestand darauf, dass der Staat 15 % nicht nur an der Mine, sondern auch an Bahn und Hafen hält – ein Novum in Afrikas Bergbauprojekten.

China profitiert ebenfalls: Die hochgradigen Erze aus Simandou senken den Energiebedarf der Stahlproduktion und fördern Pekings Ziel, den CO₂-Ausstoß der Industrie zu senken. Für Australien und Brasilien bedeutet das Projekt eine langfristige Verschiebung der Kräfteverhältnisse im Eisenerzhandel.

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Wege aus der Rohstofffalle

Neben industrieller Diversifizierung setzt Guinea auf soziale Programme. Fünf Prozent der Minenerlöse sollen künftig in Schulen fließen, 20 Prozent der Gewinne der Logistikgesellschaft in Bildungsstipendien. Zudem plant die Regierung 3 000 km Straßen und neue Energieprojekte, darunter Wasserkraft, Solar- und LNG-Vorhaben. "Wir wollen kein Land bleiben, das nur Rohstoffe verkauft", betont Sylla.

Die Risiken bleiben erheblich: Nur ein Bruchteil der 50 000 Bauarbeiter wird dauerhaft Beschäftigung finden, und Umweltfragen sind ungelöst. Dennoch bewertet S&P Global Ratings Guineas Perspektiven positiv und vergab erstmals ein Länderrating ("B+ stabil"). Analysten sehen in Simandou ein Beispiel dafür, wie rohstoffreiche Staaten durch gezielte Industriepolitik neue Entwicklungswege eröffnen können.

Zwischen Hoffnung und geopolitischer Realität

Ob Guinea den "Rohstofffluch" überwinden kann, hängt davon ab, ob die Einnahmen transparent in produktive Sektoren fließen. Die Regierung kündigte die Einrichtung eines Staatsfonds an, der von einem ausländischen Experten geleitet werden soll. Parallel dazu wächst der Einfluss Chinas, das durch Infrastruktur und Beteiligungen seine Position in Westafrika stärkt.

Simandou steht damit an der Schnittstelle zwischen Entwicklungspolitik und Geopolitik: Für Guinea ein Symbol wirtschaftlicher Emanzipation, für China ein weiterer Schritt zur Sicherung globaler Rohstoffketten – und für den Rest der Welt ein Signal, dass Afrikas Rohstoffe zunehmend dort verarbeitet werden, wo sie entstehen.