Kupferpreis an der Comex wieder auf Rekordkurs

Der Kupferpreis in der COMEX ist wieder auf Rekordkurs. Das Hoch vom 8. Juli – damals hatten die USA die Einführung von Zöllen in Höhe von 50 % auf Kupferimporte angekündigt – wurde in dieser Woche bereits leicht überschritten. Am Mittwochnachmittag notierte Kupfer an der COMEX bei 5,86 USD pro Pfund. Seit Jahresbeginn hat der Kupferpreis in den USA damit um mehr als 40 % zugelegt und damit sogar Gold übertroffen. Der Preisaufschlag gegenüber Kupfer in London ist weiterhin historisch hoch.
Rückgriff auf Lagerbestände könnte Kupferpreis an der COMEX drücken
Die meisten Analysten gehen allerdings davon aus, dass die Rallye in New York bald ein Ende finden wird. So rechnet die ANZ Bank damit, dass die Einführung der Zölle ab dem 1. August Kupferverbraucher in den USA dazu bewegt, auf inländische Lagerbestände zurückzugreifen – die in den vergangenen Monaten drastisch gestiegen sind. Dies dürfte sowohl in New York als auch in London zu einem Abwärtsdruck auf die Preise führen.
Der Hintergrund: Trump hatte am 25. Februar eine Untersuchung zu Kupferimporten gemäß Abschnitt 232 des Trade Expansion Acts von 1962 eingeleitet. Der Markt erwartete damals Zölle in Höhe von 25 %. Händler verlagerten große Mengen an Kupferbeständen von Märkten wie der LME in die USA, um von steigenden US-Kupferpreisen zu profitieren.
Laut SMM-Daten beliefen sich die US-Importe von Kupferkathoden von Januar bis Mai 2025 auf insgesamt 680.000 Tonnen, die Kupferbestände an der COMEX zum 30. Juni auf 191.600 Tonnen – beides historische Höchststände. Die LME-Kupferbestände sanken dagegen von 271.400 Tonnen zu Jahresbeginn auf 90.600 Tonnen zum 30. Juni – ein Rückgang von über 60 %.
Charttechnisches Kaufsignal auf dünnem fundamentalem Eis
Charttechnisch gestaltet sich die Situation allerdings anders. Das Hoch von Anfang Juli markiert den wichtigsten Widerstand im aktuellen Geschehen. Das Überwinden des Widerstands eröffnet zumindest aus dieser Perspektive weiteres Aufwärtspotenzial.
Bleibt es bei den Zöllen – der US-Präsident hat in der Vergangenheit bekanntlich immer mal wieder einen kurzfristigen Rückzieher hingelegt –, dürfte Kupfer in den USA in den kommenden Jahren für Verbraucher deutlich teurer werden. Zuletzt wurden mehr als 50 % des inländischen Kupferbedarfs importiert – vor allem aus Lateinamerika. Bis die Lücke durch eigene Produkte geschlossen werden kann, dürfte viel Zeit vergehen: Laut Daten von S&P Global Market Intelligence dauert es im Durchschnitt fast 32 Jahre von der Entdeckung einer Kupferlagerstätte bis zur Eröffnung einer Mine.
Ole Hansen von der Saxo Bank sieht in dem Zoll eine "massive Steuer für Kupferkonsumenten." Es gebe keinen konkreten Plan, die Kupferimporte in den kommenden Jahren so dramatisch zu steigern, wie es angesichts der entstehenden Lücke notwendig wäre.
Kupfernachfrage in den USA könnte zurückgehen
"Ein zollbedingter Preisaufschlag birgt die Gefahr, dass Kupfer – und damit auch die US-Produktion und Infrastruktur – erheblich teurer wird", warnt Hansen. Die Zölle könnten deshalb die Produktionskosten für Hersteller in Branchen wie dem Baugewerbe, der Elektronikindustrie und der Automobilindustrie erhöhen.
Ein durch die höheren Preise ausgelöster Nachfragerückgang könnte gleichwohl die Nettopreise für Kupfer drücken – zumindest vom heutigen, hohen Niveau aus. Sinken dürften die Preise auch, sollte Trump in den kommenden Tagen einen Rückzieher verkünden und den Zoll zum Beispiel auf das von den Märkten ursprünglich erwartete Niveau von 25 % senken oder bestimmte Länder von den Zöllen ausnehmen.