In Frankreich entsteht Europas Powerhouse für Seltene Erden

Im Südwesten Frankreichs errichtet das Start-up Carester eine der ersten Produktionsanlagen für Seltene Erden in Europa. Es handelt sich um ein von der Pike aufgezogenes Projekt, wie Carester-Präsident Frédéric Carencotte in einem Interview erläuterte.
"Carester ist ein Unternehmen, das ich im Februar 2019 mit fünf Experten für die Raffination seltener Erden gegründet habe. Wir hatten alle unabhängig voneinander für Minen auf der ganzen Welt gearbeitet. Irgendwann beschlossen wir, unsere Kräfte zu bündeln, jüngere Talente einzubinden und dieses einzigartige Know-how weiterzugeben", so Carencotte.
15 % des Weltmarktes für schwere Seltene Erden
Die Zielsetzung des 216 Millionen EUR schweren Projekts klingt ambitioniert: Nicht weniger als 15 % des Weltmarktes für schwere Seltene Erden sollen abgedeckt werden. Allerdings nicht über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg: Carester will Materialien recyceln und Konzentrate importieren, um die geplante Raffineriekapazität auszulasten.
Seltenerdminen als Lieferanten sind in Europa kurzfristig nicht verfügbar. Deshalb fiel die Wahl auf Recycling – zumindest teilweise. Das Team um Carencotte sieht großes Potenzial in diesem Teil des Marktes. "Uns wurde klar, dass wir eine Ressource direkt vor uns hatten – all diese Altgeräte. Also beschlossen wir, unser eigenes Industrieprojekt auf Recyclingbasis zu starten."
Derzeit wird eine Recycling- und Raffinationsanlage für Seltene Erden im südwestfranzösischen Lacq errichtet. Die Anlage soll Ende 2026 in Betrieb gehen und wäre damit Europas erste großtechnische Industrieanlage zur Trennung Seltener Erden. 2.000 Tonnen Altmagnete und 5.000 Tonnen gefördertes Konzentrat pro Jahr sollen verarbeitet werden.
Material aus Recycling und Bergbau
Bei voller Auslastung soll die Carester- Tochtergesellschaft und Industriesparte Caremag SAS jährlich 600 Tonnen Dysprosium- und Terbiumoxide sowie 800 Tonnen Neodym- und Praseodymoxide produzieren. Diese Materialien werden für Permanentmagnete benötigt, die in Elektrofahrzeugen, Windturbinen und elektronischen Geräten zum Einsatz kommen.
Ein reines Recyclingprojekt hätte nach Ansicht von Carencotte jedoch nicht funktioniert. Er schildert, dass "die wahre Herausforderung von Anfang an darin bestand, das Projekt richtig zu dimensionieren." Deshalb wird zusätzlich Material importiert. Die Kombination aus recyceltem Ausgangsmaterial und abgebauten Konzentraten ermögliche insbesondere bei schweren Seltenen Erden einen 15 % Weltmarktanteil.
Rund 90 % der leichten Seltenen Erden sollen aus recycelten Quellen kommen, hauptsächlich aus Europa. Im Gegensatz dazu werden 90 % der schweren Seltenen Erden im Bergbau gewonnen – hauptsächlich außerhalb Europas.
110 Mio. EUR der 216 Mio. EUR schweren Investition stemmen japanische Investoren um die Japan Organisation for Metals and Energy Security und den Konzern Iwatani, der über ein Joint Venture namens Japan France Rare Earth Company ist. Caremag hat einen langfristigen Liefervertrag für die Lieferung schwerer Seltenerdoxide nach Japan unterzeichnet. Dieser umfasst etwa die Hälfte der produzierten schweren Seltenen Erden.
Langfristige Abnahmeverträge stehen bereits
Auch mit Stellantis wurde ein Vertrag unterzeichnet: Der zehnjährige Deal sieht die Lieferung von mehr als 3.400 Tonnen Neodym-, Praseodym-, Dysprosium- und Terbiumoxiden vor.
106 Mio. EUR hat die öffentliche Hand in Frankreich über Zuschüsse, rückzahlbare Vorschüsse sowie einer Steuergutschrift für die grüne Industrie zur Verfügung gestellt.
Auch auf EU-Ebene wird das Projekt unterstützt: Caremag wurde am 25. März 2025 von der Europäischen Kommission zu einem der 47 strategischen Projekte ernannt, die dazu beitragen sollen, den Zugang der EU zu kritischen Rohstoffen zu sichern und zu diversifizieren. Carencotte zufolge arbeitetet das Unternehmen jedoch daran, "langfristig einen Teil der Bergbauversorgung innerhalb Europas sicherzustellen."