Wahlen in Argentinien: Turbo für den Bergbau?
Wie groß das Potenzial ist, zeigt ein Blick auf die Geologie. Diese weist erhebliche Ähnlichkeiten zu jener des benachbarten Chiles auf – bekanntlich der weltgrößte Kupferproduzent. Bislang produziert in Argentinien nur eine Kupfermine: Glencores Bajo de la Alumbrera.
Einzelne weitere Projekte wie etwa Josemaria von Lundin Mining und Los Azules von McEwen Mining sind in der Planung. Der ganz große Boom aber bleibt aus. Der Grund: Bergbauunternehmen hoffen, dass die schwierigen politisch und regulatorischen Bedingungen mit den durch verschiedene Regierungen eingeführten Kapitalkontrollen, Einfuhrverboten und Ausfuhrzöllen sich signifikant verbessern.
Der argentinische Lithiumsektor boomt
Dabei beweist der Lithiumsektor, dass Bergbau in Argentinien durchaus funktionieren kann. Insbesondere in den nordwestlichen Provinzen Catamarca, Jujuy und Salta haben Unternehmen viele Investitionen getätigt, um das Batteriemetall in den hochgelegenen Salzseen zu gewinnen.
Die Folge: Trotz der schlechten Rahmenbedingungen weist die argentinische Lithiumindustrie derzeit das stärkste Wachstum weltweit auf. So soll sich die Produktion bis zum Ende des Jahrzehnts auf fast 300.000 Tonnen Lithiumcarbonatäquivalent pro Jahr verzehnfachen.
Beispiele für Lithiumprojekte in Produktion oder im Bau gibt es genügend. Lithium Americas, Ganfeng Lithium und JEMSE betreiben das Caucharí-Olaroz-Projekt und investierten zusammen 1 Mrd. USD. Eramet steckte 735 Mio. USD in das Centenario-Projekt, das ab Mitte nächsten Jahres 24.000 t LCE pro Jahr produzieren soll. Galan Lithium begann im August mit dem Bau des Projekts Hombre Muerto West, das ab Mitte 2025 5.400 t LCE auf den Markt bringen wird.
Erfolge bei Lithium nicht auf Kupfer übertragbar
Doch die Erfolge im Lithiumsegment sind nicht auf Kupfer übertragbar. Lithium wird durch vergleichsweise kleine Solebetriebe gefördert. Die Preise für das Batteriemetall sind hoch, die Investitionskosten liegen typischerweise unterhalb von 1 Milliarde USD. Kapitalkontrollen, Wechselkurs- und Zollschranken lassen sich in dieser Größenordnung noch beherrschen. Für ungleich größere Kupferprojekte gestaltet sich die Situation deutlich schwieriger. Nicht selten sind hier Investitionen von mehr als 5 Milliarden USD erforderlich.
Argentinien befindet sich wirtschaftlich in einer ausgesprochen schwierigen Situation und ist mittlerweile eine der abgeschlossensten Volkswirtschaften der Welt. Von den internationalen Märkten ist das Land weitgehend abgeschnitten – spätestens, seit Buenos Aires bei der Rückzahlung von IWF Krediten in Verzug geraten ist und dennoch keine fiskalischen Kürzungen umsetzen will.
Der Staat wird durch die Druckerpresse finanziert. Die Konsequenz: Die jährliche Inflationsrate von über 100 % könnte sehr rasch auf 200 % ansteigen. Das jedenfalls hält der ehemalige Wirtschaftsminister Nicolas Dujovne für möglich, der darauf verweist, dass die Zentralbank heute über negative Nettoauslandsreserven von 10 Milliarden USD verfüge.
Unausweichlich ist der Absturz der heimischen Währung Peso. Die sozialen Konsequenzen: Mehr als 40 % der Argentinier leben unterhalb der Armutsgrenze, weniger junger Menschen nehmen ein Studium auf als in Chile oder Peru.
"Alle Kandidaten sehen den Bergbau als Chance"
Die Präsidentschaftswahlen an diesem Wochenende gelten deshalb als die zweitwichtigsten seit Jahrzehnten. Gleichzeitig besteht große Unsicherheit im Hinblick auf den Ausgang. Die Wähler können sich zwischen der regierenden linken Koalition, der traditionellen Mitte-Rechts-Opposition und der Bewegung des libertären Populisten Javier Miley entscheiden.
Miley erhielt bei den offiziellen Vorwahlen am 13. August gut 30 % der Stimmen. Er will die Wirtschaft mit drastischen Maßnahmen wieder auf Kurs bringen. Dazu gehören nicht nur Deregulierung und Ausgabenkürzungen, sondern auch die Abschaffung der Zentralbank und die Dollarisierung der Wirtschaft.
Neben dem Getreidesektor und dem Schieferfeld Vaca Muerta – der das Land bis zum Ende des Jahrzehnts zu einem Ölxporteur machen wird – steht vor allem der Bergbau im Fokus der Suche nach neuen wirtschaftlichen Potenzialen. Ignacio Celorrio von Lithium Americas sieht darin Chancen. "Das Gute ist, dass jetzt alle Kandidaten den Bergbau als Chance sehen. Das war in der Vergangenheit nicht der Fall".