McKinsey sieht Verdreifachung der Nachfrage nach Seltenerdmagneten bis 2035
Die Nachfrage nach Seltenerdmagneten könnte sich einem aktuellen Bericht der Beratungsgesellschaft McKinsey zufolge bis zum Jahr 2035 verdreifachen, was zu erheblichen Versorgungsproblemen führen könnte. Seltenerdmagnete werden für Permanentmagnete genutzt, die unter anderem in Elektrofahrzeugen und Windkraftanlagen zum Einsatz kommen.
Entscheidend sind die vier Seltenerdelemente Neodym (Nd), Praseodym (Pr), Dysprosium (Dy) und Terbium (Tb), wobei die beiden letzteren vor allem als Zusätze in anspruchsvolleren Anwendungen dienen. McKinsey zufolge entfallen 80 % des Seltenerdmarktes auf magnetische seltene Erden. Diese stehen jedoch nur für 30 % des gesamten Produktionsvolumens.
Nachfrage nach schweren Seltenen Erden vor Verdreifachung
Die Nachfrage könnte dem Bericht zufolge von 59.000 Tonnen im Jahr 2022 auf 176.000 Tonnen im Jahr 2035 ansteigen. Ursächlich dafür seien die wachsende Verbreitung von Elektrofahrzeugen und der Ausbau der Kapazitäten in der Windenergie.
Besonders dramatisch erscheint dieser Ausblick auf die Nachfrage im Hinblick auf das Angebot: Hier erwartet McKinsey einen Rückgang um bis zu 30 %. Dies wird vor allem auf China zurückgeführt, das eine monopolartige Stellung auf dem Seltenerdmarkt innehat und sowohl die Minenproduktion (60 %) als auch die Raffination (80 %) dominiert.
Der Rückgang des Angebots wird in dem Bericht darauf zurückgeführt, dass es keine Prognosen für die chinesische Produktion gebe. Doch die Autoren warnen ausdrücklich: Selbst, wenn die chinesische Produktion die Versorgungslücke bis 2035 schließen sollte, träten geopolitische Erwägungen auf den Plan. Schließlich wären dann andere Länder abhängig von Lieferungen aus der Volksrepublik. Nach derzeitigem Stand werden 2035 60 % der schweren Seltenen Erden im asiatisch-pazifischen Raum abgebaut und in China raffiniert.
Westliches Seltenerdangebot lässt auf sich warten
McKinsey registriert durchaus das Bemühen westlicher Regierungen um die Verringerung der Abhängigkeit von China. Dennoch werde die Diversifizierung der Versorgung in den kommenden 5-10 Jahren voraussichtlich nur langsam voranschreiten. Chinas jüngste Exportbeschränkungen für bestimmte seltene Erden seien weiterhin ein handfestes geopolitisches Risiko.
Unter anderem die US Export-Import Bank EXIM hatte zuletzt mehrere Projekte mit Darlehen gefördert bzw. diese in Aussicht gestellt, darunter 120 Mio. USD für Tanbreez von Critical Metals (ISIN: VGG2662B1031, WKN: A40755) in Grönland, 456 Millionen USD für das Halleck Creek Projekt von American Rare Earths (ISIN: NZARRE0004S7, WKN: A2P8A0) und das Bear Lodge Projekt von Rare Element Resources (ISIN: CA75381M1023, WKN: 120701) in Wyoming.
Um die Abhängigkeit von China zu verringern, kommen dem Bericht zufolge insbesondere Sekundärquellen wie Recycling in Betracht. Hier sind die Vorlaufzeiten geringer als bei der Entwicklung von Minen.
Auch Seltenerdrecycling muss noch Hürden nehmen
Allerdings lässt sich auch der Recyclingmarkt nicht sofort hochfahren. Bislang stammen 80 % des Seltenerdschrotts aus Unterhaltungselektronik, wo typischerweise relativ kleine Magnete verwendet werden. Bis 2050 sieht McKinsey allerdings eine kontinuierliche Verschiebung, da auch Elektrofahrzeuge und Windkraftanlagen irgendwann dem Recycling zugeführt werden. Dadurch entstehe langfristig ein neuer Pool größerer Magneten mit einem höheren Anteil schwerer Seltener Erden.
Doch selbst beim Recycling verfügt China über eine Poleposition: Ein Großteil der nachgelagerten Magnetproduktion findet dort statt, sodass auch ein Großteil des Schrotts aus den Vorprodukten den Einflussbereich Pekings nicht verlässt. Lediglich der Seltenerdmagnetschrott aus der Nachproduktion sei geographisch gleichmäßiger verteilt.
Um Seltenerdrecycling zumindest langfristig zu einer größeren Angebotsquelle zu machen, müssen jedoch noch technologische Hürden gemeistert werden. McKinsey verweist darauf, dass eine spezielle Trennung des Magneten zur weiteren Verarbeitung erforderlich sei, dieses Verfahren in gegenwärtigen Recyclingverfahren jedoch noch nicht angewandt werde.