Sprott warnt vor Finanzcrash und hält Goldpreis von 7.000 USD für möglich

Der auf Rohstoffe spezialisierte Vermögensverwalter Sprott hat in der vergangenen Woche den "Gold Report" veröffentlicht – ein Bericht mit Einschätzungen und Prognosen, die es in sich haben.
Autor John Hathaway überschreibt den Bericht mit der Überschrift: "Ein Heilmittel für finanzielle Demenz", um einleitend auf den Wirtschaftshistoriker John Kenneth Galbraith, dessen Theorie zufolge "das finanzielle Gedächtnis höchstens 20 Jahre anhält."
"Aktueller Zyklus der Marktmanie erhält bald gerechte Strafe"
Hathway warnt in diesem Kontext vor der hohen Bewertung vieler Assets und dem Umstand, dass die Marktteilnehmer diese hohe Bewertung nicht zur Kenntnis nehmen wollen. "Wir sind der Meinung, dass der aktuelle Zyklus der Marktmanie bald seine gerechte Strafe erhält. Der Widerstand gegen einen Realitätscheck ist fester Bestandteil der gängigen Weisheit "Buy the Dip".
Es sei zwar schwierig, eine Wende an den Finanzmärkten präzise vorherzusagen. Die Zeichen stehen seiner Meinung nach jedoch an der Wand. So hätten Übertreibungen in den letzten 100 Jahren "viel mit den heutigen Befürwortern der MAG 7, der Krypto- und der KI-Revolution gemeinsam.
Hathaway sieht in "extremer Marktkonzentration, Fremdkapital und wahnhafter Extrapolation der Vorteile des aktuellen Trends" Anzeichen für einen bevorstehenden Crash und empfiehlt deshalb "eine gesunde Dosis konträres Denken und eine defensive Positionierung, einschließlich hoher Bargeldbestände und Goldbarren."
Der Bericht nennt mehrere "starke Hinweise" für den bevorstehenden Beginn eines Bärenmarktes:
- Der S&P 500 wird zum 22,3-Fachen der erwarteten Gewinne gehandelt, verglichen mit durchschnittlichen Bewertungen der letzten fünf und zehn Jahre von 19,9 bzw. 18,4.
- Der Index notiert beim 3,29-Fachen der laufenden Verkäufe – dem höchsten Wert seit mindestens 1990 und fast eine ganze Umdrehung über dem Wert auf dem Höhepunkt der Dotcom-Blase.
- Die Rendite des freien Cashflows dümpelt bei 2,76 Prozent, nahe dem Tiefstand vom Februar nach der Lehman-Pleite von 2,71 Prozent, verglichen mit einem durchschnittlichen Wert der letzten zehn Jahre von 4,19 Prozent.
- Der Wilshire 5000 Index notiert mit einer Market Cap von 62 Billionen USD bei 208,1 % des US-BIP.
- Der Prozentsatz der globalen Aktien, die mit einem Wert über dem 10-Fachen des EV/Umsatzes gehandelt werden, hat den höchsten Stand in der Geschichte erreicht und sowohl die Dotcom-Blase als auch die Meme-Manie des Jahres 2021 übertroffen.
- Technische Analysen sprechen dafür, dass sich der Aktienmarkt auf dünnem Eis bewegt. Der renommierte Chartexperte Carter Worth vermutet, dass der S&P 500 Index auf Grundlage klar definierter historischer Trendlinien kein Aufwärtspotenzial mehr hat.
- Die zunehmende Verbreitung der Ausgabe von Bitcoin-Trusts legt Analogien zu den Investment Trusts der 1920er Jahre oder zu hypothekenbesicherten Wertpapieren nahe, die der globalen Finanzkrise (GFC) von 2007–2008 vorausgingen.
- Nur 151 S&P 500 Unternehmen meldeten im vergangenen Jahr Käufe durch Insider, so wenige wie seit 2018 nicht mehr.
- Privatanleger machen über die Hälfte des gesamten Handelsvolumens mit Zero-Day-Optionen aus, und zuletzt erreichten Zero-Day-Optionen ein Allzeithoch und machten 61 % des gesamten S&P 500-Volumens aus.
Finanzmarkt-Turbulenzen als nächster Goldpreiskatalysator
Hathaway sieht in einem möglichen Crash des Aktienmarktes den nächsten Turbo für den Goldpreis. Zentralbankkäufe, die De-Dollarisierung, Sorgen um die US-Haushaltslage und geopolitische Risiken seien zwar möglicherweise bereits eingepreist. "Was unserer Ansicht nach jedoch nicht eingepreist ist, ist ein deutlicher Rückgang der Aktienkurse."
Weiter heißt es in dem Bericht: "Der am wenigsten diskutierte, aber unserer Ansicht nach wahrscheinlichste Auslöser für den Ausbruch des Goldpreises in neue Höchststände wäre ein allgemeiner, plötzlicher oder schleichender Vertrauensverlust in Finanzanlagen."
Goldpreis könnte sich verdoppeln, Bergbauaktien den S&P 500 weiter outperformen
Sprott ist deshalb unverändert optimistisch im Hinblick auf die weitere Entwicklung des Goldpreises. So habe es nie stärkere Argumente für einen hohen Goldanteil im Portfolio gegeben. Der Bericht verweist auf eine Analyse von Goldman Sachs, laut der Gold und nicht Anleihen derzeit der sichere Hafen seien.
"Der potenzielle Zufluss liquider Mittel in Gold könnte unserer Meinung nach den US-Dollarpreis innerhalb von ein bis zwei Jahren verdoppeln." Ausgehend vom aktuellen Kursniveau entspräche dies Preisen in der Größenordnung von 7.000 USD pro Feinunze.
"Sollte dies geschehen, könnten die Gewinne vieler Bergbauunternehmen mit mittlerer und kleiner Marktkapitalisierung ihre aktuelle Marktkapitalisierung übersteigen" verweist Hathaway auf die nicht neue Einschätzung des Vermögensverwalters im Hinblick auf Minenaktien. "Goldminenaktien sind immer noch zu Schleuderpreisen bewertet."
Zudem sei das Interesse der Anleger an dem Segment – trotz deutlicher Kursgewinne – sehr gering. "Das mangelnde Interesse an Edelmetallminen scheint ebenso unerklärlich wie unhaltbar. Starke Fundamentaldaten und extremes Desinteresse der Anleger lassen darauf schließen, dass Bergbauaktien wie in den letzten zwölf Monaten alle anderen S&P-Sektoren übertreffen werden."