Der Speicherboom dreht den Lithiummarkt und hebt die Erwartungen spürbar an
 
																		
																		
																		Die internationale Investmentbank J.P. Morgan hebt seine Lithiumpreisannahmen deutlich an und erwartet ab 2025 eine Serie von Angebotsdefiziten. Hauptgrund ist eine stark steigende Nachfrage aus dem Bereich stationärer Energiespeicher (ESS). Diese Batteriesysteme werden für Netzstabilisierung, Speicherung von Solar- und Windstrom sowie industrielle Anwendungen eingesetzt – und entwickeln sich laut der Bank zu einem wichtigen Treiber des globalen Lithiumverbrauchs. Bis 2030 könnten sie rund 36 % der Gesamtnachfrage ausmachen.
Energiespeicher werden zum Schlüsselmarkt für Lithium
Die Analysten von J.P. Morgan erhöhen ihre Prognosen für den Bedarf an stationären Speichersystemen für 2025 um 50 % und für 2026 um 43 %. Damit verläuft das Wachstum deutlich dynamischer als bisher angenommen. In Summe rechnet die Bank nun mit einer weltweiten Lithium-Nachfrage von 2,83 Millionen Tonnen LCE im Jahr 2030, davon rund 1,01 Millionen Tonnen allein durch ESS-Batterien. Diese Systeme speichern Strom aus erneuerbaren Quellen und ermöglichen es, Schwankungen im Netz auszugleichen – ein entscheidender Baustein der Energiewende.
Auch der Markt für Elektrofahrzeuge wächst weiter, wenn auch moderater. Für 2025 bis 2030 geht J.P. Morgan von einem Anstieg um etwa drei bis fünf Prozent aus. Zusammengenommen führen beide Bereiche dazu, dass die globale Marktbilanz kippt: Nach einem kleinen Überschuss im Jahr 2024 erwartet die Bank von 2025 an fortlaufende Defizite zwischen 61 000 und 114 000 Tonnen LCE.
Höhere Preise und begrenzte Angebotsausweitung
Bereits am Spotmarkt zeigen sich erste Signale einer Erholung. Spodumen – die wichtigste Quelle für Lithiumhydroxid – hat sich laut der Analyse von rund 800 auf 950 US-Dollar pro Tonne verteuert. Für 2026 und 2027 werden nun durchschnittlich 1 100 beziehungsweise 1 200 US-Dollar erwartet. Der langfristige Gleichgewichtspreis steigt auf 1 300 US-Dollar je Tonne und nähert sich damit den Bewertungsniveaus, die Investoren bereits in die Aktienkurse einpreisen.
Auf der Angebotsseite bleibt das Wachstum begrenzt. Zwar existieren mehrere Ausbauprojekte, doch viele Produzenten reagieren erst bei höheren Preisen. Nach Einschätzung der Analysten wären Spodumenpreise über 1 200 bis 1 500 US-Dollar nötig, um stillgelegte Kapazitäten wieder hochzufahren. Neue Projekte in Australien und Südamerika könnten die Versorgung frühestens ab 2029 nennenswert erweitern.
Australien im Fokus – Upgrades für führende Produzenten
In ihrer Bewertung konzentrieren sich die Analysten auf australische Produzenten, die am weitesten in der Entwicklung und Produktion sind. Dabei werden gleich mehrere Aktien aufgewertet:
- Pilbara Minerals Ltd. AU000000PLS0 A0YGCV wird von Underweight auf Overweight hochgestuft. Das Kursziel steigt von 1,20 auf 3,60 AUD.
- Mineral Resources Ltd. AU000000MIN4 A0J36A erhält ein höheres Ziel von 45 AUD nach 31 AUD und wird auf Neutral gesetzt.
- IGO Ltd. AU000000IGO4 765651 wird ebenfalls auf Neutral hochgestuft, Ziel 5,40 AUD statt 4,00 AUD.
- Liontown Resources Ltd. AU000000LTR4 A0LFDX steigt von Underweight auf Neutral mit neuem Ziel 1,10 AUD nach 0,45 AUD.
Die verbesserten Bewertungen begründet die Bank mit höheren Preisannahmen, gesunkenen Kapitalkosten und angepassten Projektzeitplänen. In Australien wird etwa die Inbetriebnahme der dritten Produktionslinie bei Wodgina vorgezogen, während bei Liontown eine größere Aufbereitungskapazität unterstellt wird.
Ausblick: Defizit als neues Gleichgewicht
Nach Jahren schwankender Preise mehren sich die Anzeichen für ein stabileres Marktumfeld. Der wachsende Speicherbedarf und die moderate Angebotsentwicklung führen zu einer Struktur, in der Defizite zur neuen Normalität werden könnten. Für Anleger bedeutet das aus Sicht der Experten eine höhere Visibilität und eine mögliche Neubewertung der führenden Produzenten.
Auch die kurzfristigen Gewinnschätzungen wurden deutlich angehoben: Für 2026 und 2027 steigen die Prognosen für EBITDA und Nettogewinn teils dreistellig. Gleichzeitig bleibt die Dividendenrendite gering, da viele Unternehmen ihre Mittel bevorzugt in Wachstum und Prozessoptimierung investieren. Insgesamt bestätigt die Studie, dass sich der Lithiummarkt nach einer Phase des Überangebots auf einen neuen Zyklus zubewegt – getragen von der Energiewende und einer wachsenden Rolle stationärer Batteriespeicher.
 
								
								
								
			 
								
								
								
			 
								
								
								
			