Wo stehen die USA im Rennen um kritische Rohstoffe neun Monate nach Trumps Amtsantritt?

Das Bemühen der Trump-Regierung um den Aufbau einer sicheren Versorgung mit kritischen Rohstoffen lässt sich in drei strategische Teilkomponenten aufteilen: Deregulierung, Finanzierung sowie Tarife & Abkommen.
In den Bereich Deregulierung fallen Genehmigungen für Bergbauprojekte (auch in Fällen, die von der Vorgängerregierung nicht genehmigt worden waren) sowie die Beschleunigung von Antragsprozessen.
Deregulierung durch NEDC, FAST-41 und Executive Orders
Von besonderer Bedeutung ist hier die dem National Energy Dominance Council (NEDC) übertragene Exekutivgewalt. Es handelt sich dabei um ein Koordinierungsgremium auf Kabinettsebene unter dem Vorsitz des Innenministers, das Genehmigungsverfahren verbessern und Projekte beschleunigen soll, sofern diese Projekte wichtig für die nationale Sicherheit sind.
Der Rat und das Weiße Haus hoben die bestehenden regulatorischen Belastungen in Verbindung mit dem National Environmental Protection Act (NEPA) auf. Eine Executive Order des Präsidenten gestattet den einzelnen Ministerien mehr Befugnisse, das Gesetz für NEPA-Überprüfungen enger anzuwenden, Überprüfungsbegrenzungen festzulegen und den Prozess der Festlegung von Ausnahmen vom Überprüfungsprozess zu vereinfachen.
Das Programm FAST-41 (Fixing America’s Surface Transportation (FAST) Act) gab es zwar schon lange vor Trump, die Anwendung erfolgt nun aber häufiger. So erhielt das von Rio Tinto GB0007188757 852147 geleitete Projekt Resolution Copper in Arizona im Juni eine beschleunigte Umweltverträglichkeitserklärung und -entscheidung vom US Forest Service. Resolution Copper könnte bis zu 400.000 Tonnen Kupfer produzieren, was etwa 25 % des US-Bedarfs entspricht.
Auch auf gesetzgeberischer Ebene wurde gehandelt: Der One Big Beautiful Bill Act (OBBBA) gestattet Unternehmen, die vor 2029 Produktionsprojekte errichten, im ersten Betriebsjahr 100 % der förderfähigen Kosten abzusetzen, sofern das Projekt vor dem 1. Januar 2031 in Betrieb geht.
Projektfinanzierung durch Abnahmeverträge, Darlehen und Beteiligungen
Der zweite Baustein betrifft die Finanzierung von Projekten durch das Verteidigungsministerium und andere Behörden. Diese stellen Darlehen, Abnahmeverträge und Eigenkapital zur Verfügung und erleichtern dadurch die Realisierung von Projekten.
Solche Beteiligungen gab es etwa im Fall von Lithium Americas CA53681J1030 A3ERHF, MP Materials US5533681012 A2QHVL und Trilogy Metals CA89621C1059 A2ARD3. Weitere Beteiligungen, etwa an Critical Metals VGG2662B1031 A40755 oder USA Rare Earth US91733P1075 A412UH, gelten an den Märkten als wahrscheinlich.
"Die Übernahme von Eigenkapital im Austausch für finanzielle Unterstützung ist für Investoren zu einem Vertrauensbeweis und einem impliziten Versprechen von Unterstützung geworden, wenn sich die Marktbedingungen verschlechtern", notieren Rebecca Campbell und Jamie Franklin von der New Yorker Wirtschaftskanzlei White & Case.
Zölle und Abkommen mit dem Ausland
Während die beiden ersten Bausteine innenpolitischer Natur sind, betrifft die dritte Komponente die Außenpolitik. Die Regierung erhebt Zölle auf die Einfuhr von Rohstoffen, um die inländische Produktion gegenüber billigen Importen abzuschirmen. So wurden die Zölle für Stahl von 25 % auf 50 % und die Aluminiumzölle von 10 % auf 50 % erhöht. Seit dem 01. August gelten zudem Zölle auf halbraffinierte Kupferprodukte, die Einführung eines allgemeinen Kupferzolls ab 2027 wird im kommenden Jahr geprüft – ebenso wie Zölle auf Seltene Erden und Uran.
Gleichzeitig wurden Abkommen mit anderen Ländern geschlossen – teilweise in einem über den Rohstoffsektor hinausgehenden diplomatischen Kontext. Zu nennen sind das Investitionsabkommen mit der Ukraine über kritische Mineralien, das Friedensabkommen zwischen der DR Kongo und Ruanda, ein Memorandum über die Kooperation bei kritischen Mineralien mit Saudi-Arabien und ein Abkommen über gemeinsame Investitionen in Wertschöpfungsketten für kritische Mineralien mit den VAE.
"Insgesamt bietet der aktuelle Politikmix ein günstigeres Umfeld für Investitionen in die Bergbau- und Metallwertschöpfungskette in den USA oder in Partnerschaften mit US-Verbündeten anderswo", schreiben Campbell und Franklin, die gleichzeitig auf verbleibende Risiken, z. B. durch Arbeitskräftemangel, hinweisen.
Zwar könne es Jahrzehnte dauern, bis Projekte von der Exploration zur Produktion gelangten, doch die unterstützende Haltung der Regierung gegenüber der Branche verspreche, Kapital in Richtung Bergbauunternehmen und -verarbeiter zu lenken.
Dass die vielfältigen Maßnahmen bei der Versorgungssicherheit erst langfristig wirken, bestätigen Bentley Allan und Jonas Goldman in einem Bericht für die Denkfabrik Carnegie Endowment for International Peace. "Unsere Analyse zeigt, dass selbst unter den optimistischsten Szenarien die heimische Produktion in den USA bis 2035 nur den prognostizierten Bedarf an Zink und Molybdän decken könnte."
Selbst bei einem erheblichen Boom der heimischen Mineralienproduktion werde das Land weiterhin erhebliche Importe von Kupfer, Graphit, Lithium, Silber, Nickel und Mangan benötigen, um die industrielle Expansion und die Modernisierung des Stromnetzes zu unterstützen.