Anlagechancen bei Gold, Lithium und strategischen Metallen
Im Smallcap-Segment spielt sich derzeit ein vertrautes Muster ab: In Zeiten von Rohstoffaufschwüngen ziehen zunächst Produzenten an, gefolgt von Entwicklern, während Explorer erst spät mit Verzögerung profitieren. So beschreibt es Rick Squire, Portfoliomanager der australischen Acorn Capital im Gespräch mit "The Assay". Er verweist auf Gold, wo große Produzenten wie Newmont und Northern Star bereits wieder nahe an ihren Höchstständen notieren.
Goldaktien zeigen typischen Verlauf
Squire sieht den Goldpreis auch weiter als Treiber, wenngleich die Preisdynamik 2025 moderater ausfällt. Die Kursbewegungen der Branchengrößen seien inzwischen vor allem durch Nachrichten getrieben. Das "zweite Glied" der Kette – Projekte auf dem Weg in die Produktion – habe zwischen Oktober und Juli 2025 die beste Kursperformance erzielt. Erste Signale zeigten nun, dass Explorer in der Spätphase eines starken Zyklus allmählich Boden gutmachen. "Das ist die nächste Welle, in der Chancen liegen", so Squire.
Für Anleger folgert er: Timing entlang der Wertschöpfungsstufe ist entscheidend. Wer früh in einem Aufschwung einsteigt, sollte die Produzenten adressieren. Erst wenn Bewertungen dort ausgereizt wirken, rücke das Entwicklerfeld in den Fokus. Explorer seien der letzte Schritt, weil sie erst bei reifem Sentiment Kapital anziehen.
Strategiemetalle mit Rückhalt aus Politik und Lieferkettenwandel
Neben Gold nennt Squire auch Strategiemetalle als Gewinner. Lithium, Seltene Erden, Graphit und auch Nischenmetalle wie Antimon stünden dank geopolitischer Neuordnung im Blick, da westliche Industrien Abhängigkeiten von China verringern wollen. Er verweist auf die US-Beteiligung an MP Materials mit Preisabsicherung als "Game Changer" für die Bewertung solcher Wertschöpfungsketten. Gleichzeitig beeinflussen regulatorische Eingriffe in China das Marktgleichgewicht, etwa die Schließungen von lepidolith-basierten Lithiumminen, die zuvor über Tonlizenzen liefen. Solche Maßnahmen könnten den Markt über Monate neu justieren, bieten aber auch Fallen rund um verfrühte "Boden-Wetten".
Bei Lithium betont Squire die Sondersituation: Nach einem tiefen Bärenmarkt seien zunächst Produzenten die bessere Eintrittsstelle. Explorer im Lithiumsegment eigneten sich demnach weniger für den ersten Schritt, weil Abwärtsphasen länger und tiefer ausfallen können als erwartet.
Eisenerz und Nickel verlieren an Zugkraft
Weniger optimistisch ist Squire aktuell für Eisenerz und Nickel. Beide hängen stark an Bau- und Stahlzyklen in China und Asien. Beim Eisenerz kehre zusätzlich Angebot aus Brasilien zurück, während neue Kapazitäten in Westafrika anlaufen. Zusammen mit Effizienzsteigerungen in Australien schmälere das die Margenperspektive großer Produzenten wie BHP, Rio Tinto und Fortescue. Bei Nickel drückt das günstige Massenangebot aus Indonesien auf die Wettbewerbsfähigkeit. Kupfer bleibe grundsätzlich attraktiv, doch gute Anlagechancen seien selten.
Für die Portfoliozusammenstellung rät Squire zu zwei Achsen: Diversifikation über mehrere Rohstoffe und bewusste Steuerung des Entwicklungsstadiums. In Gold seien aktuell Entwickler und ausgewählte Explorer interessanter als etablierte Produzenten, die vor allem Stabilität und Dividenden böten. In Lithium gelte dagegen der Fokus auf Produzenten als erste Wahl. "Man muss wissen, wo im Zyklus ein Rohstoff steht – danach richtet sich die Kapitalallokation", so Squire.
Juniors attraktiv bewertet
Trotz positiver Signale mahnt Squire zur Vorsicht. Unvorhergesehene Ereignisse wie geopolitische Konflikte oder industriepolitische Eingriffe könnten Zyklen abrupt stören. Der Blick auf 2026 sei daher von Chancen und Risiken geprägt. Viele Junior-Titel meldeten neue Entdeckungen und sind attraktiv bewertet. Gleichzeitig erforderten News-Schocks schnelle Anpassungen. Für stock-picking-Strategien im Junior-Bereich bleibe deshalb die Kombination aus Zyklusverständnis, Stufen-Timing und Risikobudget zentral.