Westliche Bergbaukonzerne zögern bei neuen Kupferprojekten

Westliche Bergbaukonzerne zögern bei neuen Kupferprojekten picture alliance / empics / DARRYL DYCK

Kupfer ist das Rückgrat der Energiewende – und droht zu ihrem Engpass zu werden. Laut einem aktuellen Report von Wood Mackenzie dürfte die weltweite Kupfernachfrage bis 2035 um 24 % auf rund 42,7 Mio. t pro Jahr steigen. Getrieben wird dieses Wachstum durch Elektromobilität, Datenzentren, Verteidigungsausgaben und die industrielle Expansion Asiens.

Während Elektrofahrzeuge bis 2035 rund 4,3 Mio. t Kupfer benötigen dürften, treiben auch die massiven Stromnetzausbauten für erneuerbare Energien den Bedarf um weitere 2 Mio. t jährlich. Hinzu kommt der rapide steigende Stromverbrauch durch KI-Rechenzentren, die bis 2030 allein 1,1 Mio. t Kupfer für Netzinfrastruktur beanspruchen könnten.

Energie, Elektronik und Aufrüstung erhöhen den Druck

Vier zentrale Trends bestimmen laut der Studie rund 40 % des künftigen Nachfrageanstiegs: Energiewende, Datenzentren, Verteidigungsprogramme und industrielles Wachstum in Asien. Besonders Europa forciert mit höheren Verteidigungsbudgets den Ausbau von Infrastrukturprojekten, die indirekt Kupfer benötigen. Parallel dazu treiben Indien und Südostasien ihre Industrialisierung voran und verstärken den globalen Bedarf.

Darüber hinaus könnten zusätzliche Entwicklungen die Nachfrage weiter erhöhen. Eine beschleunigte Netto-Null-Strategie würde bis zu 4,2 Mio. t zusätzliches Kupfer erfordern. Ein beschleunigtes Wirtschaftswachstum in Asien könnte den Verbrauch um weitere 6 Mio. t steigern – eine erhebliche Belastung für ein bereits angespanntes Marktgleichgewicht.

Investitionsmangel blockiert neue Kapazitäten

Um den prognostizierten Bedarf zu decken, wären rund 8 Mio. t zusätzlicher Kapazität aus neuen oder erweiterten Projekten sowie 3,5 Mio. t aus Recycling erforderlich. Das entspräche jährlich etwa 880 000 t neuer Minenproduktion – doppelt so viel wie vor einem Jahrzehnt. Die notwendigen Investitionen summieren sich laut Bericht auf mehr als 210 Mrd. USD.

Trotz steigender Preise investieren westliche Bergbaukonzerne zögerlich. Viele setzen auf Übernahmen und Fusionen statt auf riskante Neuprojekte, um ihre Kupferbasis zu sichern. Beispiele sind die Übernahme von OZ Minerals durch BHP und die Konsolidierung von Turquoise Hill durch Rio Tinto. Diese Strategie stärkt kurzfristig die Bilanz, löst aber das strukturelle Angebotsdefizit nicht.

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Ostasien baut Einfluss und Kontrolle aus

Während sich westliche Unternehmen auf stabile Rechtsräume konzentrieren, sichern sich chinesische, russische und zunehmend arabische Investoren den Zugang zu rohstoffreichen Regionen. Staatlich gestützte Firmen wie China Molybdenum finanzieren Großprojekte in Afrika und Zentralasien unter politischem Mandat. Zwischen 2019 und 2025 summierten sich die Projektfinanzierungen im Kupfersektor auf rund 76 Mrd. USD, wobei China den größten Anteil stellte.

Die Analysten sehen chinesische Unternehmen dabei, die Kontrolle über künftige Kupfer-Lieferketten zu festigen, was das Klumpenrisiko für westliche Abnehmer erhöht. Projekte wie das Reko-Diq-Vorhaben in Pakistan zeigen zudem, wie komplex internationale Finanzierungen geworden sind. Steigende Kapitalkosten, ESG-Auflagen und politische Risiken bremsen neue Entwicklungen zusätzlich aus.

Engpässe und Preisrisiken nehmen zu

Die Studie erhöht die Annahme für jährliche Förderstörungen von 5 % auf 6 %, was 250 bis 300 kt verlorener Produktion pro Jahr bedeutet. Extreme Wetterereignisse, politische Eingriffe und technische Probleme in Untertageprojekten wie Chuquicamata in Chile oder Grasberg in Indonesien verschärfen das Risiko zusätzlich.

Ohne ein Umdenken bei Investitions- und Finanzierungsmodellen droht der Westen, im Wettlauf um das "Metall der Moderne" zurückzufallen. Nur durch staatlich flankierte Finanzierung, gemeinsame Projekte und höhere Risikobereitschaft lasse sich die drohende Angebotslücke schließen. Andernfalls könnte Kupfer vom Rückgrat der Energiewende zum Nadelöhr globaler Transformation werden.