BHP reagiert auf Engpässe und erwägt Neustart stillgelegter US-Minen

Kupfer bleibt eines der meistbeobachteten Industriemetalle – und eines der anfälligsten. Fitch Solutions" Marktforschungsarm BMI erhöhte seine Prognose für den durchschnittlichen Kupferpreis 2025 auf 9.650 USD je Tonne, gestützt durch robuste Nachfrage und anhaltende Lieferprobleme. Derzeit notiert Kupfer bereits über 10.000 USD.
Produktionsausfälle erschüttern den Weltmarkt
Nach Einschätzung von BMI wird die Förderung bis 2026 von einer Reihe schwerer Störungen geprägt. Besonders betroffen ist Freeport-McMoRan US35671D8570 896476, dessen indonesische Grasberg-Mine – die zweitgrößte der Welt – nach einem Schlammlawinen-Ereignis im September den Betrieb stark einschränken musste. Die erwartete Jahresproduktion 2026 wurde um 35 % reduziert.
Auch in Chile, dem größten Förderland, ist die Lage angespannt. Codelco meldete im August ein Minus von 25 % gegenüber dem Vorjahr auf nur 93.400 Tonnen – den niedrigsten Monatswert seit zwei Jahrzehnten. Bei Collahuasi, einem Joint Venture von Anglo American GB00B1XZS820 A0MUKL und Glencore JE00B4T3BW64 A1JAGV, sank die Ausbringung um 27 %. Teck Resources CA8787422044 858265 kürzte ihre Prognose für die Mine Quebrada Blanca II auf 170.000 bis 190.000 Tonnen für 2025.
BMI rechnet dennoch mit einem leichten globalen Produktionsplus von 2,4 % im kommenden Jahr, da chinesische Raffinerien ihre Kapazitäten ausweiten. Der Konzentrate-Mangel dürfte jedoch den Markt weiter verknappen.
Analysten uneins über Preisniveau und Reserven
Während BMI von einer fortgesetzten Knappheit ausgeht, sehen manche Analysten den Markt weniger eng. Ken Hoffman vom Beratungsunternehmen Traubenbach erwartet für 2026 sogar einen Überschuss von 126.000 Tonnen, nachdem 2025 ein Defizit von etwa 60.000 Tonnen verzeichnet wurde.
Bank of America-Analyst Michael Widmer kalkuliert hingegen mit einem Defizit von 350.000 Tonnen und prognostiziert für 2026 durchschnittlich 11.313 USD je Tonne LME-Kupfer. Dagegen rechnet Macquarie Research mit 9.525 USD und verweist auf hohe Bestände in den USA, wohin rund 600.000 Tonnen zur Zollvorbereitung verlagert wurden.
BNP Paribas-Experte David Wilson warnte zudem, dass der Preisanstieg stark von spekulativen Käufen getragen werde. "Fonds können ein Industriemetall hochtreiben, aber dann kaufen die Verbraucher einfach nicht mehr", sagte er.
Nachfrageimpulse aus Energiewende und Elektromobilität
Trotz konjunktureller Unsicherheiten bleibt die industrielle Nachfrage hoch. BMI verweist auf Chinas Ausbau der grünen Energie: Allein im ersten Halbjahr 2025 wurden dort 212 Gigawatt neue Solarkapazität installiert, fast doppelt so viel wie im Vorjahr. Gleichzeitig stiegen die Verkäufe von Elektrofahrzeugen um 33 % auf 5,4 Mio. Stück.
Diese Dynamik drückt die Lagerbestände. Laut BMI fielen die Kupferbestände der Shanghai Futures Exchange von 160.800 Tonnen im März auf 26.800 Tonnen Ende September. Auch die London Metal Exchange verzeichnete 2025 einen Rückgang um die Hälfte auf 140.000 Tonnen.
Langfristig sieht BMI den Markt strukturell unterversorgt: Bis 2034 könnte der Preis auf 17.000 USD je Tonne steigen, da die Elektrifizierung und der Ausbau erneuerbarer Energien das Angebot überholen dürften.
BHP will von US-Politik und hohen Preisen profitieren
Der australische Bergbaukonzern BHP AU000000BHP4 850524 erwägt laut Financial Times, mehrere stillgelegte Kupferminen im US-Bundesstaat Arizona wiederzubeleben. Vorstandschef Mike Henry sprach von einer "atemberaubenden" politischen Wende unter Präsident Donald Trump, die der US-Bergbauindustrie neues Tempo verleihe.
Neben der Prüfung von vier alten Standorten im Globe-Miami-Gebiet untersucht BHP auch das Potenzial, dortige Haldenbestände wiederaufbereiten. Gleichzeitig läuft die Projektprüfung für das gemeinsam mit Rio Tinto GB0007188757 852147 entwickelte Großprojekt Resolution Copper weiter.
Die von der US-Regierung angekündigten Fördermaßnahmen, Zölle und beschleunigten Genehmigungen machen den Heimatmarkt für Bergbaukonzerne wieder attraktiver. Henry betonte, langfristige Planungssicherheit sei entscheidend, insbesondere wenn Zölle gesetzlich und nicht per Dekret festgelegt werden.
Um Angebotsrisiken zu reduzieren, braucht BHP zusätzliche Optionalität in den USA. Dazu zählt neben Resolution Copper und möglichen Neustarts in Globe-Miami auch das Screening externer Explorationsprojekte in Arizona, die rasch in Entwicklungsphasen überführt werden können. Als fortgeschrittenes Beispiel gilt das Cactus-Kupferprojekt der Arizona Sonoran Copper Company CA04058Q1054 A3C8MS südöstlich von Phoenix, das bereits in Richtung Machbarkeitsstudien vorangetrieben wird. Ergänzend rückt auch das Hot Breccia-Projekt von Prismo Metals CA74275P1071 A2QEGD in den Blick, das sich im selben Kupfergürtel befindet und bei künftigen Portfolio-Prüfungen großer Produzenten wie BHP als mögliche Ergänzung gelten könnte.