S&P Global sieht Goldpreis bis 2027 auf 2.100 USD fallen

Die Analysten haben ihr Kursziel für Gold von 2.600 USD/oz auf 2.900 USD pro Unze (/oz) für den Rest des Jahres 2025, 2.500 USD/oz im Jahr 2026 und 2.100 USD/oz im Jahr 2027 angehoben. Gemessen am aktuellen Wert (gut 3.200 USD) sieht die Prognose damit sehr pessimistisch aus.
Der Bericht verweist auf den starken Kursanstieg, der den durchschnittlichen Goldpreis im April auf mehr als 3.200 USD getrieben habe – ein Anstieg von rund 18 % gegenüber dem Januar-Durchschnitt.
Goldpreis profitiert von Unsicherheit
S&P Global sieht mehrere Faktoren als Goldpreistreiber: "Unserer Ansicht nach ist dieser Anstieg hauptsächlich auf zollbedingte Handelsspannungen zwischen den USA und ihren größten Handelspartnern zurückzuführen, die die Volatilität an den US-Aktien- und Staatsanleihenmärkten erhöhten und den US-Dollar schwächten."
Die Goldpreise profitierten tendenziell von solchen Umständen, da das Edelmetall als sicherer Hafen und als Inflationsschutz gelte. Diese Wahrnehmung werde durch Handelsrisiken noch verstärkt.
Die Analysten gehen im Hinblick auf geopolitische und handelspolitische Risiken nicht von einer baldigen Entspannung aus. "Unsere höheren Preisannahmen für die nächsten drei Jahre spiegeln auch unsere Einschätzung wider, dass geopolitische Risiken und handelspolitische Unsicherheiten, die sich unserer Einschätzung nach in den letzten Monaten verstärkt haben, weit über dieses Jahr hinaus anhalten (…)."
"Normale Zyklizität": Goldpreis 2027 bei 2.100 USD?
Dennoch sieht der Bericht das Potenzial des Goldpreises ausgereizt und eine Trendwende bevorstehen. So soll sich der Goldpreis "unter Berücksichtigung der normalen Zyklizität bis 2027 bei 2.100 USD/oz einpendeln."
Die Analysten empfehlen einen Blick in den Rückspiegel. "Da die Goldpreise nach mehreren Jahren mit Rekordhochs häufig fallen, halten wir es derzeit für unwahrscheinlich, dass sie unsere Erwartungen über einen längeren Zeitraum hinweg dauerhaft übertreffen werden."
Zudem deckten sich längerfristigen Kursziele von S&P Global oft mit den Planungspreisen der Goldproduzenten für Investitionsentscheidungen. "Daher weisen unsere Annahmen für viele Rohstoffmetalle oft von Höchstständen abwärts und von Tiefstständen aufwärts", heißt es weiter.
Ein Kursziel bei 2.100 USD: Die meisten Analysten sind wesentlich optimistischer und verweisen auf die günstige monetäre und geopolitische Gemengelage für Gold. Dennoch wächst die Zahl der Marktteilnehmer, die das Edelmetall als überbewertet einstufen.
"Gold war der am stärksten überbewertete Vermögenswert"
In der Mai-Ausgabe der Fondsmanager-Umfrage der Bank of America etwa stuften 45 % der Anleger Gold als "überbewertete" Anlage ein – gegenüber 34 % im April, als der Goldpreis Rekordhöhen erreichte. Francisco Blanch, Leiter der Abteilung für globale Rohstoffe bei BofA, kommentierte gegenüber Bloomberg: "Ich denke, die Gold-Geschichte ist ziemlich eindeutig … Wenn wir uns unsere globale Umfrage unter Fondsmanagern ansehen, war Gold im gesamten Spektrum der am stärksten überpositionierte Vermögenswert."
Die Bank hatte zuvor ein Zweijahresfenster für den Goldpreis von 3.500 Dollar festgelegt, das bekanntlich vorzeitig erreicht wurde. Ihre jüngste Prognose für 2025 und 2026 lag bei 3.063 Dollar bzw. 3.350 Dollar pro Unze.
Deutlich optimistischer ist der in Liechtenstein ansässige Goldfonds Incrementum, der in einem neuen Bericht im Basisszenario einen Preis von 2.942 Dollar pro Unze bis zum Jahresende und 4.821 Dollar pro Unze bis zum Ende des Jahrzehnts prognostiziert. Fondsmanager Ronald-Peter Stöferle sieht Gold am Anfang einer möglicherweise langen Hausse.